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Nasuwofsky Msumofskn
stammt einer durch ihre romanhaften
Schicksale besonders interessanten Familie,
deren Geschichte verschieden erzählt wor
den, aber in den Hauptmomenten immer
übereinstimmt. Obgleich in Rußland ge
boren und in russischen Diensten stehend,
spielt R. doch in den eisten Iahrzehnden
deS laufenden Jahrhunderts in Wien
eine so große Rolle und nimmt nament
lich auf das musikalische Leben daselbst
einen so hervorragenden Einfluß, daß die
Aufnahme seines Namens in diese« Leri
kon gerechtfertigt erscheint. Andreas ist
der Sohn des Fürsten Cy r i l l Rasu»
mofsky aus dessen Ehe mit einer ent»
femten Verwandten her russischen Kaise»
rin El isabeth, mit,Hath a r in a Na»
risch kin. Andrea HMitzlt im Eltern»
hause eine vortreffliche Erziehung und
soll noch den Straßburger Dichter und
Schöngeist Heinrich Ludwig Nicolay,
welcher den-Unterricht seiner älteren Brü°
der geleitet, zum Hofmeister gehabt ha-
ben. Von seinem Vater zum Seewesen
bestimmt, mußte Andreas früh auf
englischen Schissen die Lehre durchmachen,
so daß er schon im Jahre l770 unter
Admiral Tlphinstone in den griechi»
schen und türkischen Gewässern sich be»
fand, wo unter Or lof f 'S Befehl die
Seeschlacht von ChioS geliefert wurde.
R. wurde nun Fregatten»Capitän und
erwartete mit seinem Schiffe in Lübeck
die Landgräsin von Hessen»Darm»
stadt mit ihren drei Töchtern, deren
eine-, Wi lhe lmine, die Gemalin des
nachmaligen Kaisers Pau l wurde und
als Paul 's Gemalin den Namen Na>
tal ie Aler iewna erhielt. Rasu»
mofsky's Begegnung mit der anmuthi»
gen Prinzessin auf dem Schiffe soll, nach
Schnztzler's quellenmäßiger Durstet»
lung, nicht ohne Einfiuß auf seine weite-
ren Geschicke gewesen sein. Es hatte sich nämlich zwischen ihm und ihr ein Nin>
Verständniß entwickelt, wozu Rasumof»
S ky'S inniger Verkehr mit Paul , dessen
Iugendgespiele er gewesen, zum Ueber-
flufse die günstigste Gelegenheit darbot.
Nach dem Tode Natalien's wurden
die Briefschaften gefunden, welche daS
erwähnte Verhältniß zwischen ihr und
Rasu mofsky außer Zweifel stellten,
und R. war nahe daran, von Pau l für
den ihm angethanen Schimpf nach Sibi-
rien geschickt zu werden, aber die Kaiserin
Kathar ina, welche jedeS Aufsehen ve»
meiden wollte, trat vermittelnd ein, und
R. wurde 1776 nach Venedig mit dem
Titel eines außerordentlichen Gesandten
in Verbannung geschickt. R. reiste über
Wien auf seinen Posten. Bald nach sei»
ner Abreise aber erhielt er die Bestim»
mung nach Neapel, wo damals Karo»
l ine Maria von Oesterreich i^Bd. VI,
S. 398, Nr. 181^, eine Schwester Kai-
ser Joseph'S I I . , regierte. So kalt R.
in Folge seiner in Wien gemachten über»
müthigen Aeußerung, ei gehe nach Nea»
pel, „um dort den Herrn zu spielen",
am Hofe der Königin Ka rol ine Maria
empfangen wurde, so verstand er es doch,
durch seine körperliche Schönheit und
seine geistreichen Monieren bald einen
Umschlag zu seinen Gunsten hervorzu»
bringen u»d wurde der Liebling der Kö>
nigin. Nack einem mehrjährigen Aufent»
halte in Neapel wurde R. als Gesandter
nach Kopenhagen geschickt, wo er bald
durch den Baron Aleris vonKrudenei
abgelöst wurde. Indem er nun einige
Zeit, wie es scheint, ohne Dienst in Pe>
tersburg verlebte, erhielt er im Jahre
1786 den Gesandtschaftsposten in Stock-
Holm, wo er die dort herrschenden Par-
teiungen so zu Rußlands Zwecken auszu»
beuten wußte, daß König Gustav,von
Schweben in einem an die Kaiserin Ka»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rasner-Rhederer, Band 25
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rasner-Rhederer
- Band
- 25
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 446
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon