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Nautenftrauch Nautenstrauch
Orgelbrand, gr, 8".) Bd. XXI, S.. L4. —
d. i, Geschichte der böhmischen Literatur (Pra
1849, «wullö, 4».) Zweite, von W. W, T o
m el besorgte Ausgabe, S. Ll? sonach diese»
geboren am 22. März l??0). — Nllro
Li«t^, d. i. Volkszeitung (Prag), l86t, in
der lrilischen Beilage (kriUokä VMod^)
Nr. ».
Rautenstranch, Johann (Schrift
stel^er, geb. 10. Jänner 1746, gest.
zu Wien 8. Jänner I80l), Die eigend
lich biographischen Daten überRauten>
st rauch, der in der Theresianisch>Iose>
phinischen Periode in Wien eine so her»
vorragende Rolle spielte, sind unendlich
spärlich. Der Mann, der eine ungemein
große literarische Fruchtbarkeit entwickelte
und in den Culturverhältnifsen Wiens
zu seiner Zeit die Rolle eineö sogenann
ten „Aufmischers" spielte, verdient eine
eingehendere Behandlung. Alles, was
über ihn vorliegt, beschränkt sich au
durchwegs sehr lückenhafte Verzeichnisse
seiner Schriften, welche Herausgeber die-
ses Lexikons durch Mithilfe eineS Freun»
des, der wohl die reichste Collection
VisnusnLia, besitzt, zum ersten Male in
einer der Vollständigkeit nahekommenden
Uebersicht auf S. 68 mittheilt. I n E»
langen geboren, kam N,, wie Baader
berichtet, frühzeitig nach Wien, wo er
feine ganze Lebenszeit zubrachte und im
Alter von 86 Jahren starb. Tc lebte in
Wien als Licentiat der Rechte, Hofagent
und Schriftsteller. Er schien im Anbeginn
dem dramatischen Fache sich widmen zu
wollen, denn, wie die „Chronologie
des deutschen Theaters" (Leipzig 1774),
S. 347, schreibt, hatte im Jahre 1774 die
Direction des Wiener Theaters mit ihm
und Weidmann einen Accord geschlos»
sen, daß jeder jährlich sechs Stücke lie»
fern solle. Woher Baader die Notiz
hat, daß er kaiserlicher Pensionist gewe» sen, gibt er weder an, noch ist Näheres
darüber irgendwo aufzufinden. Ginige
feiner Schriften, die von Bücherfreunden
sehr gesucht werden und bereits ziemlich
selten sind, wirbelten viel Staub auf.
Durch und durch freisinnig, Anhänger,
Vertheidiger und Lobredner aus Ueber»
zeugung der Iosephinischen Reformen,
hatte er natürlich die Gegner derselben,
namentlich die Partei Fast, Spenger,
Pochlin. auch zu seinen Gegnern, die
er aber unablässig bekämpfte, obgleich
auch fie ihm immer hinter der Ferse
waren. Mit seiner Wochenschrift: „Die
Meinungen der Vabet", deren Autor»
schaft und Herausgabe ihm jedoch ab-
gesprochen wird und von der in den
Jahren 1774 und 1778 zwei Bände er»
schienen sind, war er nicht glücklich und
mußte sie auch aus Mangel an Theil»
nähme einstellen, hingegen hatte sein
1773 aufgeführtes Lustspiel: „Der Jurist
und der Bauer", womit er im Wiener
Publicum sich erst recht bekannt gemacht,
sehr gefallen, Noch mehr richtete sich die
Aufmerksamkeit aus R. durch das nach»
stehende Treigniß. Im August 1780 war
der Cassier deö Wiener Hauptsiegelamtes,
Math ias Neinisch, wegen Stempel»
Mischungen zum Tode durch den Galgen
verurtheilt worden. Alle Versuche, seine
Begnadigung zu erwirken, scheiterten an
dem unbeugsamen Entschlüsse der Kaise»
rin, weiteren Vergehen ähnlicher Art
durch dieses Beispiel strenger Gerechtig»
keit vorzubeugen. Da erhielt die Kaiserin
wei Tage vor der bereits festgesetzten
Hinrichtung am Morgen des 17. August
eine versiegelte Schrift, in welcher ein
mit mehreren und sehr triftigen Gründen
belegtes Gnadengesuch für den Verur-
heilten, der am nächsten Morgen hinge»
'ichtet werden sollte, enthalten war. Die
Kaiserin las es, schickte das Gesuch.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rasner-Rhederer, Band 25
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rasner-Rhederer
- Band
- 25
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1868
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 446
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon