Seite - 20 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rhedey-Rosenauer, Band 26
Bild der Seite - 20 -
Text der Seite - 20 -
Nicci Nicci
5)67» a^o?-" (der Deserteur auS Liebe)
wieder gut. R i c c i zählte damals
34 Jahre und hatte 20 Opern, von
denen der größere Theil gefallen, ge«
schrieben. Er stand auf der Höhe seines
Ruhmes, Neapel feierte seinen Sohn
durch Serenaden, Bankette, sein Name
stand in- allen Journalen, auf Jeder»
manns Lippen. Wenn ihm aber auch
von allen Seiten Huldigungen darge
bracht wurden, der Maestro selbst fühlte
doch immer, daß mit diesen Carnevals
scherzen und Bacchanalien, deren höchster
Ausdruck in den berückenden Klängen
einer Tarantella gipfelte, keineswegs das
Ideal der Kunst erreicht war. obgleich
er doch auch begreifen mußte, daß, wie
sein Naturell angelegt war, er aus dem
ihm von der Natur angewiesenen Kreise
nicht treten durfte. Die deutsche'Musik,
deren Studium er begonnen hatte, fes«
selte ihn immer mehr und erschien ihm
so bedeutsam, daß er eines der freilich
edelsten Werke deutscher Tonkunst, Mo-
zart's „^0226 äi ÜA2.ra", sich zum
Muster nahm und geradezu nach dem-
selben Titel und fast gleichen Libretto
eine Musik schrieb, die von den Italienern
als „gelehrt" und „Nachahmung deutscher
Musik" bezeichnet wurde, aber bei der
im Herbste 1837 zu Mailand ftattgehab-
ten Aufführung gar nicht gefiel. Dieser
Erfolg befremdete, ja entmuthigte ihn, er
glaubte das Resultat feines Strebens
von der oberflächlichen Menge verkannt;
er setzte Alles daran, seinem Werke Aner-
kennung zu verschaffen, und als er damit
scheiterte, wurde er schweigsam, nach-
denklich, unzufrieden mit sich selbst, und
ging so weit, daß er den Entschluß faßte,
nicht mehr für die Bühne zu schreiben.
Als zur selben Zeit, 1837. der doppelte
Posten eines Musikdirectors, Na68tro
. am Isatro Fiknäe und eines Chordirectors an der Kathedrale
von San Quisto in Trieft ausgeschrieben
wurde, bewarb sich Ricci um diese
Stellen und erhielt sie. Seit dieser Zeit
wirkte R. bis zu seiner Erkrankung auf
diesem Posten. Mehrere Jahre blieb er
nur mit den Verrichtungen seines Amtes
beschäftigt. Thatsächlich war die Wirkung
seines Mißmuthes über den Mißerfolg
seines letzten Werkes so nachhaltig gewe«
sen. Erst eine Herzensneigung, die ihn
im Jahre 1843 erfaßte, sollte die alten
Lebensgeister und den alten Schaffens'
drang wecken. Ricci hatte in einem
Concerte, das im ^oairo üioäraiQÄtioo
stattgefunden, die beiden deutschen Sän»
gerinen Lydia undFrancesca Stolz
aus Prag kennen gelernt, an die ihn
bald ein freundschaftliches Verhältniß
knüpfte, das zwischen Lydia und ihm
sich zu einem engeren Herzensbunde ge«
staltete, denn Lydia wurde ein paar
Jahre später seine Gattin. Als sich die
Schwestern der italienischen Oper zu-
wandten, vermittelte ihnen Nicci ein
Engagement in Odessa, und um dem
Mädchen seiner Wahl nahe zu bleiben,
nahm er selbst einen einjährigen Urlaub,
begleitete die Geschwister nach Odessa,
wo er für den dortigen Impresario eine
ernste Oper: „^,a, so^'^tt^'a cks^s ^lst«-
's" (die Einsame aus Asturien) compo»
nirte und welche dort auch mit Beifall
gegeben wurde. Nachdem die Saison zu
Odessa beendigt war, reiste R. mit den
Schwestern nach Constantinopel. wo ihm.
da eben seine beliebte Oper „Zoarg.-
eoig." auf dem Theater in Pera gege-
ben wurde und sehr gefiel, von seinen
talienischen Landsleuten die freundlichste,
ja enthusiastischeAufnahme bereitet wurde.
Als er dann 1843 nach Triest zurück-
gekehrt war, schrieb er gemeinschaftlich
mit seinem jüngeren Bruder Federico
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Band 26
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rhedey-Rosenauer
- Band
- 26
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 436
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon