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Nichter, Anton 3 29 Anton 3
Herz. Mit wahrer Pietät schloß sich R.
an ihn an, erkor ihn ganz zu seinem Vor«
bilde und verband sich endlich am 3. No.
vember 1803 mit dessen Tochter Io -
Hanna'. Durch Rich ter's Verbindung
mit der Familie Leiten berg er erwuch-
sen ihm auch namhafter Credit und
materielle Mittel, mit denen er, wohl
vorbereitet, thatkräftig und besonnen den
Grundstein zu seiner höheren Selbststän»
digkeit und Zukunft legte. .Die vermit«
telnde und gleichsam nur passive Thätig,
keit des Kaufmannes mit der selbsterzeu«
genden, also activen des Producenten zu
vertauschen: das wurde für Richter
Bedürfniß für jetzt, Endziel für die
Zukunft. Wie es kam, daß R. bei seiner
ursprünglichen Neigung für die chemi»
schen Zweige der Fabrication sich zuvor«
derst auf die Zuckerfabrication ver»
legte, ist nicht bekannt; so viel nur weiß
man, daß ihn sein gelehrter Landsmann
Mikan, Professor der Chemie in Prag,
schon 1810 mit seinem Rathe unterstützt,
zu chemischen Untersuchungen beigezogen
und 1812 an Richter's ersten Versuchen
in der Ahorn», dann Nunkelrübenzucker«
Erzeugung Theil genommen hat. Seit
dem Jahre 1787 hatte eine Actiengesell»
schaft in dem aufgehobenen und damals
leerstehenden Cistercienserkloster zu Kö»
nigsaal eine Zuckerraffinerie unter der
Direction eines Herrn von Sauvaigne
gegründet. Diese Anstalt fristete sich meh-
rere Jahre bis 1803 fort. Es war im
Jahre 1812. als Richter dieselben
Localitäten, in welchen die verschollene
böhmische Actiengesellschaft einst Zucker
rafsinirt hatte, von der k. k. Staats-
guter-Administration käuflich an sich
brachte. Schon unter dem 20. August
1812 war ihm daS k. k. ausschl. Landes»
prjvilegum auf die Zuckerfabrication,
d. h. auf die Verarbeitung des fremden Rohzuckers, verliehen worden. R.'s Raf»
finerie war eine der ersten dieser Art im
Innern der Monarchie. Bei der günsti»
gen örtlichen Lage seiner Fabriksanstalt
setzte Richter seine ganze erste Begeiste»
rung, feine Energie, sein Vermögen auf's
Spiel. Er hatte gerade einen Industrie»
zweig ergriffen, welcher wegen der Zoll»
Verhältnisse nach Aufhebung der Conti»
nentalsperre bis zum Jahre 1819 nicht
zu betreiben war. Ein bedeutendes An»
lagecavital war somit verloren, die
Fabrication hörte auf, und erst in späte»
ren Jahren hatte Richter die Genug«
thuung, seine dießfalligen Verbindlich-
ketten erfüllen zu können. Diese Schule
des Unglücks bewog Richter, sich auf
ein anderes Geschäft zu verlegen. R.
erkannte, wie Sachsens Baumwollspin«
ner eben durch die Kontinentalsperre sich
bereichert und ihrem Geschäfte einen blü-
henden Fortbestand gesichert hatten. Dieß
reizte R. zur Nachahmung. Er etablirte
eine Baumwollenspinnerei nebst Nanking»
Fabrik, hatte aber dieselbe, noch ehe sie
gänzlich vollendet dastand, anUlbrich
in Reichenberg verkauft. Nun warf sich
Richter auf die Leinengarnspinnerei.
Damals wurde das Garn nur von Men»
schenhänden, zumeist durch die Flachs»
und Hanfspinner des Riesengebirges. be°
sorgt; es war also Rich ter's Unterneh-
men eine Art Factorei. R. sah sich auf
bloßen Handel eingeschränkt, was aber
seinem productiven Streben unmöglich
lange behagen konnte. So fährte ihn sein
rastloser Thätigkeitstrieb im Jahre 1817
mit seiner Familie nach Wien, wo er sich
in der Kattundruckerei versuchte, einer
Branche, die ihn auch in der Ferne mit
den dießfalligen großen Anstalten seiner
Heimat in Zusammenhang erhielt; das
Glück war ihm jedoch in Wien ebenso
wenig hold, und 1818 zurückkehrend.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rhedey-Rosenauer, Band 26
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rhedey-Rosenauer
- Band
- 26
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 436
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon