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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rhedey-Rosenauer, Band 26
Seite - 356 -
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Seite - 356 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rhedey-Rosenauer, Band 26

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Nosegger 336 Nosegger geistig verkommen. Peter's Vater konnt weder lesen noch schreiben, seine Mutte aber hatte von ihrem Großvater, de früher Schullehrer in einer Gemeind« und spater Köhler war, die Buchstaben kennen gelernt und konnte in der Kirche ein Gebetbuch brauchen, was im Gebirge schon große Gelehrsamkeit ist. Peter als der Erstgeborne war bestimmt zum dereinstigen Besitzer des elterlichen Hau ses und hätte so des Schicksal seiner armen Landsleute getheilt, aber es sollt anders kommen. Im Jahre 1848 wnrd in einer Nachbarspfarre ein alter Schul« meister verjagt, da derselbe eine freie, fortschrittliche Gesinnung bekundete. Brot los kam der Verbannte in die kleine Waldgemeinde Alpl und bot sich an, daselbst von Haus zu Haus zu wanderr und den Kindern das Lesen zu lehren wenn man ihm Brot gebe. Da sich dei alte Mann auch noch zum Streuhackei und anderen häuslichen Verrichtungei herbeiließ, so waren die Alpler bereit ihn anzunehmen. Peter war damals sünf Jahre alt und hatte nun Gelegen- heil, lesen und schreiben zu lernen; er war der getreueste und oft der einzige Schüler des alten Lehrers. Dieser starb indeß nach wenigen Jahren und Peter sollte nun das Lernen wieder aufgeben; cr war auch schon alt genug, sich den bäuerlichen Arbeiten zu widmen. Er that cs mit Fleiß, aber seine Seele war nicht bci der Arbeit, die wandelte auf dem Wege weiter, auf den sie durch den alten Schulmeister geleitet wordm war. Peter verschaffte sich einige alte, meist religiöse Bücher, die er wiederholt durchlas, und auS denen er seinem Vater oft halbe Nachte vorpredigte und die Predigten hernach nach eigenen Anschauungen er» läuterte. Das waren Peter'S erste Geistesübungen. Spater bekam er von einer alten Frau in Kneglach Reise« beschreibungen, Wochenschriften und Ka- lender. Nun ging dem Knaben ein Licht über die Welt auf. Besonders einen mit Bildern versehenen Volkskalender gewann er lieb, und beschloß bei sich, jeden fol« genden Jahrgang desselben zu kaufen. Um aber diesen Kalender zu kaufen, hätte Peter jahrlich 60 Kreuzer übrig haben muffen. Da das natürlich nicht der Fall war. fo verzichtete er auf den gedruckten Kalender, nahm sich aber vor, sich auf weit billigerem Wege so einen eigenen Kalender anzuschaffen. Er kaufte sechs Bogen Papier und Tinte und Feder, und begann selbst ein solches Jahrbuch nach dem Muster des Volkskalenders zu schrei« ben. Er machte dazu eine Dorfgeschichte, einige Gedichte, Beschreibungen u. f. w. und illustrirte ste nach bestem Können — da war das Buch fertig. Das war Rosegger's erste schriftstellerische Thät igkei t . Er sehte ste eifrig fort. und wenn er auch tagüber bei den Arbei- ten seines'Vaters helfen mußte, so saß er in der Nacht beim großen Gesmdetisch oder beim Backtrog oder Nudelbrett und schrieb bei der mißlichen Kienspanfackel Kalender, Zeitschriften und Bücher wun» derlichsten Inhalts, oft religiösen, auch weltlichen und humoristischen, aber stets möglichst vornehmen Styles; er spielte den Gelehrten. Die Leute, die solches Treiben sahen, schüttelten die Köpfe, der Vater ließ es jedoch geschehen, so lange sein Söhnlein durch solche Dinge nicht die Arbeit versäumte, sobald Peter aber einmal von der Tageszeit ein Viertel» stündchen zum Büchermachen benutzen wollte, kam er mit der Ruthe und erin» nerte ihn nachdrücklich an seine Pflichten. So lange Peter zu den Wald» und Feldarbeiten noch zu schwach war, mußte r die Rinder hüten; da hatte er denn
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Rhedey-Rosenauer, Band 26
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Rhedey-Rosenauer
Band
26
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1874
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
436
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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