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Denker und gründlicher Theolog bekun»
dete. Schon damals erregte Rosmin i
mit seinen Arbeiten die Aufmerksamkeit be>
deutender Männer, und Aleffandro Man«
zoni sBd. XVI, S. 406) stand nicht an.
den Ausspruch zu thun, Rosmin i , den
er damals übrigens persönlich gar nicht,
sondern nur aus feinen Schriften kannte,
sei ein großer Mann. vom Himmel der
Kirche und Italien gesendet. Im Jahre
1828 begab sich Rosmin i wieder nach
Italien und verweilte daselbst anderthalb
Jahre. In dieser Zeit stellte ihn Capel-
la r i . damals bereits Cardinal, dem
Papste Pius VI I I . vor, der ihn mit
großem Wohlwollen aufnahm und sich
mit ihm über seine philosophischen Schrif-
ten unterhielt. I n den nächsten Jahren
versah R. folgeweise verschiedene geist>
liche Aemter, bis er zum Erzpriester er»
nannt wurde. Er lebte immer in Rove»
redo und beschäftigte sich mit dem Ge-
danken der Stiftung eines neuen geist»
lichen Ordens. Durch Schriften für seine
Zwecke zu wirken, erschien ihm nicht mehr
ausreichend: er legte, um sich ganz seinen
Ideen hinzugeben^ sein Pfarramt in Ro«
veredo nieder, begab sich nach Mailand,
wo er einige Zeit die Gastfreundschaft
deS oonte Mel ler io in Anspruch nahm
und dort die Ordensregeln der verschie-
denen Klöster und Stifte studirte und
insbesondere den Ursachen nachforschte
welche diese Institute in eine ihrem ur-
sprünglichen Zwecke entgegengesetzte Rich-
tung ausarten. ja diese Statten der
Zucht und Sitte nicht selten in Herbergen
der Unzucht und Leidenschaften ausarten
ließen. Der Orden, mit dessen Stiftung
seine Gedanken sich ernstlich beschäftigten,
sollte eine Wehr gegen solche Ausartung
bilden. Seine Mitglieder sollten Priester
der Vorsehung oder der Barmherzigkeit
heißen, und er selbst wollte an der Spitze dieser Gesellschaft stehen, welche auS Ge-
lehrten und unterrichteten Menschen zu-
sammengesetzt sein und zugleich mit dem
Predigtamte auch das Lehramt ausüben
sollte. Um sich ganz in seine Idee zu
vertiefen und den Plan auszuarbeiten,
zog er sich auf den Monte Calvario nack
Domodofsola zurück und schrieb daselbst
die Ordensregeln und die Einrichtung
dieser neuen Religionsgenossenschaft nie»
der. Ein wichtiges Moment dieser neuen
Gesellschaft bildete der Gedanke: daß
dieselbe fick als Pf leger in und
Freundin der neueren Wissen»
sckaft gestalte, daß sie sich den
bürgerl ichen, religiösen undpo»
liNschen Fortschritten der Neu-
zeit nicht feindselig gegenüber
stelle, sondern vielmehr diesel-
ben, wenn sie als richtig und
zweckmäßig erkannt worden, mit
al len ihr zu Gebote stehenden
Kräf ten fördere. RoSmini degad
sich nun nach Rom, um die päpstliche
Genehmigung für sein neues Institut zu
erwirken, woran er um so weniger zwei«
felte. als mittlerweile sein Freund C a-
pel lar i als Papst Gregor XVI. die
Tiara trug. Aber RoSmini hatte sick
verrechnet und hatte eben vergessen, wie
die Leidenschaften und nicht die Ueber«
zeugungen echter frommer Sitte, wie die
Intriguen und nicht die Menschenliebe
die Welt regieren. RoSmini war nach
Rom gekommen und hatte in seiner Ein»
fält sein Project offen und klar ausein-
andergesetzt und erwartete die päpstliche
Genehmigung. Indessen hatten sich die
Jesuiten des Gegenstandes bemächtigt
und bald herausgefühlr, wie in einem
solchen Orden ihnen ein noch mächtigerer
Gegner erstand, als sie ihn bereits in
den aufgeklärten, wissenschaftfreundlichen
Benedictinern besaßen. Cardinal Po l i
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Rosenberg-Rzikkowsky
- Band
- 27
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1874
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 386
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon