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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
Seite - 241 -
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Nuf 241 Nick berühren und gar nicht zu berühren brau» chen, und so ging denn sein Leben ohne innere, durch religiöse Bedenken und Zweifel hervorgerufene Stürme dahin. Es sei, meint er, ein unphilosophisches Unternehmen, den Glauben philosophisch widerlegen zu wollen. Seine Devise lau- tet: „Gebet dem Glauben, was des Glaubens, und dem Wiffen. was des Wissens ist." I n früheren Jahren hat er die Ergebnisse seines Denkens in apho« ristischer Form in Saphir 's „Humori» sien", in den „Memorabilien der Zeit", im „Phönix" und in einigen anderen, meist auswärtigen Blattern niedergelegt. Dabei stand er mit den feinen Geistern seines Vaterlandes, die viel zu früh für dasselbe, das unter mönchischem Zeloten« thume und bischöflicher Zuchtruthe ver° kümmerte, das Zeitliche gesegnet haben, in engem Verkehre. Zu den Männern seines Umganges zahlten F l i r , Schö» nach, Schul er u.A. I n seinem Berufe aber, als Caplan in der Irrenanstalt, fand er das reichste, noch wenig gepflügte Feld für seine geistige Thätigkeit und das Studium der Geistesstörungen be» schäftigte ihn vor Allem. Nachdem er lange geforscht, untersucht, gelesen und studirt hatte, trat er im Jahre 1332 mit der ersten Frucht seiner Beobachtungen und Studien über die menschliche Psyche — die Titel seiner Schriften folgen auf S. 242 — vor das Publicum, das in dieser Arbeit bald erkannte, daß eS mit einem selbstfchöpferischen Denker zu thun habe. Er weist in seiner Schrift nach, daß die Basis der Schuldzurechnung eine höchst unsichere sei und unser Urlheil die größte Behutsamkeit anzuwenden habe, damit es nicht den Gestörten mit dem Verbrecher, den Unschuldigen oder doch Unzurechnungsfähigen mit dem wahren Verbrecher vermenge. DieseS aus der u. Wurzdach, diogr. Lcrikon. XXVII. ^Gcd Schule der Klagen und der Leiden, des Elends und des Jammers, wie es in der Vorrede ausgesprochen ist, hervorgegan- gene Buch zeigt ebenso große Belefenheit als eigenes Nachdenken, und ganz von dem Geiste tiefer Humanitität durchweht, empfiehlt es in der Kritik menschlicher Fehler eine Milde und Schonung, wie sie selbst bei den besten Christen nicht immer zu finden ist. I n einer anderen, mehrere Jahre spater erschienenen Schrift liefert R. wichtige Beiträge zur richtigen Beurtheilung der Delirien. Und auch in seinen folgenden Arbeiten pflügt er nicht das weite, unübersehbare Feld der „ewig grauen Theorie", sondern immer auf den Standpunct der Praxis sich stellend, gibt er wohl durchdachte, eben durch seine eigene Praxis erprobte Rathschlage, wie dem Uebel zu steuern und wie man es besser zu machen habe. So ist denn N. bei der Pflege solcher Studien und im steten Verkehre mit den vom Unglücke am schwersten heimgesuchten Menschen all« mälig zu einem vollendeten Menschen» kenner geworden, der mit seinem tief» dringenden Blicke in den Geheimnissen der menschlichen Seele liest, ehe der Mund dieselben verkündet, und dem die Heilung der kranken Seelen besser ge« lingt, als vielen anderen geistlichen und weltlichen Aerzten. Caplan Ruf ist daher die Zuflucht und der Gewissensrath aller deren in der Umgebung, welche sich in ihren Zweifeln nicht mehr selbst zurecht' finden oder im Glauben einen Leitstern suchen. Er hat für Jeden, der ihn heim» sucht, eine Arzenei, welche ihn beruhigt, und ihm, wenn möglich, den inneren Frieden wieder gibt. Da?) auch solch ein stiller und segensvoll wirkender Weiser nicht unangefochten seinen Lebenöpfao dahingehen konnte, versteht sich bei dem Zwiespalte der menschlichen, aus Dämon . 10. Mai l8?4.l 16
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Rosenberg-Rzikkowsky, Band 27
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Rosenberg-Rzikkowsky
Band
27
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1874
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
386
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
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