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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Saal-Sawiczewski, Band 28
Seite - 292 -
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Sauter 292 Sauter welches aber immer eigentlich erst am Abend begann, wenn er im Kreise seiner Bekannten in Lerchenfeld im Gasthaufe „zur blauen Flasche" seinem Humor die Zügel schießen ließ oder über Aufforde rung seine poetischen Arbeiten vortragen mußte: Ueber sein Leben in diesem Kreise schreibt sein Freund und Biograph I u liuS von der T raun : „Freilich fehlte es in diesem Kreise sonst achtbarer Bürger auch nicht an Schmeißfliegen, denen der , burleske cynische Sonderling" lieber war. als der Dichter Sauter. Doch redliche Achtung der Besseren des Kreises schützte ihn und heilte schnell die Wunden, die muthwillige und übermüthige Buben seinem leicht versöhnlichen Herzen geschla» gen hatten. Oft aber preßten ihm solche Beleidigungen bittere Thränen aus. I n solchen Augenblicken fühlte er schmerz« lich, daß nur seine selbstverschuldete Le« bensstellung ihn diesen Angriffen bloß» stellte." In dieser Weise, nur manchmal „die blaue Flasche" mit dem schüttigen Gastgarten des alten Klosterhofes zu Weinhaus vertauschend, wo er dann in Einsamkeit feiner Muse Audienz gab, lebte S. fort, als im Jahre 4834 die Cholera, welche wieder Wien heimsuchte, auch den Dichter, der sich vor der Seuche sehr fürchtete, in nicht geringen Schrecken versetzte. Als ihn junge Aerzte im Gasthofe mit der Prophezeiung neckten, daß er der Seuche nicht entgehen werde und ihrem Seccirmefser verfallen müsse, entgegnete Sauter in heftigster Weise, „daß sie seinen Körper nicht verletzen dürfen", und in einen Strom von Thränen aus« brechend, rief er aus: „ Ihr dürft mich nicht bekommen, Ihr dürft mich nicht". Ob fie ihn für den Seccirtisch bekamen, weiß Herausgeber dieses Lexikons nicht; aber die Seuche bekam ihn. Er war nach Hernals, einem der Wien zunächst liegen« den Vororte, gezogen. Da starb am 27. October d. I . der daselbst wohnende Jugendschriftsteller Ebersberg ^Bd. I I I , S. 41H an der Cholera. S. begleitete am 29. die Leiche des Verblichenen zu ihrer letzten Ruhestätte; aber noch am Abende desselben Tages erkrankte er selbst an der Seuche, wurde in das improvisirte Choleraspital gebracht, das zu Dornbach war aufgestellt worden, aber schon am anderen Tage erlag er der Seuche. Er wurde auf dem Hernalser, Friedhofe be» stattet. Wenige Monate früher, als erden« selben besuchte, nachdem er einer Leiche die letzte Ehre erwiesen, gefiel ihm dieser Ort des Friedens. „Ein freundlicher Ort", bemerkte er zu seinem Begleiter, „dort der Galizinberg, rechts das Kahlengebirge, hier Bäume und Blumen. Hier möchte ich einst begraben sein." Auf die Ent« gegnung seines Begleiters, „daß der Währinger« Friedhof doch viel schöner sei", erwiederte Sauter : „Schubert, Beethoven sind wohl dort, es ist mir aber dort zu aristokratisch — zu viele Monumente". Eine Schaar erlesener Freunde begleitete S.'s Leiche zu Grabe. Der dramatische Schriftsteller Friedrich Kaiser sBd. X, S. 360) sprach am Grabe Worte der Erinnerung; ein Freund hatte die Bahre des Dichters mit einem Lorbeerkranze geschmückt und ein Doppel« quartett sandte dem Verewigten die wehmüthigen Klänge der Trauer nach. „Ein Freund", „berichtet Ju l i us von der T raun , „bat den Tydtengräber, eine Locke von Sauter's Haaren abzu« schneiden; er werde sie abholen. Als er sie andern Tages abverlangte', erzählte der Todiengräber, eine schwarzgekleidete Dame, 40—30 Jahre alt, habe die Locke bereits in Empfang genommen. Niemand weih, wer diese Dame gewesen. Der Dich. ter hätte sie vielleicht aus längstvergan-
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Saal-Sawiczewski, Band 28
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Saal-Sawiczewski
Band
28
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1874
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
414
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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