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Schabus 26 Schabus
Lebensende inne gehabt hatte. Dieses
letztere wurde in wirklicb bedauerlicher
Weise herbeigeführt. Schon das Leiden
und der darauf gefolgte Tod seines
Bruders Georg, an dem er mit ech
brüderlicher Liebe hing. hatten ihn tie
erschüttert. Er verfiel in eine andauernd«
Schwermuth, zog sich von allem mensch
lichen Umgänge zurück und reiste, um
dem Verlangen seines Herzens nachzu-
geben, nach Funchal, um wenigstens am
Grabe seines Bruders zu weilen. Zu
Anfang des Studienjahres 1864 kehrte
er von seiner Reise zurück und es schien
die Schwermuth gewichen zu sein. denn er
war nun einigeZeit heiter und frohen Ge«
müthes. Plötzlich erfaßte ihn aber die alte
Schwermuth und eine unnennbare Sehn«
sucht nach Madeira, um dem Grabe seines
Bruders nahe zu sein. Dazu gesellten sich
körperliche Leiden, die seine Stimmung
nur noch mehr verdüsterten. Da geschah
es, daß am 20. August sein Heimatsort
Dellack durch eine Feuersbrunst zerstört
und die Habe eines dort noch lebenden
Bruders und der verheiratheten Schwe«
ster vernichtet wurden. Sofort reiste S.
nach der Stätte des Unglücks ab und
wurde von dem Elende, das sich nun
seinen Blicken darbot, derart ergriffen,
daß sich von nun an sein Denken ver-
wirrte, er im steten Wahne war, man
wolle ihn vergiften, welcher ihn zuletzt so
folterte, daß er, um seinen Martern ein
Ende zu machen, selbst Cyankali nahm.
das ihn augenblicklich tödtete. Wenn man
die wissenschaftliche Thätigkeit S.'S in's
Auge faßt, so stellt sich uns in dem so
unglücklichen Manne eine ganz eminente
Persönlichkeit dar. Er war ein Natur-
forscher, der zu den schönsten Hoffnungen
berechtigte, seine „Bestimmung der Kry.
stallgestalten« wurde von der kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften mit dem Preise gekrönt, die Sitzungsberichte der
mathem.'Naturw. Classe der genannten
Akademie enthalten mehrere seiner chemi.
schen Abhandlungen: mit Professor I .
Poh l machte er eine sehr große Zahl tri»
gonometrischer. barometrischer und bypso«
metrischer Höhenbestimmungen. Insbe«
sondere besaß er die Gabe. den natur«
wissenschaftlichen Lehrstoff in möglichst
faßlicher und anschaulicher Weise darzu»
stellen, daher seine Lehrbücher als Muster«
bücher ihrer Art gerühmt werden, und
ebenso verstand er eS, seinen Gegenstand
in klarer, leicht verstandlicher Weise vor«
zutragen. Sein Biograph sagt in dieser
Hinsicht: „Derselbe Mann, der in den
letzten Jahren vielseitig als Menschenfeind
betrachtet wurde, war für den Kreis der
Wenigen, welche ihm naher standen, ein
wahrer Menschenfreund". Die Titel sei«
ner Schriften sind, und zwar der selbst«
ständig erschienenen: „VeichttllZ5liche An-
illngsyrnnde der Mturlehre" (Wien 1834:
40. verb. Aufi. mit 349 in den Text
eingedr. Holzschn. 1863. 8".); — ,Ne>
Stimmungen der Krrzztallgestlllten im chemischen
Vllbaratllnnm erzeugter Verbindungen" (ebd.
1833, 80.); — „Gwlchügl der PhuM"
(ebd. 1836; 4. Aufl. mit vielen in den
Text eingedr. Holzschn. 1866, 8".); —
Lehrbuch der Nlinrrlllllgie" (ebd. 1838, 8".);
— in verschiedenen periodischen Wecken,
und zwar in den Denkschr i f ten
mathem.«naturw. Classe der kais. Akade«
mie der Wissenschaften: „Monographie
des EuklaseS" (Bd. V I , l834); — in
den S i t zungsber i ch ten mathem.«
naturw. Classe derselben Akademie:, Ueber
die Krystallform deS BleicyansulfürS"
(Bd. IV, 1830); — »Ueber die Krystall-
form deS Bleichlorids, Eisenchlorürs und
Eisenchlorur-KaliumchloridS" (ebd.); —
.Neber die Krystallform deS Barium«
PlatiN'Cyanürs und Kalium«EiseN'Cya»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Band 29
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sax-Schimpf
- Band
- 29
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 374
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon