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ebenso als Künstler wie als Menschen
gefeierten Mannern übte nachhaltigen
Einfiuß auf S.'s empfängliches Gemüth.
Von anderen bedeutenden Personen,
welche S. in Paris kennen lernte, seien
noch Kalkbrenner und Onslow
genannt. Durck Habeneck's Vermitt-
lung erlangte S. die große und von
Vielen vergebens angestrebte Gunst, sein
Concertstück 0pu8 10 in einem der Oon-
certs Lpiritusis vorzutragen. Die Com>
pofition fand ungetheilten Beifall, S.
erhielt die Ehren-Medaille äs la. äoolöts,
Beweise wohlwollendster Anerkennung
namhafter Künstler und den Besuch
Auber's. Sein Name wurde in den
besten Kreisen genannt und bekannt, auch
an vortheilhasten Anerbietungen fehlte
es nicht, aber die Sehnsucht nach Wien
zog ihn im Herbste 1843 wieder dahin
zurück. Dort war indessen der Capell«
meister Nicolai eingezogen und hatte
neueS Leben in die schon ziemlich
erschlafften musikalischen Kreise gebracht.
Er hatte die philharmonischen Concerte
in's Leben gerufen und das Orchester des
Kärnthnerthor>TheaterS in musterhafter
Weise geschult. S. selbst trug einige
seiner neuen Compofitionen in Concerten
vor, wo sie Beifall fanden und damals,
um die Wirkung einzelner Instrumente
genau zu studiren, componirte er für
Ul lmann. Mitglied des Kärnthner-
thor.OrchefterS, eine große Phantasie für
Oboe mit Orchester und Soli'S für Cello.
Horn und Trombone. Im Winter 1844
wollte S. in seiner Vaterstadt München
sich hören lafsen und war deßhalb mit
einem Freunde in brieflichen Verkehr ge«
treten, der ihm auch schrieb, daß er alle
Einleitungen für S.'s Auftreten getroffen
habe. Aber welche Enttäuschung! Da«
selbst verkam alles Musikleben unter dem
tyrannischen Gebaren des General.Musik. directors, Alles, was wirklich Talent
besaß und zu den besten Hoffnungen
berechtigte, ging unter den elenden Ge>
halten geistig und physisch unter. Der
Lebenssatz des Allgewaltigen war: „Mit
hungrigen Hunden sei gut jagen". Unter
solchen Verhältnissen fand sich S. nichtK
weniger denn behaglich und kehrte bald
wieder nach Wien zurück. Im Jahre
4845 besuchte S. Leipzig, wo er Men-
delssohn-Bartholdy kennen lernte
und von ihm in liebenswürdigster Weise
aufgenommen wurde. Ueber Aufforde-
rung Mendelssohn's spielte S. auch
eineS seiner Werke in einem Gewand«
haus.Concerte. Von Leipzig begab sich
S. nach Berlin. wo er von König
Friedrich Wi lhe lm und seiner Ge°
malin huldvoll aufgenommen wurde und
Letzterer sein Concert mit Orchester,
0xu8 10, zueignen durfte. Von Berlin
kehrte S. nach Wien zurück. Dort lebte
er nun, mit musikalischen Studien und
Unterrichtertheilen beschäftigt. Unter sol-
chen Verhältnissen kamen das Jahr 1843
und mit diesem die glorreichen, Oesterreich
aus den Banden unwürdiger Knecht-
schaft entfesselnden Märztage heran. Auch
S. wurde von dem allgemeinen Jubel
mitgerissen, verkehrte damals viel mit
dem eben in Wien anwesenden exaltirten
Li to l f f . patrouillirte als Garde vor
den Linien, um das Gesindel, das auf
Sengen und Brennen dachte, im Zaun
zu halten, und wie die Poesie, die mit
einem Male Freiheitslieder wie Pilze
aus dem Erdboden hervorschießen ließ,
blieb auch die Musik nicht zurück, und
auch S. trug sein Schärflein bei und
componirte ein Nationalgardenlied, wel>
cheS öfter von Strauß beim „Sperl"
gespielt wurde und bei Engel in
Wien im Stiche erschien, dann ein Po-
lenlied, das Mecchetti verlegte, Can-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Band 29
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sax-Schimpf
- Band
- 29
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 374
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon