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Schauer 99 Schauer
vortheilhafte Anerbieten, dankerfüllt für
so viel Wohlwollen, ablehnen müsse. Im
ersten Momente war Niedermayer,
wie es schien, ungehalten über S.'s Ab«
lehnung, aber bald, eine durch und durch
edle Natur, begriff er deS Jünglings
Kunststreben und wurde von nun an sein
väterlicher Gönner und Freund. Unter
seinem Einstuffe und des Professors Ioh.
Martin Fischer sBd. IV, S. 244) An-
leitung führte S. noch im nämlichen
Jahre den Metallguß des oberwähnten
„Philoklet" und bald darauf eine Büste
in Tiroler Marmor aus. Auch vollendete
er in dieser Zeit mehrere Modelle für die
k. k. Porzellanfabrik und im Auftrage
deS Grafen Cobenzl ein Marmorbas'
relief für das Picdestal zu Kiesling's
Gruppe „MarS und Venus", mit deren
Vollendung dieser eben in Rom beschäf-
tigt war. Gegenstand dieses Basreliefs
war: „Nie mn Hmmed uerVunblte Venus
kämmt Klagend n^ Mars", es ist in Carrara»
Marmor (1'10" hoch, 3'breit) ausge-
führt und befindet sich gegenwartig in
der Belvedere-Gallerie. Aber die für S.
so günstigen Aussichten trübten sich 1809
durch den Auöbruch deS Krieges, durch
Cobenzl's Abreise von Wien und dann
durch dessen bald darauf erfolgten Tod
in fast verhängnißvoller Weise. Das vor-
erwähnte Basrelief, das in der Aussüh»
rung trefflich gelungen war, gewann in»
dessen dem jungen Künstler die Gunst des
neuen Curators der Akademie, des Fürsten
Metternich, und ihreS neuen Prasi»
denten, des berühmten Sonnenfels,
und in Würdigung seiner in der Porzel»
lanfabrik geleisteten Dienste erhielt S.
auf Verwendung des Fürsten im Jahre
1812 auf zwei Jahre die durch Kies>
ling's Rückkehr aus Rom erledige Pen
sionarstelle. Im Frühlinge genannten
Jahres trat S. seine Reise nach dem gelobten Lande der Kunst an, in welchem
er über zehn Jahre, bis zum Frühlinge
1823, geblieben war. Dort widmete er
sich mit unermüdetem Eifer seinen künst>
lerischen Studien und Arbeiten, trat mit
den Koryphäen der Kunst, mit Corne»
l ius, Veit. Schnorr, Overbeck,
Heß, Koch in engeren Verkehr, be-
freundete sich mit Männern wie Eber»
hard, Müller, Rebell. Scheffel
von Leonhardshoff, Vogel u. A.,
und erwarb sich durch sein schönes Be»
nehmen und seinen kameradschaftlichen
Sinn die Liebe und Achtung seiner Kunst»
genossen. I n dieser Zeit entstanden
zahlreiche Entwürfe von Kunstwerken,
welche seine Mappen füllten, darunter
sein Amazonenzug und die Ideen zu
einem Grabdenkmal für Andreas Ho«
fer, welche letztere er selbst mit der
Radirnadel auf Kupfer übertrug. An
plastischen Arbeiten aber entstanden in
dieser Zeit: „Her Genius des Gubrö", Grab>
denkmal, in carrarischem Marmor ausge«
führt für die Ruhestätte der Baronin von
Pi l lersdor f auf dem Ortsfriedhofe
zu Hietzing nächst Wien; — „Gin geMgelter
Amor" in natürlicher Knabengröße; —
„Gine kniemde Vknu5", dann mehrere Bü-
sten, darunter die kolossale des Feldmar«
schalls Fürsten Schwärzend erg für
die Walhalla u. dgl. m. Bei seinem Ab«
schiede aus Rom veranstalteten ihm zu
Ehren seine Freunde ein Fest und S.
konnte erkennen, wie viele Freunde durch
sein charaktervolles, edles Benehmen er
gewonnen. Im Frühling 1823 war er
nach Wien zurückgekehrt, wo er noch im
nämlichen Jahre zum Professor der Bild-
hauerkunst an der k. k. Akadmie ernannt
wurde. Einen ihm um diese Zeit gewor«
denen ehrenvollen Ruf nach München
hatte er abgelehnt. Bis an sein uner«
wartet — nach einer ganz unbedeutenden
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Band 29
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sax-Schimpf
- Band
- 29
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 374
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon