Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Lexika
Wurzbach-Lexikon
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sax-Schimpf, Band 29
Seite - 305 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 305 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sax-Schimpf, Band 29

Bild der Seite - 305 -

Bild der Seite - 305 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sax-Schimpf, Band 29

Text der Seite - 305 -

Schikanedcr 303 Schikaneder das Zwerchfell, aber die Mache hatte S. heraus, er kannte die Bretter, welche die Welt bedeuten und kannte die Men» schen, welche auf den Brettern suchen, was sie in der Welt nicht finden. Ueber Schikaneder's Charakter ist Manches geschrieben und seine Gewissenlosigkeit gegen Mozar t ihm höher angerechnet worden, als es recht ist. S. hat gegen Mozar t gehandelt wie ein Komödiant, deßwegen war er durchaus kein böser, hinterlistiger, tückischer Mensch; er war überhaupt nur. wie ihn Mozar t , der doch mit ihm befreundet war, leichthin, ohne eS gar zu ernst zu meinen, nannte: ein Lump. Schmidr-Weissenfels schildert ihn zutreffend:. ein Mann der Speculation und daher der Schulden, ein Gourmand wie Einer, verliebt, witzig und Schauspieler bis zum Schlafengehen (ein wahrhaft geflügeltes Wort). Er hatte Helden gespielt und tragische Rollen, dann hatte er als Komiker die Wiener entzückt, als Possenschreiber seine Beliebt- heit erhöht, als Scbauspieldirector zuletzt daS glücklichste Talent eines solchen ent- faltet. Schikaneder war der Mann deS Tages in Wien; die genialen Lieder« lichen, die Künstler und Cavaliere waren seine Freunde, die besten Gasthäuser seine Ruhepuncte, die Frauen die Spielbälle seiner Launen. Er verstand, sybaritischen Luxus zu entfalten, immer Geld zu haben, immer lustig zu sein; er aß sehr oft. sehr gut und trank dazu sehr viel. daher war er auch sehr dick und fett. Seine Equi» pagen waren fürstlich, seine Geliebte kannte die Kunst, ihn zu ruiniren, seine Tafel war immer offen und cardina« lisch. Er liebte nie allein zu sein, am allerwenigsten beim Essen; dazu hatte er seine Gäste, lauter feste Trinker und siotte Geister, worunter auch Mozar t gehörte (den er noch in Salzburg kennen v. Wurzbach, biogr. Lonton XXIX. gelernt,, wo dieser für ihn im Jahre 4780 die zweiactige Oper „Zaide" com« ponirt hatte). S. war der beste Gesell« schafter, unermüdlich im Erzählen seiner Abenteuer und von Schnurren, Schwä« chen hatte er natürlich zahllose; er schrieb z. B. Opernterte, bildete sich ein, nicht allein ein großer Schauspieler, ein großer Dichter, sondern auch ein großer Sänger und Musiker zu sein. Singen konnte er wie eine Krähe und seine Musikkenntnisse entsprachen der Klaviatur eines 3eier< kastens (hier geht Schmidt-Weifsen- fels offenbar zu weit; Schikaneder war wirklich ein bedeutender Schauspie« ler. namentlich Komiker, und ein ganz tüchtiger Musiker). Er hatte in Allem einen glücklichen Instinct für Volks- thümlicheS und war reich an Ideen, welche in der Bearbeitung eines GenieS zu großartigen Erfolgen werden konnten. Wenn nicht besondere Capricen der Liebe, der Gourmandize und der Kunst ihn plag« ten, war Politik sein Lieblingsthema. Jede Rede. er mochte eine große Weltbegeben« heit berichten oder eine noch größere prophezeien, begleitete er mit den effect» reichen Worten: „Ich sag' Ihnen, wir werden noch Etwas erleben", dann blies er die Backen auf und er hatte ordent« liche, stieß ein tragisches „Puh" heraus und stärkte sich durch einen halben Fasan und eine Flasche Champagner". So Schmidt -Weissenfe lS" . —> Als Schauspieler war S. gar nicht so unbe- deutend, wie man im Allgemeinen es glauben machen will. Ein zeitgenössisches Werk. welches kurze, aber treffende Cha- rakteristiken deutscher Schauspieler in den Achtziger.Iahren des vorigen Iahrhun« derts enthält, bezeichnet ihn als „einen Principial, der in der Wahl seiner Stücke nicht nur sehr sorgfältig, sondern der auch jeden seiner Acteurs an seinen 4.April 1375.) 20
zurück zum  Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sax-Schimpf, Band 29"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Sax-Schimpf, Band 29
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Sax-Schimpf
Band
29
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1875
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
374
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich