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^793 die Oper zum 8ii. Male gegeben wurde,
kündigte S. diese Aufführung als die 100. an.
In gleicher Weise, um deü Besuch zu beleben,
kündete er die am 20. October 1793 stattae«
habte 135. Aufführung als die 200. an. und
noch immer wollte der Zulauf nicht abneh.
men. Nach Jahren wiederholte sich dieses
Schauspiel wieder, jedoch auS anderen Mo»
tioen. Es war im Sommer 1811, als die
Concurrenz-Vorstellungen der „Zauberflöte"
im Hof-Operntheater und im Theater an der
Wien. welch letzteres GrafPäl f fy dirigirte.
stattfanden und in der Hofoper Weinmül»
ler (Sarastro), MadameMilder (Tamino,
in der Hofoper war dieser Part auf Sopran
tranSponirt). Madame Nosenbaum (Koni»
gin der Nacht) mit For t i . Franz Wi ld
und Madame Campi im Theater an der
Wien wetteiferten. — Nun nach schriftlich
aufgefundenen Andeutungen wäre die Allego»
rie der „Zauberflöte" die folgende:
Personen:
Die Königin der
Nacht Die frühere Regierung.
Pamina, ihreToch«
ter Die Freiheit, welche immer
eine Tochter des Despo»
tismuS ist.
Tamino Das Volk.
Die drei Nymphen
der Königin .. . Die Deputirten der drei
Stände.
Sarastro Die Weisheit einer besseren
Gesetzgebung.
Der Priester des
Sarastro DieNationalversammlung.
Papageno Die Reichen.
Eine Alte Die Gleichheit.
MonostatoS, der
Mohr Die Emigranten.
Sclaven Die Diener und Söldner
der Emigranten.
Drei gute Genien. Klugheit, Gerechtigkeit und
Vaterlandsliebe, welche
Tamino leiten.
Die Idee, welche diesem Stücke zum Grunde
liegt, ist: Die Befreiung des französischen
VolteS aus den Händen des alten Despotis.
mus durch die Weisheit einer besseren Gesetz,
gebung. Der Gang des Stückes ist demgemäß
folgender: Tamino wird von einer ungeheu»
ren Schlange (dem bevorstehenden Staats»
bankerotte), die ihn zu verschlingen droht, ver-
folgt. Die Königin der Nacht will ihn gern
retten, da auf der E.ristenz deS Tümino auch die ihrige beruht. Sie kann es aber nicht
allein und braucht daher ihre drei Nymphen
dazu, die auch das llnthier vernichten. Ta<
mino bricht in lauten Dank gegen seine Er»
retterinen aus, welche ihm überdieß noch eine
Zauberflöte schenken (die Freiheit, für sein
BesteS sprechen und sich beklauen zu dürfen).
Zugleich trägt ihm aber die Königin auf, ihre
Tochter aus den Händen einrs grausamen,
wollüstigen und tyrannischen Königs, de6
Sarastro. zu befreien, der sie ihr geraubt habe
und in einer Höhle verborgen halte. lim Ta»
mino noch mehr zu diesem Unternehmen zu
entflammen, verspricht sie ihm die Tochter
dann zur Ehe; aber sie täuscht ihn damit,
denn sie hat ihre Tochter schon längst dem
Monostatos zugesagt. Tamino schwört der
Königin, alle Kräfte anzuwenden, ihr die
geraubte Tochter wieder zu bringen. Die
Königin aber läßt ihm sagen, daß er sich bei
seinem Abenteuer nur ganz auf die Leitung
dreier guter Genien verlassen solle. Tamino
tritt nun seine Fahrt an. in Begleitung Pa»
pageno's (der Reichen, die, weil sie vor der
Revolution gegen Clerus und Adel zurückge,
setzt waren, zur Staatsumwälzung gern ihre
Hand boten). Er kommt zu Sarastro und
erstaunt, in ihm an Stelle eines grausamen
Tyrannen einen glänzenden und geliebten
Regenten zu finden Sarastro erscheint auf
einem von wilden Thieren gezogenen Triumph»
wagen, um anzudeuten, daß gesetzgebende
Weisheit die natürliche Rohheit des Menschen
milvert und Alle sich ihr gern unterwerfen.
Statt den Tamino, wie dieser besorgte, feind«
selig zu behandeln, kommt ihm Sarastro
würde- und liebevoll entgegen und theilt ihm
mit, daß er. von der Königin der Nacht be«
trogen, offenbar in sein Unglück rennen würde,
wenn er Willens wäre, den Versuch zur Aus»
führung seines Vorhabens zu wagen, und
bietet ihm freiwillig an, ihn in den Tenipcl
der Ehre und Glückseligkeit zu führen, wenn
er ihm folgen wollte. Tamino, gerührt von
der Güte des trefflichen Alten, überzeugt von
der Wahrheit seiner Aeußerungen, überläßt
sich nun mit ganzer Seele dem Sarastro,
besonders da ihm dieser feierlich verspricht,
ihm die holde Pamina zur Ehe zu geben.
Sarastro beruft nun seine Priester zusammen,
um ihnen zu sagen, daß er den Tamino werth
halte, in. den Tempel der Ehre und des
Glückes aufgenommen zu werden. Das freu«
dige Ergebniß dieser Verhandlungen verkünden
die Priester durch wcilschallende Sprachrohre,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sax-Schimpf, Band 29
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sax-Schimpf
- Band
- 29
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 374
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon