Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Lexika
Wurzbach-Lexikon
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schindler-Schmuzer, Band 30
Seite - 79 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 79 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schindler-Schmuzer, Band 30

Bild der Seite - 79 -

Bild der Seite - 79 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schindler-Schmuzer, Band 30

Text der Seite - 79 -

Hchlegcl 7 Dienste, besonders dadurch, daß er ihr die politische Richtung gab, in welcher sie die Reaction gegen Frankreichs Einfluß unter-- stützen half. Er begnügte sich nicht mit patriotischen Gedichten, mit der zärtlichsten Pfleae altdeutscher Erinnerungen, sondern er wurde auch katholisch, diente dem k. k. Cadi- net gegen Frankreich und suckte als Geschichte Philosoph dem Katholicismus eine neue Wich» tigkeit zu geben, um ihn als eine Waffe gegen den Einfluß Frankreichs zu gebrauchen. Er war im Bunde der Hierarchie und alten Monarchie gegen die frivole französische De» mokratie und Militärdespotie ein sehr ein« flußreiches Mittelglied. Gleichwohl gehört er weniger der Nomantik, als derjenigen Pro> fusion an, die wir später im Capitel von der Vermischung aller Geschmäcke näher besprechen lverden. Er wandte sich nachahmend als Dichter und beurtheilend als Literarhistoriker auch zum Antiken. Er war der Erste in Deutschland, der sich mit dem Studium des Indischen beschäftigte und uns deßfalls eine neue, reiche, wunderbare Welt der Betrach» tung öffnete. Er huldigte endlich auch im grellsten Widersprüche mit seiner hierarchischen Tendenz der allerfrivolsten Modernität. I n Paris selbst konnten die ausgelassensten Wei> ber der reich gewordenen Sansculotten in ihren griechischen Costümen nicht frecher sein, als des frommen Schlegel's „Lucinde". Doch wird die Wollust hier mit demselben Kunstenthusiasmus entschuldigt, wie in den Werken Heinse's. und Schlegel, dessen mystische Richtung sich auch hier nicht uer» kennen läßt und der durch den Umgang mit Noval is an Paradoxen gewöhnt war, glaubte die niedrigste Sinnenlust und die erhabensten Gefühle verbinden zu dürfen und proclamirte eine Religion der Wollust. S. machte den Weg auS der wildesten Schwel« gerei in die Klosterhallcn. I n seiner „Lucinoe" hatte er nach Hein se's Lebenskunst, d. h. die Raffinerie einer durch geistige Reize noch pikanter gemachten Wollust gelehrt. Die allzu frauenhaft gespannte Muskel erschlaffte aber bald bei ihm und ruhte aus iin frommen Speck und er lehrte uns nun, wie schön es einst im Schooße der allein selig machenden Kirche gewesen sei. Dieses schamlose Buch und daß er Proselyt wurde, daß er nicht blos gegen Frankreichs Einfluß als Patriot, sondern gegen alle freien Regungen in Deutsch, land selbst und nicht nur gegen die politische, auch gegen die religiöse Freiheit, gegen die l Schlegel Reformation u. s. w. auftrat, und als Ge< schichtsphilosoph von diesem Parteistandpuncte aus mit bezahlter Feder ein von der Wahrheit weit entferntes Bild der Vorzeit entwarf — das hat ihn unpopulär gemacht, das hat man seinen glänzenden Talenten und seinen frühe- ren patriotischen Verdiensten nicht verziehen." Noch sind bemerkenswertb: 1. Johann Hein- rich Schlegel (geb. zu Peinzing in Böt> mcn. Geburtsjahr unbekannt, gest. zu Prag im September 1742). Er war ein Schüler des geschickten Malers Peter Johann Bran> del sBd. I I , S. 113). in dessen Manier er auch malte, ohne jedoch sein nicht unbedeu« tendes Vorbild zu erreichen. Seit dem Jahre 1729 bis an sein im Jahre 1742 erfolgtes Lebensende hatte S. sich in Prag aufgehal» ten und dort mehrere Werke, Historien und Altarbilder, vollendet, welche sich zerstreut in Böhmen vorfinden. ^Neue Bibl iothek der schönen Wissenschaften und freien Künste, Nd. 20, Stück,l. S. 146. — Dlaöacz (Gottfr. Ioh.), Allgemeines historisches Künst- ler-Lerikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1813. Gottl. Haase. 4<>.) Bd. I I I , Sp. 46. — Nagler (G. K. Dr.). Neues allgemeines Künstler» Lexikon (München 1839. E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XV, S. 267.) — 2. Joseph Schle. gel (geb. zu Linz 1803). Nachdem er seine Studien am Prager Polytechmcum gemacht, trat er iin Jahre 1822 bei der Katastralvcr, messung als Adjunct ein und wurde im fol« gendrn Jahre Grometer. Als solcher war er duich acht Jahre, bis 1831, in Steiermark, Karnthen, Krain, Oberösterreich und Salz» bürg in Verwendung. Darauf widmete er sich in Karnthen dem Eisenhüttenwesen, wurde Eisenwerksdirector zu Frantschach bei Wolfs- berg und 1837 Hüttendirector in Praevali. Durch 17 Jahr«- »ersah S. daselbst seinen Dienst, bis ihn körperliches Leiden nöthigte, im Jahre 1834 in den Ruhestand zu treten. Er zog sich nun nach Grah zurück, wo er, wenngleich im Ruhestande, doch in seinem Fache thälig zu sein nicht aufhörte. Schon im Jahre 1848 war S. in's politische Leben geirrtrn. da er damals als Abgeordneter des Wahlbezirkes Völkrrmarkt in den österreichi« schcn Reichstag gewählt worden war, jedoch hatte er bald sein Mandat niedergelegt und war an seine Stelle der Aovocat Dr. Ma» thias Rulitz getreten. Im Jahre 1861 und 1867 wurde er von der Leobener Handels» kanmier in den stcicischen Landtag und von
zurück zum  Buch Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schindler-Schmuzer, Band 30"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Schindler-Schmuzer, Band 30
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Schindler-Schmuzer
Band
30
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1875
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
398
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich