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Schlier 100 Schlier
nach GrĂĽndung des Mozarteums, tra
S. von seinem Posten ab und zog sich
ganz in's Privatleben zurĂĽck. Unbeachtet,
ja vergessen lebte er. der mit seinen Tönen
die Salzburger so oft erfreut hatte, in
einsamer Ruhe in Ischl, wo er sich nach
seiner Heirath im Jahre 4842 niederlieĂź,
später in Salzburg, und wäre wohl seine
nie gedacht worden, wenn nicht sein im
Alter von 8l Jahren erfolgtes Ableben
ihn in daS Gedächtniß der Zeitgenoffen
zurĂĽckgerufen hatte, denn eine wohlge<
meinte Erinnerung im Feuilleton der
„Salzburger Zeitung" an Schlier'S
89. Geburtstag ging — wie das schon
Menschensitte — kaum bemerkt vorüber.
Schlier war. alS er stard, der lctzte
namhafte Salzburger SchĂĽler Michael
Haydn's. Er ruht auf dem Friedhofe
zu St. Sebastian, wo er als k. k. Ossi-
cier mit OfficierSehren bestattet und von
der Salzburger Liedertafel sein Sarg
mit einem Ehrenkcanze geschmĂĽckt wurde.
Schlier war ein ungemein fleiĂźiger und
vielseitiger Componist, er componirte
Lieder, Chöre. Instrumentalsachen, Kir»
chenstĂĽcke, Ăźest- und GelegenheitsftĂĽcke
und fĂĽr das Theater. Die Zahl seiner
Eoinpositionen — eine Uebersicht dersel.»
ben folgt auf nächster Spalte— erhebt sich
auf nahezu hundert theils größere, theils
kleinere Nummern. Im Stiche sind davon
nur sehr wenige, kaum mehr als deren
zehn bis zwölf — sie sind in der Ueber»
ficht mit * bezeichnet — erschienen. Das
Mozarteum in Salzburg, die philhar»
monische Gesellschaft in Laibach und der
Musikvecein in Innsbruck haben S.
unter ihre Ehrenmitglieder aufgenommen.
Das Urtheil ĂĽber Schlier als Composi.
teur fassen Kenner dahin zusammen, daĂź
seine Arbeiten zwar nicht immer originell
sind, aber von liefem Studium und fei-
nem Geschmacke zeugen und immer den Stempel eines frischen, gesunden Talen-
tes an sich tragen. Als besonders gelun«
gen werden seine Cantaton und sein gro-
ĂźeS KsHuisiu. vom Jahre ^840 bezeich,
net. Auch in seinen Liedern war er init»
unter sehr glĂĽcklich.
I. Uebersicht der Compofitionen Johann Evang.
Schlier's. (Die mit einem ^ bezeichneten sind
im Stiche erschienen.) I. /est-Tomposltionen,
Cantateni StĂĽcke mit Vrchefterbegleitnng.
*Iubel«Ouverture in Ns zur Feier der Wie«
dergenesung deS Erzh. Rudolph. — Große
Cantate zur Jubelfeier des 40. RegierungS»
jabres des Kaisers Franz. — Cantate,
Salzburgs Dankgefühle anläßlich der Anwe«
senheit I I . MM. Franz und Karo l ina.
— Hymne von Klopstok: „Groß ist der
Herr". — Declamation mit Musik: „Herzog-
Leopold vor Solothurn". Von Col l in . —
Trauermarsch auf den Tod Franz' I. —
Orchesterbegleitung zur neuen österreichischen
Volkshymne. — „Würde der Frauen", von
Schi l ler. Cantate. — Cantate bei Gelegen»
heit der Installation des FĂĽrsten Schwar-
zenberg zum Erzbischof von Salzburg. —
Tirolerlied mit Variationen und Orchester-
begleitung. — Spanische National-Sympho-
nie. — Cantate zu emer 25jühngen Hoch»
zeitsfeier. — „hero und Leander". Gedicht
von Schi l ler . Cantate.
2. Compojitiouen fĂĽr die SĂĽhne. Die
lleberschwemmung von Wien, Melodrama
von Gleich. — Zweiter Theil von „Iulerl,
die Putzmacherin". — Ouvertüre zur Tragö»
die „Die Grafen Ogineky" von Hölz l , für ,
das Theater in Negensburg.
3. Compositionen fĂĽr Gesang, mit und
ohne Begleitung. Lied und dreistimmiger
Canon mit Orchesteroegleitung. — Lied und
Chor mit Flöten», Guitarre« und Pianoforte'
begleitung. — Lied und dreistimmiger Chor
mit Pianoforte. — "Schil ler 's „Ode an
die Freude" zu 4 Singstimmen und fĂĽr Chor,
4 Hörner, Pianoforte oder Guitarre. — Der
Kosak von Kotzebue, fĂĽr Gesang und Pia<
noforte. — Italienische Cantate a 4 vooi
oon Viu.no lorts. — Dreistimmiges Lied zur
Namensfeier mit Guitarre und Pianoforte.
— Trinklied mit 4 Hörnern und Guitarre. —
*Körner's „Schlachtgebet" für 4 Männer-
stimmen, 3 Hörner, 1 Trompete, 1 Trommel.
— Das österreichische Voltslied a 4 vooi,
4 corüi, Pianoforte und Guitarre. — *Po»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Band 30
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schindler-Schmuzer
- Band
- 30
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon