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nicbrerer von ihnen verlangten Puncte drängte,
46<8 eilte er dem kaiserlichen Feldherrn Graftn
Buquoi nach, nahm dessen Heere alles Vieh
und die Kriegscasse. 70.000 Gulden stark, ab,
fiel in Oesterreich ein und eroberte Swietla
durch nächtlichen Uebelfall. Joachim An
drcas war einer der entschiedensten Parteigänl
ger für die Wahl F riedrich's von der Pfalz
zum Könige von Böhmen, überbrachte dem
selben dessen Ernennung und bei dem darüber
ausgebrochenen Kriege befehligte er die scblr<
fischen Kriegsoölker. In der Schlackt am
weißen Berge nächst Prag am 8. November
1620 focht er sehr tapfer im Heere des Win.
terkönigs. Er war oberster Landrichter des
Königreichs Böhmen, geheimer Nath, Director
und Landvogt in der Oberlausitz Nach der
Schlacht am weißen Berge flob er nach Sach«
fen, wurde aber von dem Churfürsten dem
Kaisrr Ferdinand I I . ausgeliefert, ihm
wegen bewaffneten Aufruhrs undHochverrathes
der Proceß gemacht und er vcrurtheilt. daß
ihm zuerst die rechte Hand abgehauen, er
dann lebendig geviertheilt und die Stücke auf
den Straßen, Kopf und Hand aber am Brücken»
thurme angeheftet werden sollten, welcher
Spruch dahin gemildert wurde, daß ihm der
Kopf und die rechte Hano abzuhauen und
Beides auf genanntem Thurme aufzustecken
sei. Am Morgen des 24. Juni 1621 duldete
Graf Schlik vor seinen anderen Mitver«
urtheilten zuerst den Tod. Er erschien in einem
schwarzseidenen Rocke, ein Gebetbuch in der
Hand haltend, ohne Fessel und Bande, gleich«
wie die klebrigen. Seine Haltung war uner»
schrocken und er betete mit Andacht. Auf dem
Schaffotte angelangt, entblößte ihm sein Die«
ner den Hals; dann kniete der Graf auf das
schwarze Tuch nieder und unter Anrufung
Gottes fiel sein Haupt. Sein Dkner legte
hierauf oie rechte Hand des Entseelten auf
einen Block und der Nachrichter hieb sie ab.
Den Kopf und die abgetrennte. Hand nahm
der Nachrichter in Verwahrung, der Körper
aber wurde von sechs schwarzen verkappten
Dienern des Hingerichteten in dasselbe Tuch,
auf welchem er verblutet, gewick'lt und vom
Gerüste weggetragen; der Henker rührte den
Leichnam nicht an. Dem Grafen wird mit
Bestimmtheit die Autorschaft drr Schrift:
„Mardochaei, Iairi Sohn, aus dem Stamm
Benjamin an den Poeten bey dcm kän. Hof»
lager zu Susan in Sack und Aschen wegen
sein und aller ftandhafften Lutheraner war»
tend". welche unter dem Titel: „Gründliche. Widerlegung Calvinischer Lehre von der Per«
son des Herrn Christi" (1594, 4".) gedruckt
erschienen ist, zugeschrieben. Auch verfaßte er
die kurze Instruction von der königlichen
Erb» und der Stände Wablaerecktigkeit in
Böhmen, welche im 2. Vande von Goldast:
„Ds 5S8no Vodsniik" abgedruckt ist. Graf
Joachim Andreas hinterließ aus drei
Ehen drei Kinder, seine dritte Gemalin war
eine Freiin von OvperSdorf, welche sich
nachmals mit einem Mich na vermalte und
die Mutter des Wenzel Mich na von Wa<
cinow wurde. Mit seinem Sohne Ju l ius
erlosch dieser Nebenzwcig der Schlackenwerther
Linie oeS Hauses Schlik. lMeynert 's Ge.
schichte Oesterreichs. Bd. V, Abthlg. I, S. 328
u. 33l. — Maj lath lIoh. Graf), Geschichte
des österreichischen Kaiscrstaates, Bd. I I ,
S. 3l5 u. 37l,- Bd I I I , S. 33 ) — 29. I o -
hann Albin (geb. 4379, Todesjahr unbe«
kannt), von der Falkenauer Linie; ein Sohn
Christoph's und dessen erster Frau Katba<
rina Hrzan von Harr as. Johann Al-
bin war im Jahre 46l5 Commissär zur Lan-
desdefenston und wurde in den Jahren 4648
und 4619 zum Director und Landesrathe
aus dem Herrenstande gewählt. Er hielt fest
zu König Friedrich von der Pfalz und
wurden ihm in Folge drssen nach der Schlacht
am weißen Berge seine Herrschaften Falkenau
und Duppau confiscirt und erstere 4622 an
Otto von Nostitz. letztere an Wilhelm Ver.
dugo verkauft. Johann Alb in war seit
1639 mit Johanna von wildenfels vermalt
und mit seinen Söhnen stirb die Falkenauer
Linie der Schlik aus. Johann Alb in
selbst rettete nach der Schlacht sein Leben
durch rechtzeitige Flucht. Er soll, heißt es.
sich nach Schweden gewendet haben, wo noch
Nachkommen seines Stammes vorhanden sein
sollen. — 30. Johann Ernst (gest. 4 «23).
von der Falkenauer Linic^ ein Sohn des
Abun dus S. und Bruder Hugo's ^S. !4l,
Nr. 2<H. Gleich scim'M Bruder diente er
unter Mannsfeld in Ostfriesland, wo er
auch im Felde der Ehre den Tod fand. —
3l. Joseph Heinrich (geb. 14. October
4734. gcst. 43. December 4807). von der
Schlackenwetther Llnie; ein Sohn des Leo»
polo Heinrich Grafen Schlik ^S. tl3,
Nr. 34) aus dessen Ehe mit Mar ia Anto»
nia Gräsin von Frankenberg. Graf Io<
seph Heinrich widmete sich der diplomati.
schen Carriere und war 4786 Gesandter und
bevollmächtigter Minister am kön. dänischen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Band 30
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schindler-Schmuzer
- Band
- 30
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon