Seite - 128 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schindler-Schmuzer, Band 30
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Schlögl 128 Schlögl
Im Abschnitt:
! D. v.(eäic»t) (?. <3. H. Nus
welcher Veranlassung diese von Reich ye-
schnittene Medaille erschien, ist nicht bekannt.
Schlögl, Friedrich (Schriftsteller,
geb. zu Wien 7. December 4821). Von
dem äußeren Leben S.'s, der sich mit
einem Buche einen Namen gemacht, den
Andere mit einem Dutzend nicht erlangen,
ist wenig zu erzählen. Als Sohn armer
Eltern war er nack kaum beendetem
Gymnasium genöthigt, für seinen Unter»
halt selbst zu sorgen, und er that dieß,
wdem er im Jahre 5840 (theils auch,
um der Recrutirung zu entgehen) in eine
Militär'Rechnungskanzlei trat. wo er
gleich dem unglücklichen Dichter Emanuel
Hilscher ^Bd. IX, S. 20; Bd. XI ,
S. 432; Bd. XIV, S. 476) nun ver-
urtheilt war, im „rauschenden Lenz der
Jugend" bei der trockenen Arbeit einer
, Achtel« und Hundertelkreuzer" »Verrech»
nung und der Erlernung der Geheimnisse
deS nichts weniger als classischen „halb«
brüchigen" Bureaustyls geistig fortzuvegc«
tiren. Wir können nichl die lange Kette
von Geduldprüfungen und Entbehrun»
gen, welche S. mit noch vielen Anderen
zu erdulden hatte, Glied um Glied prü»
fen und abfühlen, genug im Jahre 1849,
nach neunjähriger DienfteSfrohne. betrug
fein Monatsgehalt 14 fl.! Nun wurde
er endlich zur Hofkriegsbuchhaltung über«
setzt, wo eS ihm aber nicht befser erging:
denn die endlose Leiter des AnciennitatS«
Avancements und daim die jeden braven
Staatsdiener entmuthigenden und deren
Hoffnungen völlig vernichtenden Reform«
Experimente erschöpften endlich auch seine
Geduld und Ende 1870 mußte der noch
immer „verdienstliche" Subalternbeamte
in Folge zerrütteter Gesundheit seine
Versetzung in den bleibenden Ruhestand
erbitten, welche ihm denn auch gewährt wurde. Wie S. unter solchen, den Geist
erdrückenden und jeden Flügelschlag der
Seele lahmenden Verhältnissen sich doch
zu geistigem Schaffen und einem Schaf,
fen. das seinem Namen bald in den
Schriftftellerkreisen Geltung und Gewicht
verschaffte, emporraffen konnte, das ver«
dankt er den ersten Eindrücken seiner
Jugend. so kümmerlich die Zustande
waren, in denen er sie verlebte. Sein
Vater, obwohl nur ein schlichter, blut-
armer Handwerker, fand nach deS Tages
Müh und Drangsal doch NacbtS so viel
Zeit und Muße. die — populärsten
Sch i ller'schen und Bürge r'schen Bal«
laden aus entliehenen Bücher abzu-
schreiben, um sie am nacbsten Abende
nach den »dürftigsten Einbrennsuppen
und Kartoffel'Souper" den Seinen —
vorzulesen. Der Vater besaß die Gabe
eines geschickten Vortrages. er las gut
und mit ergreifender Wärme, hatte er
doch gute Vorbilder, da die Declama«
tionskoryphäen der damaligen Glanz«
epoche des Theaters an der Wien feine
unverwelklichen Idealewaren und er vor»
dem auch häufig Zutritt in's Theater fand,
da seine Schwester, die einstmals viel«
genannte Tragödin Iosep hine Go tt«
dank, jenem Künstlerkreise angehörte.
Solchen häuSlichenVorträgen deS Vaters,
die seine ersten „Kunstgenüsse" waren,
lauschte nun der Knabe inmitten seiner
nicht minder aufmerksamen Geschwister
und bewahrte in Kopf und Herz. waS er
gehört. Diese ,Bildungsschule" war nun
freilich eine primitive und urwüchsige,
aber doch von nicht zu unterschätzendem
Einflüsse auf ein empfangliches Gemüth,
das die schmal zugemessenen Rationen
geistiger Nahrung bald selbst zu erhöhen
wußte, als der zum Jüngling heranrei«
sende Knabe die. ihm dargebotene Gele»
genheit enthusiastisch begrüßte, den ästhe«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Band 30
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schindler-Schmuzer
- Band
- 30
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon