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Schmidt) August 11 223 Schmiß August 41
freunde in's Leben gerufen hatte. So
sehr Schmidt für die Entwickelung des
musikalischen LebenS in Wien, nament-
lich durch Bildung von Vereinen, thätig
gewesen und als ausübender Musiker
überall mitthat, wo Noth an Mann war,
auf dem Felde der Composition ist er
zwar nicht ganz unthätig geblieben, doch
hat er stch auf demselben nur nebenbei
bewegt. Außer den schon erwähnten
Soldatenliedern, zu denen S. mitunter
ältere und schon bekannte Melodien be«
nützte, erschien von ihm im Stiche die
Compofition zu Jacob i's Lied: »Der
Kuß", mit Pianofortebegleitung, als Bei«
läge des Leopoldstädter Theater.Alma«
nachs für 1838; im nämlichen Jahre
inOesterlein's „Oesterreichischem Mor«
genblatte" die Composition zu I . N.
Vogl 's „Sei mir gegrüßt, Pannonia";
mehrere Partien von Schmidt compo«
nirter Walzer hatte Strauß (Vater) in
sein Programm aufgenommen und öfter
gespielt; sein Nationalgarde-Marsch für
eine Militarcapelle wurde im Jahre 1848
volksthümlich und aller Orten vorgetra.
gen; und mehrere Concertstücke für die
Violine kamen wohl in den Vereinen,
welche S. gründete oder doch gründen
half, zur Aufführung, wurden aber nie
gedruckt. Hingegen wurden von Schmidt
gedichtete Lieder ziemlich oft und von den
besten Componisten, wie schon bemerkt
worden, in Musik gesetzt. Als in den
Märztagen 1848 der alte Bann, der so
drückend über Oesterreich lag, gebrochen
und mit anderen Errungenschaften auch
jene der Errichtung einer Nationalgarde
gewonnen war. begrüßte auch S., der
ehemalige Officier, leichtbegreiflich freudig
dieses Institut, und als die Compagnien
zusammengestellt und ihre Commandan»
ten zu wählen waren, wurde S. zum
Hauptmann der 4. Compagnie des 6. Be« zirkes gewählt. Die Erlebnisse S.'S in
dieser nichts weniger als behaglichen
Stellung entziehen sich in einer ausführ«
lichen Darstellung dem Zwecke dieses
Werkes. Nur einige allgemeine Andeu«
tungen mögen als geschichtlich feststehende
Thatsachen hier am Platze sein. S.'S
Stationsplah befand sich auf dem Renn«
wege, während der ganzen Zeit seines
Commando's hatte daselbst weder ein
Auflauf noch eine Katzenmusik, welche
sonst allüberall taglich vorzukommen pfleg-
ten, stattgefunden. Verschiedene Versuche
des täglich wachsenden Proletariats, das
die Ambraser Sammlung, die kostbare
Bildergallerie im Belvedere und daS
UniforM'Depot der Arcierengarde in den
Bereich seiner Besiherwerbungspläne ge»
zogen hatte, blieben, Dank der Energie
Schinidt 's, welche der Gallerie.Director
Kraf f t , der CustoS Beigmann und
der Feldmarschall-Lieutenant Mengen
in eigenen Dankschreiben rühmend aner-
kannten, unversehrt. Die immer sich wie»
derholenden Arbeiterunruhen nahmen die
Thätigkeit Schmidt's als National-
garde»Hauptmann in nicht geringem
Maaße in Anspruch, und als die October<
tage herankamen, bestand S. mit sei»
ner Compagnie die Feuerprobe. Graf
AuersPerg hatte mit der Wiener Gar<
nison im fürstlich Schwärzender g«
schen PalaiS Posto gefaßt, von dort
schickte er. während er mit dem Reichs«
tage feindlich verhandelte, Sendboten an
Wind isch .Grä tz und Ie l laö iä ,
welche immer näher heranrückten, um die
Stadt mit den eisernen Armen ihrer
Armeen zu umfassen. Die Haltung des
Militärs gegen die Garde war eine auS>
gesprochen feindliche. Da mit einem Male
kam an Schmidt am 12. October die
Meldung, die ganze Wiener Garnison
habe sich aus dem Staube gemacht, er
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Band 30
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schindler-Schmuzer
- Band
- 30
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon