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diesem Zwecke zu gelangen, bat er um
Erlafsung der wechselsweisen Mitdirection
deS Zeichnens bei der Akademie und
behielt blos daS Directorat über die
Kupferftecherschule, und nun widmete
er sich ausschließlich seiner Kunst und
förderte mehrere Werke zu Tage, die
seinem Namen in der Geschichte der
Kupferstecherkunft eine bleibende und her»
vorragende Stelle sichern. ^Die Ueber«
ficht derselben folgt auf S. 330.) Mit
ihm beginnt eigentlich die Geschichte der
Kupferstecherkunst in Oesterreich, denn,
was vor ihm in dieser Richtung geschah
' und vorhanden ist, ist nicht der Rede
werth, mit ihm zugleich aber erreicht sie
ihren Höhepunct, denn wohl arbeiteten
nach ihm noch Künstler, wie Adam,
Kohl , John u.U., aber Blatter, wie
Schmutzer'S Rubens-Blatter, stach kein
Zweiter mehr. Erst in neuester Zeit hebt
sich diese durch die Erfindung der Photo«
graphie und Albertotypie ganz in den
Hintergrund gedrängte Kunst unter den
Au/spicien des kunstsinnigen Franz Gra»
fen Crennevil le wieder und leistet
höchstbeachtenswerthe Werke. S
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stach nicht allein eine Reihe glänzender
Kunstblätter, er bildete auch mehrere
ausgezeichnete Schüler, die, wenn sie auch
den Meister nicht erreichten, doch dem»
selben immerhin Ehre machten, es seien
beispielsweise genannt: Jacob Adam,
Christoph Wilhelm Bock. Friedr. Aug.
Brand ^Bd. I I , S. 111), Joseph
Eißner sBd.IV, S. 19). Ioh. Georg
Iano ta sBd. X, S. 83^. Johann Veit
Kauperz ^Bd. XI , S. 86). Kininger
M . XI, S. 27i), und nicht, wie er bei
Mül ler»Klunzinger heißt: Kissin-
ger, Clemens Kohl ^Bd.XII,S.288).
Quirln Mark ^Bd. XVI , S. 432),
F. C. Zoller. Liebenswürdig in seinem
ganzen Wesen, zum Lehren geboren, be« handelte er seine Schüler, die auch mit
Verehrung an ihm hingen, mit väter»
licher Vorsorge, und was Wil le für
Paris, war S ch m utz e r für Wien. Einer
seiner Biographen nennt ihn ein .schönes
Muster der Menschenliebe. Freigebigkeit
und Aufrichtigkeit". Er blieb bis in sein
hoheS Alter künstlerisch thätig und arbei-
tete auch dann noch, als er das Unglück
hatte, durch eine Entzündungskrankheit'
ein Auge zu verlieren. Mit nur einem
Auge. als GreiS stach er die zwei Herr«
lichen Thierstücke nach Rudhart und
Snyders, welche in der Uebersicht auf«
gezählt find. Die Kunstgeschichten erwäh»
nen rühmend des Meisters. Franz Kug«
ler in seinem „Handbuche der Kunst«
geschichte" weiß freilich von Schmutz er
nicht mehr zu sagen: als daß Wille's
zweiterSchüler Schmutz er (der erste war
Ioh.Gotthard vonMüller) Wille'S
einseitige Manier zur Uebertreibung
führte; hingegen geht Giuseppe 3 onghi
in seinem Werke: „I^a OalooFrapkia.
VroxrianiOiitO äetta.", deutsch von Karl
Barth (Hildburghausen 1837), genauer
auf den Künstler ein und schreibt über
ihn: „Schmutz er. Bewunderer des
schönen StickeS Wille's, stand seinem
Meister ganz nahe, wo er ihn nicht ganz«
lich einholte, und wendete alle Sorgfalt
an, diese Stichart geltend zu machen.
Die zwei von ihm nach Rubens ge«
stochenen Blätter: „Mutius Scävola vor
Porsenna" und „St. Ambrosius, dem
Theodosius den Eintritt in die Kirche
verweigernd", sind mit Recht die von
Kennern geschätztesten seiner Arbeiten.
Auch die „Geburt der Venus" ist ge-
schätzt; aber in dieser sind einige Parthien
beffer, als andere weniger gute, alle aber
zeigen deutlich seine außerordentliche
Sicherheit im Gebrauche des Stichels.
Die Formen sind sehr gut verstanden,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schindler-Schmuzer, Band 30
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schindler-Schmuzer
- Band
- 30
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1875
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 398
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon