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Schubers Franz 38 Schubers Franz
der Erfolg des jungen Componisten be»
siegelt. Der „Erlkönig" und die folgen»
den Hefte fanden nun reißenden Absatz
und nun fanden sich auch die Verleger,
die vorher dem Anfänger und im Publi-
cum wenig Gekannten gegenüber sich
völlig theilnahmslos verhalten hatten,
willig und unternehmenslustig. Jedoch
von einem namhaften materiellen Erfolge
konnte bei der alten und ewig neuen
Praxis der Mufikverleger, nicht für den
Componisten, sondern für sich zu ver«
legen, trotz der Beliebtheit der Schu«
bert'schen Arbeiten keine Nede sein, und
so fristete — wenn nicht gerade im Man-
gel, so doch leidlich und im steten
Kampfe
des Erwerbens — Schubert sein Da.
sein. Glücklicher war er in seinen Be-
kanntschaften und Freundschaften, die sich
von Jahr zu Jahr in ansehnlicher Weise
und mit schönen Namen mehrten. Durch
die Familien Eßterhäzy, Sonn«
leithner u. A. wurde er in die Faun«
lien von Kiesewetter, Frau von
Lacsny, Bruchmann, Witteczek,
Col l in u. s. w. eingeführt und dadurch
mit sehr einflußreichen Persönlichkeiten,
wie mit Hofrath v. Mosel, Hammer«
Purgstal l , Karoline Pichler, Moriz
Graf Dietrichstein, Ladislaus Pyr<
ker, die ihm aber doch alle in seinem
Fortkommen und zur Verbesserung seiner
Lage nicht halfen, naher bekannt. Noch
stattlicher wuchs sein Freundeskreis, auS
welchem Namen von bleibendem Ruhme
hervorleuchten, es seien nur beispielsweise
genannt: Baueinfeld, Dann hau»
ser, Doblhof f , Feuchtersleben,
Bildhauer Dietr ich, Kupelwieser,
Johann Senn, Franz Lachner, Mo«
riz Schwind u. s. w. Den künstlerischen
Schwer« und Glanzpunct derselben bil-
deten die sogenannten „Schubertiaden".
gesellige Unterhaltungen, in welchen Spiele gespielt, getanzt, vorgelesen, decla«
mnt, vor Allem aber Schubert'sche
Kompositionen, insbesondere neu entstan.
dene Lieder, vorgetragen wurden. In
solcher Weise, ohne großartigen Wechsel,
ohne eben bedeutende Ereignisse gingen
die Jahre dahin, höchstens daß ein Be-
such bei guten Freunden, die in nicht zu
großer Entfernung von Wien wohnten,
oder der Eintritt der einen oder der an»
deren neuen Persönlichkeit in den vorge»
nannten Kreis Schubert'schec Freunde
oder endlich eine größere Composition
des Meisters einigen Wechsel in das son«
stige Einerlei seines Lebens brachten.
Versuche, eine seinem Talente entspre«
chende Stellung zu erlangen, hatte S.
seit 1816, da er um die Musiklehrerstelle
in Laibach sich erfolglos beworben, nicht
mehr gemacht. Er lebte nur von dem
Ertrage seiner Tondichtungen, der gerade
groß war, daß er. wie es ihm eben gut
schien, leben konnte. Die Herbstmonate
des Jahres 1821 verlebte er mit Scho«
ber gemeinschaftlich in Ochsenburg, einem
unweit St. Polten gelegenen, dem dama«
ligen Bischöfe dieser Stadt, Herrn von
Dankes reithn er. gehörigen Schlosse,
wo Schubert an seiner Oper „Alfonso
und Estrella" arbeitete. Der Erlös der
von seinen Freunden veranstalteten Aus«
gäbe von 12 Heften feiner Lieder war
nicht unbedeutend gewesen — er hatte
über 2000 fl. eingetragen — aber Schu«
bert. von Gefchäftssachen nichts ver«
stehend, eine großangelegte Künstlernatur,
nur dem Augenblicke lebend und sich um
die Zukunft wenig oder gar nicht küm-
mernd, hatte daS Eigenthumsrecht dieser
12 Hefte ein für alle Mal an Dia belli,
der allein vom Ertrage für den „Erl.
könig", der über 800 st. betragen hatte,
fünfzig Percent erhalten haben soll, um
die Summe von 800 st/veräußert, wo-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schrötter-Schwicker, Band 32
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schrötter-Schwicker
- Band
- 32
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1876
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 406
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon