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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schrötter-Schwicker, Band 32
Seite - 46 -
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Schubert) Franz Schubert, Franz ausgeführter Situationen ist. Als solchen Moment betrachten wir das einzelne Ge dicht in den sogenannten Lieder«Cyklen. Sie bilden recht eigentlich das Feld für die moderne Lyrik. IedeS Lied ein in sich abgeschlossenes und doch nur Theil eines Ganzen. In den Lieder-Cyklen ist der Componist gewissermaßen darauf ange« wiesen, sein Gefühl zu concentriren, dem Momente einen Ausdruck zu geben und durch diesen mit seiner Zeichnung zu indi» vidualifiren. Indem das einzelne Lied einen bestimmten Moment aus der gan» zen GefühlSsituation erfaßt, braucht der Ausdruck des Inhalts sowohl wie der Form nicht den Kreis, in welchem es sich bewegen soll, zu überschreiten, sei es, daß der Cyklus eine sich hinter einander ent» wickelnde Reihe von Gefühlen darstellt, sei eS, daß er, in einem Grundgefühle, in einer Grundstimmung wurzelnd, dieselbe in ihre einzelnen Momente aus einander legt. Es zeigt sich dieß in den Cyklen: „Die schöne Müllerin" und die „Winter« reise". Diese Weise, in einer Reihe von Liedern überhaupt ein Ganzes zu geben, gehört der neueren Zeit an, und eS ist wünschenswerth, daß talentvolle Lyriker sich eine derartige Behandlung innerlicher Situationen mehr angelegen sein lassen. Dadurch werden die überspannten Zeit» forderungen, welche man an das Lied richtet, am angemessensten concentrirt. Gehen wir auf die Lieder Schubert'S näher ein, so ist vor Allem zu sagen, daß Schubert in seiner innersten Natur ein musikalisches Gemüth war. Er konnte nicht anders, als musikalisch empfinden und sich ausdrücken. Diese Eigenthum« tichkeit feines Wesens schnitt ihn gewisser« maßen von anderem geistigen Verkehre ab und stellte ihn auf einen einseitigen Standpunct. Schubert gehörte zu den Künstlern, die sich um nichts bekümmern, als um ihre Musik. Es ist natürlich, daß ein solcher Geist in seinen Werken sein ganzes Wesen, mithin Vollendetes, aber auck Mangelhaftes, Einseitiges, Halbes darbot, weil ihm alle die Vermittelungs- wege fehlten, durch die ein anderer Kunst« ler, vermöge seiner allseitigen geistigen Lebensanschauung, mit demselben Talente begabt, Größeres leistet. Auch das bedeu« tendste Talent bedarf des Ausruhens von dem schöpferischen Walten, bedarf des besonnenen, kritischen Blickes, um Kräfte zu sammeln. Jedem aber wohnt das Vermögen einer ausgleichenden Thätig» keit nicht inne, und wie es Menschen gibt, die man redselig nennt, die im Reden Seligkeit empfinden, weil daS Reden ihr Lebenselement ist, so möchte man Schubert einen musikseligen Men« schen heißen, der fein ganzes Innere immer nur als Mufik nach außen kehrte; Spohr gehört ebenfalls zu diesen eigen- thümlichen Künstlernaturen. Sie leben und weben nur in der Musik. Daß da mitunter, vielleicht gar oft. auch Manches geschrieben und in die Oeffentlichkeit gegeben wird, was wohl daheim in dem geistigen Schatzkästlein hätte zurückblei» ben können, um zu recht lebensfrischen Gestaltungen verwandt zu werden, ver» steht sich von selbst. Wie es aber jeden- falls auch im Leben höchst interessant ist, Menschen von geistiger Bedeutung zu begegnen, die ohne Scheu ihr ganzes Wesen offenbaren, Schönes und Herr» liches, Besonnenheit und Leichtfertigkeit, geistige Kraft, glanzenden Witz und lang« weilige Abspannung, die niemals mit kritischem Blicke ihr inneres Wesen ab-' runden, so gehört gerade nach dieser Seite hin Schubert zu den anziehend, sten Charakteren, welche die Musikge» schichte aufzuweisen hat. Das ist der Standpunct, den Schubert für sich als
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Schrötter-Schwicker, Band 32
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Schrötter-Schwicker
Band
32
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1876
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
406
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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