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) Felix ) Felix
europäisches Bedürfniß. Erst. wenn das
verjüngte Oesterreich und daS verjüngte
Deutschland zu neuen und festen Formen
gelangt seien, werde es möglich sein, die
gegenseitigen Beziehungen staatlich zu
bestimmen. Bis dahin werde Oesterreich
fortfahren, seine Bundespsticht zu erfül-
len". Am 2. December 4848 fand im
fürsterzbischöflichen Residenzschloffe in
Olmütz die Thronentsagung des Kaisers
Ferdinand zu Gunsten seines Neffen,
des Erzherzogs Franz Joseph Statt.
Mit der Thronbesteigung des jugendlichen
Monarchen ging eS nun an die Verwirk-
lichung des kaiserlichen Wahlspruches:
„ViriduL unitas") welchem sich die De.
vife des Ministeriums: „Entschieden,
aber besonnen vorwärts", zugesellte. Die
Zage war eine kritische. Ungarn in vollem
Aufstande, Italien zu neuem Angriffe
heimlich rüstend, alle Verhältnisse in den
Kronländern außer Rand und Band
und der Reichstag in Kremsier Grund»
rechte ker radicalsten Form berathend,
wobei er sich als ein auf Staatskosten
unterhaltener revolutionärer Club geber»
dete, während in Stadt und Land das
einfache, schlichte Recht abhanden gekom«
men war. Die erste bezeichnende That
des Ministeriums Schwarzenberg
war der Schluß der Reichstags. Derselbe
war eben zum Entschlüsse gekommen, den
Verfassungsentwurf sn dloo anzuneh«
men, als in der Nacht vom 6./7. März
1849 der schon mit kaiserlichem Patente
vom 4. März 1849 aufgelöste Reichstag
geschloffen und zu gleicher Zeit die Staats«
Verfassung ertheilt, die Durchführung der
Aufhebung des Unterthansverbandes und
Entlastung des Grundes und Bodens
angeordnet wurde. Bald darauf wurde
der am 9. August 1848 geschlossene Waf.
fenstillstand von den Piemontesen gekün«
det. aber die Schlachten bei Mortara (21. März) und Novara (23. März)
lösten für den Augenblick die italienische
Frage, bis der durch Minister Baron
Brück vermittelte Friedensschluß vom
6. August 1849 Oesterreich im Süden
freien Spielraum gab. I n Ungarn nah.
men die Kämpfe eine solche Wendung,
daß russische Hilfe herbeigerufen ward.
Am 24. Juli trafen die Russen in Wien
ein. Einen Monat später fiel Venedig.
Was nun Oesterreichs Stellung mit den
maßgebenden Mächten des Auslandes
unter Schwarzen berg's Ministerpra«
sidentschaft betrifft, so sind noch England,
Frankreich und Deutschland in'S Auge zu
fassen, denn Rußland war Oesterreichs
Verbündeter und Italien blutete noch
an den ihm von Rad etzky geschlagenen
Wunden. Mit England war unter der
perfiden Politik Palmerston'S die
Spannung auf's Höchste gediehen. Kos«
s uth hatte dort Zuflucht und einen will«
kommenen und gehörig benutzten Schau»
platz für seine Agitationen erlangt. Der
nichtswürdige, eine freie Nation schän»
dende Vorfall mit General Haynau
hatte die Stimmung im auswärtigen
Amte gegen England gesteigert und sie
war nicht besser geworden, so lange der
Fürst Fel ix lebte. Frankreich bereitete
sich auf den Staatsstreich vor und sein
Präsident hatte somit sein Augenmerk
zunächst auf das Innere gerichtet. Dabei
hatte Napoleon, als der Mann
der rettenden That. als der Bewälti-
ger der Revolution und Wiederher»
steller der öffentlichen Ordnung, die
Sympathien aller leitenden Staatsmän-
ner jener Tage gewonnen, welche die
Greuel der Revolution miterlebt hatten,
und zu diesen gehörte auch Fürst Felix.
Das wichtigste und inhaltvollste Moment-
in des Fürsten Wirksamkeit bilden nach
der Wiederherstellung Oesterreichs die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Band 33
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schwarzenberg-Seidl
- Band
- 33
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon