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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schwarzenberg-Seidl, Band 33
Seite - 70 -
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Seite - 70 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schwarzenberg-Seidl, Band 33

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) Friedrich, Lanzkn. 70 Schwanenberg) Friedrich. Lanzkn. Lösungen. So wurde der Weg des Einen zu kurz, der Weg des Anderen zu lang. Felix war immer unbekümmert um sein „zu kurz Fritz war immer bekümmert um sein „zu lang" und bezeichnete seufzend sich selbst als einen Politiker für den Poeten. Er empfindet und weiß gründlich, daß seine alte Welt un< tergeht und das ein Verbindungefaden nach dem anderen zerrissen wird, schonungslos zer> rissen wird. „Was bleibt mir übrig, als ster. ben", sagt er seit Jahren wehmüthig, und er sagt es wahrhaftig. Man irrt sich übrigens ganz in diesem sterbenden Ritter, wenn man in ihm einen Gegensatz sieht zu liberalen Ideen. Er ist voll Liberalismus voll Men schenfreundlichkeit, nur in der Bildunqsform weicht er ab von uns. Die Gliederung in Stände ist sein tiefes Bedürfniß, die Gliede- rung in Nationenkreise hat er als kaiserlicher Oesterreicher so tief in sich eingrsogen, daß ihm sein neutralistischer Vetter Felix eine Ungeheuerlichkeit war, und ebensowenig ge< fällt ihm doch auch die neuerliche gewalt« same Loßreißung der österreichischen Nationen vom Mittelpuncte. Der gedankenarme und sterile Uebergang aus dem deutschen Kaiser thume in ein österreichisches Kaiserthum, der bloße Polizeistaat des Kaiser Franz, ist ihm die Quelle aller Verschwemmung und Auf« lösung. Weil cr denn in die ofsicielle Poli. tik seines Vaterlandes — die Schwarzen» berge stammen aus Franken und sind seit Jahrhunderten in Oesterreich einheimisch, vorzugsweise in Böhmen — nirgends paßte, so begnügte er sich mit einer losen Stellung in der Armee, welche ihm immer Gelegenheit bot, Blut und Leben einzusetzen bei schwerer Zeit, und suchte sich übrigens in Europa die Landschaften aus, in welchen für historisches Recht gefochten wurde. Da ging er hin und focht mit Völkerschaften, welche sich gegen das Neue wehrten. Er kam stets mit zerstör- ten Illusionen zurück, aber nie ohne reichliche Ausbeute für Kenntniß, Verstand und tiefere Einsicht. Das schrieb er nieder auf Papier« schnitze!, die er selbst „Fidibus" nennt und die er an Freunde vertheilt. Mitunter treff. liche Gedanken gibt er da zum Verbrennen, und besonders über militärische Dinge ist er überaus lehrreich, da er gesund beobachtet und die historische Entwicklung des Krieges sorgfältig studirt hat. Für den Volkskrieg namentlich ist er eine Fundgrube an Hilfs« Mitteln, und wenn er seine Kriegsfahrten in Spanien unter den Karlisten beschreibt da j entwickck er eine seltene Fähigkeit intimer- Beobachtung und-unverwüstlich guten Herzens. Dem Gegner versagt er nie ein Atom von Gerechtigkeit, und der Bauer, der Unterthan ist immer Gegenstand seiner zärtlichen Theil> nähme. Die Naturgeschichte ist ihm die allein wahre Geschichte; daß die politische Geschichte sie so vielfach verleugnet, daS ist seine Pein. Ein Mann von mittlerer Größe, mit liebe, vollen blauen Augen, geht er durch unsere Welt. wie ein fremder Zuschauer. Wie Einer aus anderem Kirchspiele hört er unsere Predigten an und schüttelt dazu achselzuckcnd das Haupt. Was sagen Sie dazu? — „Nichts. Ich bin eben aus einem anderen Kirchspiele'" I n jahrzehntelangem Verkehre mit einander haben wir dann oft unsere Glaubenssätze der ver» schiedenen Kirchspiele erörtert und sind dabei' oft in den heftigsten Zank gerathen. Nie hat ihm die Güte versagt, die heftigsten Aeuße» rungen nicht übelzunehmen. „Verschiedene Kirchspiele, ja verschiedene Welten", rief er lächelnd, wenn wir uns nach solchen Scenen wiedersahen. Ein starkes Gerechtigkeitsgefühl nöthigt ihn zur Nachsicht;j er muß nämlich zugestehen, daß ein Staat seines Ideals jetzt unmöglich noch herzustellen ist. Alle Vorder- glieder, alle Vorbedingungen sind verloren gegangen. Für den Dichter aber ist Fritz S. eine unerschöpfliche Quelle: er kennt alle Dinge bis an fernste Wurzeln, und ist im Stande, Alles naiv anzusehen, wie ein unver« dorbenes Kind. Ein rührendes Kind ist er auch seinem Vater gegenüber, dem berühmten Feldmarschall der Alliirten, welcher die Kriegs» Völker alle in der Schlacht bei Leipzig com^ mandirte. Jedes Wort, daS über ihn ge, sprochen, jede Zeile, die über ihn geschrieben worden, sammelt er getreulich auf und den kleinsten Tadel empfindet er bitterlich. Auch hierin zum Dulden bestimmt: denn das große- Verdienstjenes commandirenden Feldmarschalls ist nie genügend gewürdigt worden. Jeder Alliirte drängte seine Leute und seine Ver< dienste vor und jeder sprach lauter und zu- versichtlicher, als es dem österreichischen Naturell gegeben ist, von sich selbst zu spre. chen. Ohne jenen commandirenden Schwär, zenberg wäre es vielleicht nie zu einer alliirten Schlacht bei Leipzig gekommen; für diesen Zusammenhalt bedürfte es eines so mild diplomatischen, so entsagend nachgie- bigen, so friedlich guten Kriegsmannes". Eine Charakteristik, die gewiß Jeder zutreffend fin- det, dcr den Lanzknecht kannte.
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Schwarzenberg-Seidl, Band 33
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Schwarzenberg-Seidl
Band
33
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1877
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
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