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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schwarzenberg-Seidl, Band 33
Seite - 109 -
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Seite - 109 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schwarzenberg-Seidl, Band 33

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Schwarzenberg) Karl Philipp 109 Schwanenberg) Karl Philipp I. Charakteristik des /MmarschaUs Fürsten Karl von Schwarzenberg. DaS treffliche Werk von Prokesch über den Fürsten ist eigentlich seine Charakteristik. Doch wollen wir aus demselben einzelne Momente zusammenfassen, die annäherungsweise ein Bild dieses edlen, echtfürstlichen Charakters geben. „Zu einem großen Manne gehören", schreibt Prokesch, „mehr als große Thaten, es gehört ein Wesen dazu, das dieser Thaten, womit das Schick» sal bisweilen auch minder Verdienstvolle be» schenkt, würdig sei. Schwarzenbrrg über- traf seine Thaten. Im öffentlichen Wirken konnte man ihn erkennen, in seinem Wesen nie — die Nachgiebigkeit des Fürsten, diese feine kluge Waffe, darf mit jener Kraftlofig. keit nicht verglichen werden, die ein Erbtheil der Schwachen ist. Er gab wohl sich, aber nie den Zweck auf, und wußte, wo eS galt, seine Meinung zur Regentin zu machen. Als er bei Troyes die beinahe eben so sehr von den Verbündeten als vom Feinde gewünschte Schlacht, trotz manchem tief kränkenden Tadel, zu vermeiden wußte, schrieb er.- Ich kann es dulden, daß Journalisten und unkluge Eiferer vollauf schreien mögen: ach, hätte an der Spitze deö Heeres ein Anderer gestanden, was wäre nicht Großes geschehen! — Aber ich müßte mich selbst verachten, wenn mein Gewissen mir sagte.- du hast nicht den Muth gehabt, das Urtheil der Welt zu übersehen, du hast nicht nach deiner Ueberzeugung gehandelt und darum ist ein schönes Heer zum Triumphe Frankreichs zerstäubt". Der Fürst schätzte Leute von Geist und die Beweglichkeit des Genies zog ihn ssleich dem unbestechbaren Scharfblick der Erfahrung an. Er wußte des Schwächeren Talent zu ertragen; er ver, stand es, den Furchtsamen aufzumuntern, die Denkweise der Menschen zu errathen, und Keiner war ihm zu gering, daß er nicht ge. gen ihn eine liebenswürdige Schonung beo< dachtet hätte. Er machte es Jedermann leicht, mit ihm zu reden, und übersah auch, was Große so selten vermögen, eckige Formen, wenn nur der Gehalt des Blickes verlohnte. Gern gewährte er dem Fleiße und freundli» chem Wollen Naum zur Bewegung, ließ gern Andere an Geschäften Theil nehmen, und selbst auf seine Kosten so viel Lob und Ruhm erwerben, als sie konnten. Es galt ihm als Grundsatz, den er oft aussprach, man müsse nicht das Gute, sondern das Beste thun. Die Grundlage seines Wesens, die strenge Recht» lichkeit und die milde, wohlthuende Form unter der sie hervortrat, malte sich in su'nen Zügen, aber die augenblicklichen Eindrücke fanden in ihnen ihre Verräther nicht. Er wußte seine Mienen zu beherrschen; aber er täuschte nie durch erkünstelten Ausdruck, weil er nicht Jeden in seiner Seele wollte lesen lassen, nicht aber Verstellung trieb. Im Aeußeren liebte er Anstand. Er war freigebig in einem hohen Grade, ohne sich durch den Mißbrauch seiner Güte beirren zu lassen. Kunst und Wissenschaft unterstützte er fürstlich. Er über. lirß seine Hausgeschäfte gern anderen Hän« den und man mußte ihm Dank wissen, daß er sein Auge, bestimmt, den Welttheil zu überschauen und den großen Angelegenheiten der Völker nachzuforschen, auf seinen eigenen nur, als auf tief untergeordnete ruhen ließ. Er dachte nie, seine Verdienste zur Vermeh- rung seiner Glücksgüter zu benutzen; und so- viel er vom Staate empfing, so hatte er doch im Dienste desselben, wo das Empfangene nicht zureichte, keinen Unterschied zwischen diesem und seinem eigenen Besitzthum gekannt. Als am herrlichen Siegestage vor Leipzig der Monarch voll des Bestrebens, seinem Feldherrn zu vergelten, jedem seiner Wünsche zu willfahren bereit war, hatte Schwarzen» berg kein Wort für sich; er leitete die Gnade des Monarchen auf den Gemal seiner Schwester Karol ine, dessen zerrütteten Ver» mögensumständen durch ein Darlehen aufzu- helfen, die einzige Bitte war, die er aussprach. In seiner Gattin fand Sch. die trefflich? Mutter liebenswürdiger Kinder und die Nah» verwandte seines Geistes. „Denke, daß ich gewohnt bin, laut mit dir zu denken; daß weiß ich. daß dir nichts fremd sein kann, wo- es mir auch nicht ist und daß ich in meinen Briefen an dich, mein Tagebuch anerkenne", so begann er ein Schreiben an sie aus Triest im I . 1816. Neben diesen Worten ist jede5 andere überflüssig. Er kehrte mit Freude und Sehnsucht nach jedem Geschäfte deS Staates, nach jedem Triumphe des Sieges in sein stilles Haus zurück. Wenn die schöne Zeit des Jahres herannahte und er auf seinem Schlosse zu Worlii mit den Seinen wohnend, Feld und Wald und Auen in freudiger Jagd durchstreifen, mit seinen Kindern spielen oder mit seiner Gattin das zarte Leben der Pflan- zen beobachten und überhaupt die ländliche Natur in ihren mannigfaltigen Reizen ge< nießen konnte, dann waren Friede und Freude um ihn und in ihm am höchsten — Mensch- lichkeit war gleich einem Genius immer dem
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Schwarzenberg-Seidl, Band 33
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Schwarzenberg-Seidl
Band
33
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1877
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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