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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schwarzenberg-Seidl, Band 33
Seite - 110 -
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Seite - 110 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Schwarzenberg-Seidl, Band 33

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) Karl Philipp 110. Schwayenberg, Karl Philipp Fürsten zur Seite. Er wußte, daß jedes Ein< zelnen Tod irgend ein zartes Band löse und irgend ein Auge mit Thränen fülle. Deß- wegen hielt er leichsinniges Versplittern von Menschenleben für eine große Sünde des Feldherrn, aber er war auch ganz der Mann, wo es Entscheidung galt, sie mit allem Nach« druck zu erzwingen. Unnütze Zerstörungen, grausame Mittel im Kriege mied er mit Ge» wissenhaftigkeit und mancher Ort verdankt seiner Dazwischenkunft die Rettung. Die Ruhe im Antli'b des Fürsten, die ein fester Stern der Hoffnung im Sturme des Krieges Allen war. wirkte wie ein Pfand des Er. folges, wie eine Bürgschaft von höherer Hand gegeben. Ohne Zeichen der Beunruhigung über« nahm er im Jahre 1813 den Oberbefehl, ob» wohl er den ganzen Umfang, das Gewicht, die Größe und die Forderungen dieses Amtes kannte: ihn trieb seine Bestimmung. Napo. leon hatte das Schwert sich selbst geschliffen und es seinem Besieger in die Hand gege« ben. Die Stunde war gekommen. Der Fürst folgte dem höheren Rufe: „Napoleon ist der größte Feldherr der Zeit", sagte er damals, „aber kann er deßhalb nicht geschlagen wer- den? Und wenn er es kann, warum soll dieß nicht durch mich geschehen? Mich beun> ruhigt es nicht, ihm entgegen zu ziehen". Seine Miene auf den Höhen von Dresden, als er das Heer den Rückzug antreten ließ. war keine andere, als die, womit er am Tage vor Leipzig den Siegeseinzug befahl. Zu Frank- furt, als er den Winterfeldzug erwirkte — Zu Langers, da die ganze Ansicht des Krieges eine neue unerwartete Wendung bekam, — zu Brienne, da der Boden unter den hundert' tausend Verbündeten zu schwanken drohte — zu Troyes, da er wirklich erbebte und die Erschütterung bis in den Rath der Verbün« deten drang — zu Sommepuis, wo der zweite entscheidende Wurf gethan werden mußte und ward — im Angesichte der Tuil» lerien endlich — war Schwärzend erg der» selbe Mann. Keine Lage reichte über ihn hinaus. Gleich dem Adler im Fluge sah er unter sich den Drang und Kampf der Be. gebenheiten und die Stürme trieben die Wol» ken unter ihm hinweg. Schwarzenberg war von Gestalt groß, in seinem ManneS« alter beleibt, doch gewandt und schnell in seinen Bewegungen. Der Gesammteindruct seines Aeußeren versprach viel, ohne die Er» wartung nach mehreren aufzuheben. Die ^ Haltung zeigte von Würde und Reinheit.^ Das schwarze Auge strahlte von Geist und Kraft und unennbarer Milde, die auch über alle Theile seines Gesichtes ausgegossen war und am meisten am Munde sich wieder fand. Stolz und Demuth vermalten sich in feinen Zügen und breiteten hohen Adel darüber aus. Sein Körper war äußerst empfindlich, bei» nahe von krankhafter Reizbarkeit seit frühester Jugend. Im Anzüge liebte er Geschmack und die geringste Vernachlässigung war ihm uner« träglich. Von allen Bildnissen des Feldmar- schalls ist keines ähnlich. Große und kleine Meister haben vergeblich versucht, seine Züge aufzufassen und treu wieder zu geben. Gerard und Isabey haben unwillkürlich einen Franzosen aus ihm gemacht; Law« renc? einen Engländer; aber Jedem ist seine Eigenthümlichkeit entwischt. Daß sein wahres Bild uns bleiben werde, dafür hat er mit sei« nen Thaten Sorge getragen. — Der Lanz» knecht, sein Sohn, wendet mit feinem Sinn Schiller's treffliche Worte auf seinen Vater an — wo das Strenge mit dem Zarten I wo Starkes sich und Mildes paarten > da gibt eS einen guten Klang. II. Traucrseierlichkeil au« Anlaß des Ablebens des Fürsten Karl Philipp von Schwarzenberg. Groß war die Theilnahme — nicht allein im Kaiserstaate, sondern auf dem ganzen Con< tinent — als die Nachricht von dem Ableben des Feldmarschalls sich verbreitete. Wenn« gleich durch daS langwierige Leiden Alles auf die Katastrophe vorbereitet war, so traf doch die betrübende Nachricht nicht minder schwer die Gemüther und die Leipziger Zeitung, nachdem sie die Trauerbotschaft aller Welt verkündete, schrieb die weniger schwunghaften als wahren Worte: „Seine militärische und politische Laufbahn gehört der Weltgeschichte an; die Vorsehung hatte ihn mit einem Herzen und mit einer Schön« heit der Seele begnadigt, welche sein Glück und seinen Ruhm noch überstrahlte. Die Nachwelt wird zweifelhaft bleiben, ob sie in ihm mehr den Menschen oder den Feldherrn verehren, oder ob sie die großen Erfolge sei« nes Lebens mehr seinen glänzenden Talenten oder seinem versöhnenden Geiste und der demüthigen Hoheit seines Charakters zu» schreiben soll. Er hinterläßt keinen Feind, kaum einen Neider seines Ruhmes. Während seines sechsmonatlichen Aufenthaltes in un< serer Stadt haben die Liebe der Seinigen und die ärztliche Kunst sich erschöpft, um sein theures Leben zu erhalten." Nach seinem am
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Schwarzenberg-Seidl, Band 33
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Schwarzenberg-Seidl
Band
33
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1877
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
380
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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