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Schwind) Moriz ind) Moriz
„Solche Streiche führt Autharis", worauf
dann die Art, die seinen Namen trägt, dem
Herzoge überbracht wird und so über die
Person des vermeintlichen Gesandten Auf-
klärung gibt. — C'in? andei-e historische Sage,
deren Schauplatz' gleichfalls Bayern ist,
nämlich die Geburt Kar ls des Großen
in der Reitzmüyle im Wurmthale, unweit
Starnberg, ist auch in mehreren Bildern be«
handelt. Der Abgesandte Pipin's, der die
Tochter des Ungarfürsten als Braut seines
Herrn nach Teutschland geleiten soll, faßt
auf der Reise den Plan. die Prinzessin zu
ermorden und seine Tochter zu unterschieben.
Der Bedrohten gelingt es zu entfliehen und
in der Neismühle sich zu verbergen. Dieß
die Scene des ersten Bildes, Auf den zu-
sammenhängenden Darstellungen steht man,
wie König Pipin auf die Jagd reitet, dann
die Jagd selbst und wie das Iagdgefolge
den verirrten König erwartet. Dazwischen,
über den Thüren befinden sich in kleineren
Räumen: Bischof Aventinus im Schreiben
vertieft und die Sage und der Magier große
Dinge verkündend. — Auf dem folgenden
Vilde findet der verirrte Pipin die Fremde
Netze waschend. Er nimmt am anderen
Morgen von ihr Abschied. Die folgende
Thür ist durch ein Drnament gekrönt. Hierauf
die Scene, wie die Prinzessin das Gewebe,
das sie gesegneten Leibes gearbeitet, durch
den Müller zum Verkaufe anbieten läßt, wo»
durch ihre adelige Abkunft erkannt wird.
Endlich in zwei Bildern, die durch das in^
zwischen liegende Fenster getrennt sind, wie
Pipin sie als seine Gattin mit ihrem Söhn»
chen Karl an den Hof nach Preisina holt,
Pipin und Bl'riha zur Stadt reitend, auf
der einen Seite des Fensters, sehen sich nach
dem auf der andern folgenden Kinde um.
Ueber dem Fenster zeigt eine allegorische
Darstellung, wie Bayern den kleinen Karl
an Deutschland abgibt. — An seine Lieblings-
themata aus den Iugendtagen anknüpfend,
fügte Schwind diesen aus der historischen
Sage geschöpften Bildercyklen noch eine
Reihe von Bildern an, die „das Leben
eines Ri t ters" im Allgemeinen behandeln.
— Er beginnt mit dem ersten Reitunterricht
den der Knabe im Hofe der väterlichen Burg
erhält. (Führich's Biographie unseres
Künstlers bringt eine Radirung dieses Bildes
im Umrisse.) Dann folgt die Waffenwacht
des Jünglings am Altare der Capelle, dann
t>er im Turnier errungene Preis, der von einer schönen Dame dem Sieger gespendet
wird; des Ritters Familienglück (in einem
Nebenraume zwei badende Kinder); des
Ritters Abschied vor dem Kreuzzuge; er be«
freit einen Gefangenen aus der Hand der
Muselmänner; endlich Rückkehr in Pilger»
tracht und das frohe Wiedersehen. Schwind
hat den reichen Cyklus sorgfältig in Aquarell«
färben ausgeführt. Es sind ihm aber bei
den Kompositionen nicht geringe Schwierig»
keiten gemacht worden, so z. B. mußte er
in denselben Figuren aus Bildern der kön.
Sammlung anbringen, schließlich wurde die
die Ausführung 2,1 krosoo Anderen, Glück,
Quagl io u. A. übertragen, welche sich im
Auftrage des hohen Burgherrn — Aenderungen
in der Farbe, durch Anbringung von Por.
trätköpfen, ja sogar Umwendung der Figuren, -
die vom Rücken gesehen waren, nach vorn,
eigenmächtig erlaubten. Die Darstellungen
des Festes zu Rom, dann Dietrich's Auszug
im Murgengrauen, sowie die Nabenschlacht
erkannte Sch. noch in späten Tagen mit
Vergnügen als geistiges Eigenthum an.
Wenn hie und da in Neisebüchern z. B.
H. A. Berlepsch, „Süd. Deutschland"
(Hildburghausen 1870, Bibl. Institut so,)
Sp. 260 u. 261 das Bertha«Zimmer (Sage
von Kaiser Karl's Geburt), der Helden>Saal
im zweiten Stock (mit den Bildern aus der
Wylkinasage), das Tasso-Zimmer (mit den
Bildern aus dem befreiten Jerusalem) als
mit Fresken von Schwind geschmückt bezeich-
net wird. so ist das unrichtig, Schwind
hat in den Gemächern nicht einen Pinsel'
strich gemacht, von seiner Hand stammen
nur die Aquarellentwürfe, die leider ver»
schollen sind. 8«) „ D a s M ä r c h e n v o n
den sieben Naben und der treuen
Schwester." Drei in Aquarell ausgeführte,
4 Fuß hohe und 9 Fuß breite Zeichnungen
(Herzog von Sachsen'Weimar). Es gehört
zu dem Schönsten, was die neuere deutsche
Kunst hervorgebracht. Die architektonischen
Abtheilungen werden, wie Förster in seiner
Kunstgeschichte sBd. V, S. l<5), dem wir
in der Darstellung folgen, schreibt, durch
Arkaden in byzantinischem Kunststyle gebil-
det, durch, deren Oessnungen man in die
Vorgänge sieht (in den Bogenwinkeln der
Arkaden sind Medaillons mit den Bildnissen
der Freunde des Künstlers angebracht). Vor
diesen Arkaden ist aber noch eine Vorhalle,
in welcher der Künstler eine Gesellschaft ver«
einigt, wie er sie st für die Betrachtung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Band 33
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schwarzenberg-Seidl
- Band
- 33
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon