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Zealssteld 231 Sealsfield
damals in Kirchen» und Schulangelegen-
heiten allmächtigen Hofrathes Iüste l
sBd. X, S. 307^j zu gewinnen, der seine
Anstellung bei der Stuoien/Hofcommission
beabsicbtlgte'. allein bald darauf machte
das hochfahrende und übermüthige Be
nehmen Sealssield'S gegenüber dem
RegierungSraihe Hal la schka ^Bd.VII,
S. 239^j auch dieser Protection ein Ende.
s^Es sind das mehrtheils Einzelnheiten, die
auf Thatsachen zu beruhen und nicht aus
der Lust gegriffen scheinen.^ I n allen
Hoffnungen getauscht und auf Andringen
des Ordens mit einer Revision der Casse
bedroht, beschloß er die ganze Cafse sich
anzueignen und zu verschwinden. Keine
Excommunication. keine Vorladung er-
folgte, in jener Zeit vermied man jedeä
Aufsehen. das aus die privilegirten
Stande auch nur den geringsten Schatten
hätte werfen können. Niemand dachte
mehr an den Entflohenen und kcin
Mensch hätte in dem Amerikaner den ge-
borenen Mährer und Exgeistlichen ver-
muthet, wenn nicht sein Ableben und
Testament eine seit vier Decennien der
Vergessenheit anheim gefallene Geschickte
neu erweckt hätte." So die „Ostdeutsche
Post". Wir meinen Sealsf ie ld hatte
sich zweimal bedacht, ehe er seine Ange-
hörigen zu Erben einsehte und so die
Erinnerung an seine Person wachrief,
wenn er eine solche Verunglimpfung sei-
nes Namens, eine solche Entehrung seines
Andenkens hätte vermuthen können. Die
Sckweiz und Nordamerika besitzen An«
stalten genug, welche seine Legate zu
wohlthätigen Zwecken mit Dank entgegen-
genommen hätten, und nie wäre siin
durch spätere Arbeiten zu solchem Ruhme
gebrachter Name durch unbewiesenen
Klatsch besudelt worden. Seil jenen
Maitagen 1823 war von Postl nichts
weiter zu hören. Bis in die Schweiz. wohin er sich über Innsbruck von Wien
aus gewendet, laßt sich seine Spur ver»
folgen, dann hört die Möglichkeit der-
selben nachzuforschen auf. Wahrsä'ein»
lich begab er sich von der Schweiz zu-
nächst nach England und von da endlich
reiste er nach einem Aufenthalte, über
dessen Dauer wir kc'ine AnbaitZpuncie
haben, nach Amerika. WaS die Geld«
mittel betrifft, mit welchen S. diese weite
Reise destrittcn hatte, darüber gibt ein
Präger Bankier, bei dem Kar l Postl
als Ordenssecretär sehr häufig mit aude-
rrn Kreuzhcrren zu einer Wi.'thpartie ge>
laden war. d'.ircd folgende Aeußerung
annähernden Aufschluß Als nämlich
nach dem Verschwinden deg Kreu^herrn,
wie damals in Prag überall, auch in sci»
nem Hause von dieser Flucht gesprochen
und dabei die Frage aufgeworfen wurde,
woher wohl Postl die Geldmittel zu
seiner Reise aufgetriedcn. brach er daS
Gespräch kurz mir der Bemerkung ab:
„Secretär Postl kann schon noch ein
Jähr reisen". So waren mehrere Jahre
vergangen, als 1826 und 4828 einige
Werke zunächst in englischer Sprache er»
schienen, welche die Aufmerksamfeit der
gebildeten Lesewelt auf einen Schriftsteller
lenkten, der nach längerem Stillschweigen
mit noch bedeutenderen Werken unter
dem Namen Charles Sealsf ie ld
auftrat. Sealsf ie ld halte mehrere
Jahre in Amerika zugebracht. Neber
seine Schicksale in der neuen Welt sind
nur wenig festgestellte Thatsachen bekannt,
meist auch nur so viel. als aus seinen
abgebrochenen Mittheilungen zusammen«
gestellt werden konnte. Er hatte Ame«
rika von West nach Ost, von Süd nach
Nord durchreist, und wenn man seine
Aeußerungen.zusammenfaßt, so gehörte
zwar sein Her; den Lüdstaaten, aber sein.
praktischer Velstand hielt es mit den.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Band 33
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schwarzenberg-Seidl
- Band
- 33
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon