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Seelieb 308 Seelieb
— Zremden"Zlatt . Herausg. von Gust.
Heine ^Nien' 4".) l866. Nr. 9 i ; — 1863,
Nr. '^3. — Neue freie Presse (Wien.
<5?l ), l86?7 Nr. N29
3eelieb, Karl Emil (Coirector
der kais. Hof» und Staatsdruckerei in
Wien, Linguist, geb. in der preußischen
Oberlausitz 4829. gest. zu Wien
l9. Mai 1836). Sohn mittelloser Eltern,
der, nachdem er ein paar Gymnasialclas-
sei! besucht, genöthigt war, die Bück»
druckerkunst als(3rwerbS;weig ;u wählen.
Dabei aber seinem mächtigen Dränge
nach Fortbildung folgend, verlegte er sich
auf daS Studium der Sprachen, worin
ihm namentlich P o p p's Grammatik der
Sanskritsprache zur Anleitung diente.
So hatte er sich allmälig in die Kennt»
niß der romanischen neuen Idiome und
der indogermanischen Sprachen ange»
eignet, als er sich auch schon den semitisch-
orientalischen Sprachen zuwendete. Alle
diese Studien machte er. den Tag über
bei dem Setzkasten in Verwendung, in
der übrig bleibenden Zeit als Autodidakt
mi: einer an Bewunderung grenzenden
Ausdauer und, um sich die kostspieligen
Werke anzuschaffen, mit einer Selbjtver»
leugnung ohne Gleicben. So hatte er sich
allmälig folgende Sprachen ;u eigen ge-
macht: Lateinisch. Französisch. Italienisch
Spanisch, Portugiesisch, Englisch. Hol-
ländisch. Dänisch, Schwedisch, Griechisch.
'Hebräisch. Persisch. Arabisch, Sanskrit;
auch hatte er bereits slavische Idiome, so
das Polnische und Nussische. ferner Unga»
risch, Türkisch und Chinesisch angefangen.
Indessen war er in seinem eigenen Berufe
so nichtig, daß ihm sein damaliger Prin»
cipal die Führung einer Commandite seines
Hauptgeschäftes ohne weitere Instruction.
alles Nähere seinem Gutachten überlas-
send, übertrug. Um jedoch seinem Dränge
nach sprachwissenschaftlicher Ausbildung genügen zu können, bot er i. 1.1831 seine
Dienfiedem damaligenDirector derWiener
Staatsdruckerei, Hofccith von Au er. an,
weil. wie er schrieb, in der Staatsdruckerci
„umfassende Drucksachen in orientalischen
Sprachen, sowie unzählige Drucke aller
Art in allen Sprachen Europa's geliefert
werden". Hofrath Auer nahm daS An»
erbieten an und war nicht wenig erstaunt,
daß er in See l ieb, der in der Eigenschaft
eines Schriftsetzers in der Staatsdruckerei
untergebracht war. einen jener naiven Ge-
lehrten für seine Anstalt gewonnen hatte,
die gar nicht wissen, wie viel sie wifsen.
Am 10. Februar 1831 war S. in die
Staatsdruckerei eingetreten, Dort arbei-
tete er zueist an den Probecolumnen für
die Londoner Ausstellung, dann an ver>
schiedenen orientalischen Werken und spa»
ter in chinesischem Satze mit beweglichen
Typen. Bald übertrug ihm der Director
Auer die Stelle eines CorrectorS für
fremde, namentlich orientalische Sprachen,
worin ihm Fachmanner, wie Hamm er»
Purg stall, das ehrendste Zeugniß aus»
stellten. Später ertheilte er auch an der
von Hofrath A uer in der Staats-
druckerei für junge Typographen errich-
teten Sprachschule Unterricht in der per-
sischen und arabischen Sprache, und bc-
arbeitete für den in der Anstalt heraus-
gegebenen grammatischen Atlas die spa-
nische, portugiesische und BughiS«Sprache'
begann auch die Bearbeitung der griechi»
schen. dänischen und persischen Sprache,
worin ihn jedoch der Tod unterbrach.
Im Juli 1833 reiste er in seine Heimat,
um sich mit seiner Braut, einer Verwand»
ten, mit der er i'm großelterlichen Hause
erzogen worden war und an welche ihn seit
den Kindertagen innige Bande der Zunei-
gung knüpften, ehelich zu verbinden. Am
27. Juli fand die Hochzeit Statt, dann
reiste S. nach Wien zurück, aber allein,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Schwarzenberg-Seidl, Band 33
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Schwarzenberg-Seidl
- Band
- 33
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1877
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 380
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon