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Selvatico 74 Selvatico
welches in der Paduaner Domkirche auf-
gestellt wurde und welches als Denkmal
der Trauer von Seite der Kunstkritik
wegen seiner ebenso sinnigen als künstle«
rifchen Anordnung gerechte Würdigung
fand. Auch entwarf er ' im Jahre 1848
im Spitzbogenstyl die neue Fa^ade von
S. Pietro in Trient, deren Ausführung
Gasparo Bar to lozz i durch Verschrei-
bung eines ansehnlichen Legates ange«
ordnet und ermöglicht hatte. Dann
zeichnete er im Jahre 1830 den Hoch-
altar in der neuen Kirche des h. Johann
Baptist in Mezzolombardo, welcher von
dem Bildhauer Antonio Grade nigo
ausgeführt worden, und eine Todten«
capello im gothischen Styl, welche in
Vescovana der Conte Almoro Pisani
von dem vorbenannten Künstler hatte
ausführen lassen. Ungleich bedeutsamer
erscheint aber Seluat ico's Wirksam-
keit als Schriftsteller auf kunsthistorischem
und kunstphilofophischem Gebiete. Der
größere Theil seiner Arbeiten befindet
sich wohl meist in Sammelwerken und
periodischen Fachschriften zerstreut ge-
druckt, doch Einzelnes ist auch selbstftän»
dig erschienen, so: „
1846,
1846,
— und
clsi
i", zwei Bände
1832, Naratovich. 8".), Selvat ico's
Hauptwerk, in dessen erstem Theile er in
23 Lectionen die Kunst der Alten, im
zweiten Theile in 32 Lectionen die Kunst
feit ihrem Wiederaufleben in der christ-
lichen Zeit bis zu Anbeginn des l9. Jahr» Hunderts behandelt. I n einem Anhange
gibt er Nachrichten über die Zeichnen»
methode und MalprariS in Oel und
2.1 lrssco der Maler im 13. und 16. Jahr-
hunderte, verglichen mit jener der heuti-
gen Künstler. Jeder einzelnen Lection ist
eine reiche Uebersicht der einschlägiger!
Literatur beigegebeti. wodurch das ohne«
hin gründliche Werk noch werthvoller
erscheint, wie dann noch andere Zuga«
ben. so Seite 186 des 2. Bandes die
Uebersicht.der merkwürdigsten Kirchen«
bauten und Seite 385 jene der bedeutend«
sten Grabdenkmäler seit Beginn des
14. Jahrhunderts bis auf die Gegen-
wart besonders hervorzuheben sind. Treff«
liche, beiden Bänden angeschlossene, reich-
haltige Register steigern wesentlich den
Werth des anerkannten Werkes. Sel-
vat ico hat zu seinen Kunststudien Rei«
sen gemacht und die Ergebnisse derselben
in verschiedenen Fachschriften veröffent»
licht. Einer, seiner dahin einschlägigen
Aufsätze: „Urber die moderne Kunst in Miin-
chen nnt> MZseldurk", worin fich S. vor«
nehmlich über die Bauwerke Friedrich
Gärtner'S verbreitet und der im Mai»
hefte der „KsviLta NuropOiz." des Jahres
1843 abgedruckt war, hat seinerzeit all«
gemeines Aufsehen erregt und in Fach-
kreisen die Aufmerksamkeit auf den uner«
fchrockenen Verfechter reformatischer Ideen
in Sachen d'er Kunst gerichtet. Mehr
noch aber alles bisher Gesagte erhöht
S elv at ico's verdienstvolleSWirken auf
dem Gebiete der Kunst seine Bemühung,
dem Mißbrauche der stritten Nachahmung
des Alterthums auf den italienischen Aka»
demien.zu steuern. Wir sind nicht mehr
Römer und Griechen, ruft er auS, also ist
es lächerlich, es ihnen in Allem nachzu»
machen. Die Gesetze des Schönen bleiben
sich überall und zu allen Zeiten, bei den
Alten wie in der Gegenwart, gleich und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Seidl-Sina, Band 34
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Seidl-Sina
- Band
- 34
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 402
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon