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betreffenden Leitungs-Ausschuffes neuer
dings durch seine Erfahrungen und seine
Thätigkeit wesentlich zum Gelingen des
Unternehmens beigetragen. Als im Jahre
4843 in Wien abermals eine Industrie-
Ausstellung stattfand. bekleidete Spör>
l in daS ehrenvolle Amt eineS Vice.Prä-
sidenten des Leitungs. Ausschuffes, und
erhielt die gleiche Ernennung auch für
das Comits der Londoner Weltausftel.
lung im Jahre 1831 — Beweis dafür,
wie sich seine organisatorische Thätigkeit
bisher bewährt hatte. Lange Jahre
wirkte S v ö r l in auch in der österrei»
chischen Commission für Negulirung der
Maße und Gewichte, deren Thätigkeit
damals freilich erfolglos blieb. Spör-
l in aber hattc damals seine unabänder»
lich ausgesprochene Ueberzeugung dahin
ausgesprochen, daß die Einführung des
französischen metrischen Systemes, natür»
lich untei geeigneter Anpassung an die
Zustande im eigenen Lande, sich für
Oesterreich wohl am besten erproben
dürfte. Die Gegenwart hat die Richtig,
keit seiner Anschauung bestätigt. Auch
war S. Mitglied der seinerzeit bestan»
denen CommerzieN'Hofcommission. Den
Glanzpunct seiner vielfachen Leistungen
aber bildet unstreitig Spörl in'S förder»
same Thätigkeit auf dem Gebiete der
Industrie —hier hat sich dieselbe am
schönsten und reichsten entfaltet. Fern
von Selbstsucht und Eigennutz, theilte
er seinen reicken Schatz von technischen
und wissenschaftlichen Kenntnissen allen
Gewerbtreibenden mit, die sich um Rath
und Hilfe so häufig und niemals ver>
geblich an ihn wendeten; nicht minder
wiegen seine Verdienste um Verfeinerung
deS Geschmackes, wie um Vervollkomm-
nung des Gewerbsdetrieveß durch Ver>
breitung von Erfindungen und sonst auf
geeignete Weise. Sein Name wurde da» durch so volkSthümlich, seine Persönlich,
keit so beliebt, daß man ihn aller Orten in
Oesterreich „Vater Spör l in " nannte.
Die Gründung des niederösterreichifchen
Gewerbevereines in den Jahren 1839 bis
1840 ist vornehmlich sein Werk und
lange Zeit hindurch stand' er dieser ge>
meinnützigen Anstalt als Vice.Präsident
vor. Die Geschichte dieser Gründung er-
zählt in einem sehr anziehenden Feuille-
ton 3. A. Frankl in seinen Erinnerun-
gen: „Aus halbvergangener Zeit". Ueber
seine Anregung kam auch die zu demsel-
ben Institute gehörige musterhafte Zeich,
nungs- und die Weberschule, welch letz-
tere ihren Musterbildern in Elberfeld und
Lyon nachstrebte, zu Stande. Durch Ein-
führung von Concursen für Zeichner hat
er dem Wesen des Musterzeichnens die
besten Dienste geleistet. Solche Concurse
wurden fünf Jahre nach einander ver-
anstaltet; die Musterzeichner bewarben
sich um die von den FabrikSherren aus«
gesetzten Preise, welche ein eigener Beur-
theilungs-Ausschuß zuerkannte. Der Auf-
schwung , den das Musterzeichnen in
Oesterreich damals nahm. ist auch zunächst
Spör l i n zu verdanken. Auch für die
arbeitenden Classen war S. besorgt, und
trug für Hebung ihrer körperlichen und
geistigen Wohlfahrt daS Seinigebe i— so
> B. rührt von ihm die Einrichtung her,
wonach der niederösterreichische Gewerbe»
Verein an verdienstliche Werkführer und
Altgesellen, die mindestens zehn Jahre
in einer und derselben Fabriksanstalt treu
und tadellos gedient haben, werthvolle
Denkmünzen als eine Art Tugendvreis
vertheilt. Die ersten Concurse dieser Art
fanden in den Jahren 1842 und 1848,
die folgenden in den Jahren 1350 und
1854 Statt. Die Zahl der feit Beginn des
Unternehmens verliehenen Preismünzen
hatte in vier Concursen im Ganzen 111
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Band 36
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sonnklar-Stadelmann
- Band
- 36
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 376
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon