Seite - 267 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Sonnklar-Stadelmann, Band 36
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Sprenge^ Wilhelm Paul Eduard 26? Sprenger) Wilhelm Paul Eduard
ein Opfer der damals in Wien herrschen
den Cholera wurde. Ihn überlebten die
Witwe und zwei Kinder: Pau l und
Wi lhe lm ine; die Leiche wurde auf
dem Wahrmger Friedhoft beigesetzt.
Ueber Sprenger als Künstler mögen
folgende Andeutungen, wie sie zum Theil
sein Biograph ausspricht, genügen: Aus«
gerüstet mit einer gründlichen AuSbil»
düng in Mathematik, Physik und Me.
chanik. von Natur ausgestattet mit einem
scharfen sicheren Blick und einer äußerst
gewandten Hand zur graphischen Dar-
stellung war auch damit die Hauptrich»
tung bestimmt angezeigt, welcher S. als
Architekt zu folgen bestimmt war. Als
Assistent der Bauwiffenschaften an die
erste technische Anstalt des Reiches beru-
fen, brachte er seinen Schülern die ver»
wickeltsten technischen Constructionen auf
die klarste Weise durch Zurückführung
auf die einfachsten Grundsatze zur An«
schauung und leichtesten Darstellung. Zu
diesem Ende entwarf er eine Reihe von
Musterzeichnungen, welche auf die Grund»
sähe der damals noch ganz neuen Wissen»
schaft der ^äomotriS äesoiixtivO basirt
waren. Als dann Sprenger an die
Akademie der bildenden Künste kam.
sucbte er dieselben Grundsatze auf Con-
structionen der schönen Baukunst anzu-
wenden, und es gelang ihm, daß seine
Lehren Wurzel schlugen und durch seine
Schüler in weiteren Kreisen Früchte tru»
gen. Ein gleiches Bewandtniß hatte es
mit seiner Zurückführung der Perspectiv«
Lehre auf wenige einleuchtende Haupt«
sähe, und es ist eine unbestrittene That«
sache, daß Sprenger ein Meister in
architektonischen inneren Constructionen
war. Bequeme Vertheilung der Räume
zu den Zwecken des Gebäudes, verstan-
dige Unterordnung der einzelnen Theile,
kluge Benützung der Vortheile, kühne Ueberwindung der widerstrebenden Um»
stände bei den einzelnen Bau»Objecten,
kurz — daS durchaus durchdachte Zweck,
mäßige seiner Bauplane lassen den
scharfsinnigen Constructeur nirgends ver-
kennen. Belege dazu sind die Münze,
das Zoll» und Postgebaude. die Fer»
dinands «Wasserleitung , das AuSstel.
lungsgebäude, die Einrichtung des
Reichstagsgebaudes. Mit dieser Haupt»
richtung nach tüchtiger innerer Construc-
tion ging jedoch die den Gesetzen der
Kunst entsprechende äußere ausstattende
Ausführung nicht immer Hand in Hand.
Der geistvolle, in Sachen der Kunst zu
sprechen berechtigte Verfasser der Wiener
Briefe in der „Allgemeinen Zeitung"
nimmt keinen Anstand sl877, Beilage
Nr. 182, Wiener Brief I .XXI^, einen
Bau wie Sprenger's Hauptmauth als
„Prototyp der so lange herrschend gewe»
senen Impotenz" zu bezeichnen. Der da»
mals herrschenden französischen Bauweise
folgend, verschmähte S. jede nichtmoti.
virte Decoration. die in seinen Augen
überhaupt ein Gräuel war. Nun die
Gegenwart hat es in hundert und hun-
dert herrlichen Beispielen bewiesen, daß
man ebenso gut innerlich construiren als
äußerlich angenehm und künstlerisch und
doch zweckentsprechend verzieren könne.
Immerhin aber möge zugestanden wer»
den, daß Sprenger durch Lehre und
Beispiel die Architectur in Oesterreich
bedeutend gefördert habe. wie ihm an»
dererseits von Seiten seiner Collegen daS
Leben genug sauer gemacht wurde, was
ihn freilich, den mächtige Hände hielten,
wenig anfocht.
Köckel (3. v.), Wilhelm Paul Eduard Spren»
ger. Comthur des kaiserlich »österreichischen
Franz Iosephs-Ordens. k. k. Sectionsrath im
Ministerium für Handel u. s. w. Nach seinem
Leben und Wirken geschildert (v. O. 3-l>853),
40.). s^Sonder» Abdruck aus dem Notizblatt
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Sonnklar-Stadelmann, Band 36
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Sonnklar-Stadelmann
- Band
- 36
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 376
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon