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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stadion-Stegmayer, Band 37
Seite - 47 -
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Seite - 47 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stadion-Stegmayer, Band 37

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Stadion-WarthauseN) Walt. Wilder. 47 Stadion-Warthausen, Wall. Wilder. Sanitäts-Compagnie angestellt, und be« gab sich ungesäumt auf den Kriegsschau« platz. I n den heißen Schlachttagen von Magenta und Solferino, mitten im stärk- sten Kugelregen, in der brennenden Glut der italienischen Sonne suchte der 60jährige Samariter die Verwun« deten auf, trug selbe, wie 28 Jahre früher die Cholerakranken in Polen, auf seinem Nucken auf die Verbandplätze, leitete mit Umsicht und Energie feine Sanitäts-Compagnie, sprach den Ster. benden Trost zu, und die Erfüllung manches letzten Wunsches, und suchte, wo er nur immer konnte, die schweren Leiden theils durch Trostesworte, theils durch Heilmittel zu lindern. Noch gefahr. voller und ebenso unerschrocken war Walter 's Thätigkeit in den mit Bles- firten und Typhuskranken gefüllten Feld- spitälern. Seine Majestät der Kaiser sprach dem Hauptmann Walter Gra» fen S tad ion die Allerhöchste Aner» kennung, öffentlich im großen Armee« Befehle aus, und verlieh demselben den Orden der eisernen Krone I I I . Classe mit Kriegsdecoration. Selbst nach ein« getretenem Frieden zog sich Walter, erst als sich die Feldspitäler leerten und endlich aufgehoben wurden, nach Mei» delberg zurück, wo er noch elf Jahre, den dortigen Armen eine Stütze, ver« lebte. Wenige Stunden vor seinem Tode, dessen Herannahen er fühlte, kleidete sich Wal ter in sein volles Ordensgewand — ganz wie die alten Ordensstatuten einst vorschrieben — und erwartete so kampfgerüstet den Tod, dem er furchtlos in allen Gestalten so oft ins Auge ge« blickt, und der nun an dem 71jährigen Greis selbst sein Recht geltend machte. Einem Schreiben des Grafen Andreas von Thürheim, der 13 Jahre lang sein Ordensbruder gewesen, entnehme ich folgende Charakteristik dieses Menschen» freundes. „ Im gewöhnlichen Leben besaß er", schreibt Graf Thürheim, „ manche Eigenthümlichkeit, er war eine hohe hagere Gestalt, stets im schwarzen Bein« kleid, hatte die langen grauen Haare nach rückwärts gestrichen, und war mit einem altmodischen, langen, schwarzen, bis zu den Knien zugeknöpften Rock beklei« det. Das Malteserkreuz trug er unter dem Rocke auf seiner langen, schwarzen Weste aufgenäht, und den runden Hut fast jederzeit nicht auf dem Kopfe, son» dern in der Hand. Dieß Alles und seine seltene Humanität, jene von gemeinen Alltagsseelen nicht begriffene Aufopfe» rung für seinen geringsten Nebenmen» schen, gab oft Anlaß zu einem Achsel« zucken, einem mitleidigen Belächeln, ja selbst zu den von gewissen Lippen zum Ehrentitel werdenden Namen „ein Narr!" Doch dieß kam nur von jenen oberfläch- lichen Weltmenschen, deren Seele nie von der Ahnung eines Höhern durchdrungen war. Wal ter S tad ion war ein echter geistlicher Ritter aus der ersten Zeit. der Ruhmes- und Bluthezeit seineS Ordens'. Die christliche Dame Chari- t a s war seine einzige Liebe, ihr weihte er sein Ritterschwert, sein Trachten und Sinnen, seine Thätigkeit, stin Leben! Er war ein Priester der Nächstenliebe, und wie hoch stand er über den unduld- samen Fanat iker im Ta lar ! Sein weißes Kreuz an der Brust trug er nicht als Ordensschmuck, als bloße Zier — er beugte sich unter dem Kreuze, und trug es oft in der Brust und auf dem Rücken! — Er erfaßte die schweren Pflichten seines Ordens in ihrer ur» sprünglichen ernsten Bedeutung! — Nn» erschrocken — muthig — ehrenhast als Soldat und Edelmann — nächstenlie- bend, aufopfernd, christlich, als geistlicher
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Stadion-Stegmayer, Band 37
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Stadion-Stegmayer
Band
37
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1878
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
362
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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