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) Ignaz 88 Stahl) Ignaz
Vibliothckars übertragen wurde. Ini Druck
bat er folgende Schriften veröffentlicht: „vs
vcn'g. l^«2u l^ki'iLti inilitante sooleLia."
(Innsbruck i??<); — «Oe militantis ee-
clLLias suxrsmo o^its lDkr. ^SLli" (ebd.
i?73). Wohl dürfte er auch der Verfasser
der «Historia, littsraria ilieoloFiae" (Inns»
knick l779, 40) sein. als welchen ich einen
Michael S t a f f i e r verzeichnet gefunden
habe.
Stahl, Ignaz «^Schauspieler,
geb. in Wien 20. October 1790, gest.
ebenda im Spital der barmherzigen
Brüder am 10. Jänner 1862). Eine
der groteskesten Gestalten des Bühnen-
lebens, die mit den Reformen des heu-
tigen Theaters immer mehr und mehr
verschwinden; ohne zu wollen, oft eine
Quelle unauslöschlicher Heiterkeit und
ein aus dem Grunde des Herzas guter
lind, wo er stck sehrn ließ, beliebter
Mensch. Sein wahrer Name ist F re ch
von Ehr inn feld. Er erhielt im Eltern«
hause eine gute Erziehung und früh-
zeitig entwickelte sich in ihm die Liebe
zum Theater. Er fand balo Gelegenheit,
auf Wiener Dilettanten-Theatern aufzu»
treten. Auf einem solchen sah ihn Di-
rector HenSler sBd. V I I I , S. 312)
spielen, erkannte daS Talent des jungen
Mannes und überredete ihn, auf einer
öffentlichen Bühne aufzutreten. Am
28, Juni 1814 trat der 24jahrige
Mann unter dem angenommenen Na-
men S t a h l zum ersten Male auf dem
Leopoldstadter Theater auf. Er spielte
den Kar l in Contessa's einactigem
Lustspiele „Das Räthsel" und gefiel.
Der Würfel war gefallen, er blieb beim
Theater und behielt den selbstgewahlten
Namen S tah l bei. Auch in den folgen«
den Antrittsrollen fand er Beifall, aber
sachkundige Freunde riethen ihm. sich
vorerst auf Prouinzbühnen auszubilden
und die erforderliche Bühnen-Routine zu verschaffen. S tab l befolgte diesen Rath
und spielte 14 Jahre auf fremden Buh-
nen; erst im Jahre 1828 kehrte er nach
Wien zurück und wurde vom Director
C a r l engagirt. Von diesem Jahre ab
verließ er die Kaiserstadt nicht mehr.
Als Antrittsrolle gab er am 22. August
1828 auf dem Theater an der Wien
den B e t h l e n im bekannten Schau-
spiele „Dreißig Jahre aus dem Leben
eines Spielers". Nun spielte er die Va-
terrollen in den Local», die Intriganten
in den ConversationS'Stückcn, und ob»
gleich selbst ein durchaus ehrenhafter,
gemüthlicher, ja edler Charakter, gelang
ihm in vorzüglichster Weise die Dar.
stellung der dösen Leidenschaften, wie
des Geizes, der Habsucht, des Neides,
der Schadenfreude u. s. w. Er bewies
dadurch ein tieferes Studium der mensch«
lichen Natur, dessen Ergebniß er nie
durch Uebertreibung störte. I n Darstel«
lung gemüthlicher Rollen konnte er lange
Zeit hindurch seines Gleichen suchen; frei«
lich änderte sich dieß mit den Jahren,
und vornehmlich durch Umstände, die
nicht in, sondern außer ihm lagen.
Seine an's Unglaubliche grenzende Gut-
müthigkeit reizte nämlich den Nebermuth
seiner Collegen, und so wurde S tah l ,
ehe er eS erkannte — oder richtiger er
hat es nie erkannt — das ens ko^dilL
seiner Collegen. Daß er aber eine tüch»
tige Kraft auf der Bühne war, beweisen
mehrere Umstände. N estroy schrieb
eigens für ihn den Hobel mann im
„Lumpazivagabundus" , den Mehl»
w u r m im „Eulenspiegel", den Spund
in „Talisman", den Z a n g l e r im
„Einen Iur will er sich machen" und
noch mehrere andere Rollen. Als S. im
Jahre 1848 unter dem Director P o-
korny im Theater an der Wien spielte,
gab er das hohe A l t e r in Rai-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Band 37
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stadion-Stegmayer
- Band
- 37
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 362
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon