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Stamm, Ferdinand 1
S. 323) nach Böhmen zurückkehrte,
überließ er seine Redactionsstelle dem»
selben und kehrte zu seiner Mutter nach
Komotau am Fuße des Erzgebirges zu
rück. Nun beginnt Stamm's eigent
liches. der Entwicklung und Förderung
des Gemeindelebens und der Fortsetzung
seiner Selbstbildung in gewählter Lec>
türe und der Herrlichkeit der Natur ge>
widmetes Leben. Die Komotauer Stadt-
gemeinde wählte ihn in den Gemeinde-
rath. in welchem er das Referat über
das Sckulwesen führte und für die
Errichtung einer Unterrealfchule, die
Erweiterung eines sechsclassigen Gym>
nasinms zu einem achtclasfigen aus Ge.
meindemitteln und den Bau eines
großen, neuen ScdulhüuseS zur Aufnahme
der Volks« und Realschule in seinen
Räumen insbesondere thätig war. Da-
neben begann er. durch die geologische
Beschaffenheit Komotaus und die glück»
lichen Erfolge, welche sein Bruder im
Bergbau erzielt, angeregt, selbst zu schür«
fen, und machte durch sieben Jahre,
während welcher er seinen Bau allein
leitete und manche Widerwärtigkeiten zu
bekämpfen hatte, die praktische Schule
des Bergbaues durch. Endlich aber war
er in gemeinnütziger Weise schriftstellerisch
thätig. I m Jahre 1836 übersiedelte S.
nach Wien, wo er noch im nämlichen
Jahre die illustrirte Zeitschrift für Land«
wirthschaft. Bergbau, Industrie und
Handel unter dem Titel „Die neuesten
Erfindungen" begründete. Durch diese
Zeitschrift regte S. in Oesterreich ganze
Reihen neuer Gewerbszweige und Unter-
nehmungen an, gab durch sie den An»
stoß zur Gründung eines Vereines für
österreichische Eisenindustrie, zu dessen
Schriftführer er gewählt, wurde; dann
zu den allgemeinen Versammlungen der
österreichischen Berg« und Hüttenvereine, ^ 1 Stamm, Ferdinand
endlich zur Gründung deS Vereines der
österreichischen Industriellen. Als im
Jahre 1861 Oesterreich bleibend in die
Reihe konstitutioneller Staaten eintrat
und die Wahlen für die Landtage
der Kronländer ausgeschrieben wurden,
wurde Stamm im Saazer Kreise von
den Landgemeinden und zugleich von
den Stadtgemeinden Ioachimsthal und
Karlsbad in den Landtag gewählt. In-
dem er das Mandat der Landgemeinden
annahm, trat er im April 186l in den
böhmischen Landtag, welcher ihn als
Abgeordneten in den Reichsrath entsen.
dete. I n demselben durch Geburt und
Wahl der Partei der Deutschböhmen
angehörend, zahlte er zu den Centra«
listen im Reichstage, in welchem er sich
jedoch nur an den finanziellen und volks-
witthschaftlichen Fragen betheil'gte. Am
24. Jänner und 20. März 1867 wurde
sein Mandat für den böhmischen Land-
tag und am 13. April d. I . für den
Neichsrath erneuert. Später ließ er sich
nicht wieder wählen. Von seiner Thä-
tigkeit außerhalb des Reichsrathes sei
noch erwähnt, daß ihn im Jahre 1860
das k. k. Handelsministerium in das
österreichische Central «Comite für die
Londoner Ausstellung berief und 186l
im Mai als Juror zur Londoner Aus»
stellung entsendete. Im I . 1864 wurde
er zum Curator des k. k. österreichischen
Museums für Kunst und Industrie er-
nannt' im Jahre 1866 kam er wieder
in das Central'Comitä für die Pariser
Universal.AuSstellung, wohin er im fol-
genden Jahre als Delegirter und Be-
richterstatter abging. Im Jahre 1866
aber wählte ihn die General'Versamm-
lung der k. k. allgemeinen Bodencredn»
Anstalt zum Censor derselben. Außer der
vorerwähnten Zeitschrift gab S. noch die
Halbmonatsckrift „Der Nahrstand" und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Band 37
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stadion-Stegmayer
- Band
- 37
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 362
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon