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Starhemberg, Gmda 203 Starhemberg. Guido
gierung KarlS Hl . Nach den Siegen
bei Almenara und Saragossa konnte
Starhemberg die Franzosen aus
Svanien verdrängen. Der Einfluß
Stanhope's führte nach Madrid, wo
man wenig Sympathien fand, und Stan»
hope's Starrsinn war eS zu allermeist,
wodurch die Schlacht bei ViNaviciosa
verloren ging und Kar l nach so vielen
Kämpfen dahin kam. wo er sich beim
Beginne des FcldzugeS befand. Der
kleine Hof zu Barcelona war ein offenes
Feld von Intriguen und nationalen
Eifersüchteleien- Spanier, Portugiesen,
Italicner. Ocsterreicher. Engländer fein»
deten sich an und trauten sich nicht. Zwi«
schen Barcelona und Nien herrschte eine
Spannung wegen Mailand, das insge«
heim an Oesterreich abgetreten war, und
die Umgebung des jungen Königs war
nicht der Art. daß vom Hofe Ausehen.
Energie, Kraft ausfiießen konnte. Fürst
Florian Liechtenstein, Obersthofmei«
ster. der den König leiten wollte, mußte
abberufen werden, sein Nachfolger. Her»
zog von M o l es. konnte Kar ls Ver«
trauen nicht gewinnen; der König war
mehr den Spaniern und Neapolitanern
zugethan; auch Graf Ste l la und
A l thann , deren Umgang der König
liebte, hielten zur spanischen Partei. Die
inneren Geschäfte wurden durck PerIaS,
später Marquis von R i a l p , einen Ca-
lawnier, der wegen sciner carlistischen
Gesinnung im Gefängniß war, dann
durch Pater Pezzo und den Minister
R o m e r geleitet. S t a r h e m b e r g
sprach nicht das Beste von ihnen. Er
wirkte so viel, als er vermochte. Der
Kaiser und die Verbündeten hatten daS
meiste Vertrauen zu ihm. 4711 trat der
Umschwung der Dinge ein durch die ver-
änderte Politik der Seemächte und den
Tod Kaiser Iosephs I. Nach dcr Ab. reise Kar ls aus Spanien kämpfte Star .
hemberg noch dritthalb Jahre in Spa-
nien für die Sache seines Herrn, aber die
großen Ereignisse drängten zu einer Aug.
gleickung, von der man anfangs auSge«
gangen war. Es wurde der Utrechter
Friede geschloffen und die Präliminarien
von Rastadt nahmen die Bedingungen auf,
wodurch Spanien für das Haus Oester«
reich verloren blieb. Schon der Räumungs-
vertrag vorn 14. März <7l3 hatte die
Mission Starhernberg's in Spanien
vollendet. Er gingnun nach Oesterreich und
lebte bis 1717 in Laibach zurückgezogen,
mit Studien und der Verwaltung seiner
Commende beschäftigt. Später erhielt
er die Commende der Ballet Oesterreich
und wurde Großcomthur des deutschen
Ordens, dem er seit 1692 angehörte und
dessen Interessen er vollkommen ergeben
war. 17 l7 übersiedelte er nach Wien;
seine Stellung am kaiserlichen Hof war
ehrenvoll, aber ohne Einfluß. Die ein«
zige Stelle, die er wünschte, die eines
Präsidenten deS HofkriegsratheS, war in
den Handen Prinz Eugens und es war
nicht vorauszusehen, daß dieser jemals
die Zeitung des Militärwesens nieder«
egen würde. Es gibt Historiker, die sich
nicht genug damit wissen, die Rivalität
zwischen Eugen und Starhemderg
und den darauS entspringenden Zwie«
spalt beider immer wieder hervorzuheben.
Mögen sie Rivalen oder gar feindlich
gegeneinander gesinnt gewesen sein, nie
ging diese persönliche Stimmung beider
so weit, daß siedarüber ihr Vaterland ver«
geffen hatten. Wenn dieses in Gefahr war.
dann ließen sie allen Zwiespalt bei Seite
und hieben vereint die Gegner Oester»
reichS nieder. Und so ist eS denn auch
müssig. zu fragen, wer größer gewesen,
und die Verdienste Eugens und Star«
hemberg's aufdcr Goldwage zu wagen ;
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stadion-Stegmayer, Band 37
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stadion-Stegmayer
- Band
- 37
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1878
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 362
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon