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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stehlik-Stietka, Band 38
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Stein, Anton Joseph wörtlich lautet: .Professor Ste in An ton. der Philolog, vor ein paar Iah ren verstorben, ungealtert, obschon stark über die 80, steinalt und steinreich; viele, viele Jahre bei einer starken Pen« sion gut gewirthschaftet: und steinreich auch an wirklichen Steinen. Er gab sich der hübschen Passion hin. die nächstbesten kleinen Straßensteine dunkelgrau zu be« malen. daß sie aussahen wie Gemmen. Welcher feine archäologische Gedanke! Stein'S novantike Steine, wo mögen sie sein? Dock nicht da, wohin er alle Tabakraucher gewünscht: beim Teufel?" Zur Charakteristik Stein's als Mensch, Lehrer und Professor. S te in war eine jener gro» testen Profejsorentypen, mit denen die vor« märzliche Aera Oesterreichs nicht eben zu dürftig ausgestattet ist. Er war ein gelehrter Philolog, von jener Sorte, deren Gelehr» samkeit keinem zu Nutzen, aber auch keinem zu Schaden gereicht, wenn man nicht eben die vernachlässigte classische Bildung der jungen Leute als einen Schaden ansehen will. Im Ganzen war er ein Original, dem es an ebenso derben, als witzigen Einfällen niemals fehlte. Als ein Studiosus nach obge. legter schlechter Prüfung daoonrannte und die Thüre heflig zuschlug, rief er ihm nach: .Dem ist der Stein zu hart, drum will er den Zorn an Holz auslassen." Als ein anderes Mal ein Student. Namens Fischer, bei feiner Prüfung dieselbe schlecht bestanden hatte, und S te in , der Anton hieß. viel nachzuhelfen und zu fragen hatte, rief dieser aus: «Ich bin wie der h. Anton iuß, der den Fischen predigen muß." An Ei« cero's Geburtstage — am 3. Jänner — pflegte S t e i n schwarz gekleidet, einen Blumenstrauß in der Hand, ins Collegium zu kommen. Es ließe sich eine artige Zusam« menstellung feiner Bonmots. Eigenthümlich- ^ leiten und Schrullen ausführen. Manches ^davon findet sich in Memoiren und anderen Schriften zerstreut. Als Poet besah er Schwung und namentlich als Epigramma- tiker beißenden Witz. Al5 wahres Muster eines vernichtenden Epigramms kann z. B. das folgende „Medaillon" überschriebene gelten: .Alastor sieht mit stolzer Lust ! Sein Bild an Lais' feiler Brust I Fürwahr noch hing 22 Stein, Anton Joseph ein größ'rer Wicht I An einem schön'ren Galgen nicht." Seine Epigramme auf Pro- fessor Ignaz Liebel ^Bd. XV, S. 93) möchten diesem nicht eben zu großes Ver. gnügen bereitet haben; so lautet denn das eine.- „Lipp lehrt es euch, wenn ihr's nicht wißt l Was „eddelV „schehn" und »höslich" ist". Feines mit attischem Witze verstand er an bedeutende Männer zu richten, wie seine Epigramme auf den Tod Beetbove n's. deS Prinzen de Liane, des Astronomen Tr i es. neck er, auf Nik. Ios. von Iacquin'K Leichenfeier u. A. beweisen. Treffend witzig und ohne Zwang sind seine ?zx"" ^ wir möchten sie mit „Echos" übersetzen — genann» ten Verse, wie z. A.: „Hnos aw.üut luolSb »Qimi serviles? — v i lys . — Huiä pus» ritia? Nonne mollig st siQovrk? — ovr». ot ium. — Hukk gOxtbiQ virgo oolorioub intet iniri«? — I r i s u. s. w. Ein Freund Anton Stein's war der bekannte Epi- arammendichterJohann Möser sBo. XVI I I , S. 430), mit dem er noch, bereits ein Acht- ziger, jeden Sonntag den Kahlenderg zu be- steigen pfiegte. (Quellen zur Kiographie. Wiener Zei tung 1845. Nr. 4: „Nekrolog von B.(eramann). — Allgemeine Theater » Zeitung, Redigirt von Adolph Bäuer le (Wien, gr. 4«.) 1844. Seite 242. in der Rubrik: -Nekrologe". — Bauernfeld. Gesam« melte Schriften. Zwölfter Band. Aus Alt» und Neu.Wien (Wien l873. Brau» müller, 8".) S. 8. ^Abweichend von den üblichen Schilderungen seiner Lehrfäbigteit zeichnet ihn Bauern feld mit folgenden Worten: „Der Philologe S te in war ein stämmiger, kräftiger, alter Mann. nachlässig gekleidet, mit offener, haariger Brust und struppigem Bart. Dieser philologische Dio» genes besah großes Nissen, nur verstand er es durchaus nicht, sich fruchtbar mitzutheilen oder die Jugend für sich selbst und sein Fach zu interessiren. geschweige zu begeistern. Mit der Erklärung einer einzigen Horaz'scken Ode brachte er wohl an die acht Tage zu; dabei kam er vom Hundertsten aufs Tau- sendste, schimpfte über die Jugend, über's Billardspielen, über's Biertrinker!, wie über das dem Verfasser des «^mor e^uo- Vkilu«" besonders verhaßte Tabatrauchen." — Zur richtigen Auffassung der vorstehenden Charakteristik sei bemerkt, daß S t e i n,
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Stehlik-Stietka, Band 38
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Stehlik-Stietka
Band
38
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1879
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
398
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
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