Seite - 107 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Stifft-Streel, Band 39
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er^ Johann August 407 Stöger, Johann August
ger und dem Schauspieler Ferdinand
Polawski Mand XXIII, Seite 37)
als stillen Theilnehmern unterstützt, die
Direction fort. bis Anfangs Mär; 1821
Franz von H o l b e i n dieselbe über-
nahm. Das kleine Capital, welches sich
Stöger als Tenorist erspart, benutzte
er nun zu einem selbstständigen Unterneh
men. Im Vereine mit seiner bisherigen
Directorin ö iebich pachtete er das
ständische Theater in Gratz. Bald dar-
auf verheiratete er fich mit der Witwe.
Schon gedieh das Unternehmen glän
zend, als ein schwerer Schlag ihn und
seine Frau traf. Das Theater war
von den. steirischen Standen prachtvoll
restaurirt und seine Wiedereröffnung be
reits anberaumt worden, als es am Tage
vor derselben niederbrannte. Gin großer
Theil des Stöger'schell Fundus ging
dabei in den Flammen auf. Nun begab
fich Stöger mit seiner deutschen Gesell-
schaft nach Trieft und fand trotz der durch
wälsche Sänger verwöhnten Bevölkerung
doch die freundlichste Aufnahme. Darauf
übernahm er noch das Preßburger Thea-
ter. wo sich die Verhaltnisse für den jun«
gen Director auf das günstigste fügten.
Es fand nämlich daselbst gerade die
doppelte Königskrönung, zuerst die der
Kaiserin Ka r o l i n a A u g u st a,
dann die des jüngeren Königs von
Ungarn F e r d i n a n d , statt. Auch
folgten mehrere Landtage von längerer
Dauer, und so gedieh !n jener Zeit.
da daS deutsche Wort noch nicht ver»
vehmt und der Cylinder» TerroriSmus
noch nicht in Scene gesetzt war, das
Theater, das von Magnaten, Edelleuten,
Zuraten gern besucht wurde, vortrefflich.
Im Jahre 4832 gab S. die Bühnen in
Trieft und Preßburg auf und übernahm
daS Iosephstüdter Theater in Wien. Da»
selbst pflegte er im Anfange die Oper und besaß an dem Bariton Pöck auch
eine gediegene Kraft, aber das Publicum
dieser Bühne verlangte weniger nach
Sängern, als nach einer guten Local-
poffe. Schon neigten sich S t ö g e r's
Verhältnisse in Wien sehr zum Nieder«
gange, als ihm ein Zufall zu Hilfe kam.
Ferdinand Raimund sBand XXIV,
S. 234^ hatte stch mit der Direction
des Leopoldstädter Theaters entzweit,
sein neuestes Stück „Der Verschwender"
dem Director Stöger ^ur Aufführung
überlassen und war selbst auch auf dessen
Bühne als Schauspieler aufgetreten. S.
erzielte mit diesem Stücke, das am
20. Februar 1834 zum ersten Male auf-
geführt wurde, eine lange Reihe von
ausverkauften Häusern. So war jene
gefahrdrohende Klippe umschifft. Zu
seinem weiteren Glücke ging die zehn«
jährige Pachtzeit der drei Directoren des
Prager standischen Theaters, Kainz,
P o l a w S k y und S t e p a n s k , zu
Ende. Es wurde ein neuer Concurs
ausgeschrieben, und S t ö g e r . von
hohen Gönnern unterstützt, trug den
Sieg über seine Mitbewerber davon.
So konnte er seinen Wiener Contract
noch vor Ablauf desselben lösen. Am
l. Mai 1834 eröffnete er die Reihe der
Vorstellungen an der Prager Bühne.
Innerhalb 48 Stunden waren über.
raschende Veränderungen mit den inne«
ren Räumen deS Schauspielhauses vor-
genommen worden. Eine stärkere Be»
leuchtung, neue und schöne Decoratio-
nen, eine brillante Garderobe, Alles
sollte mithelfen des Publicums Gunst zu
erobern, das mit zäher Treue an dem
verdrängten Theater « Directoren « Klee«
blatt hing. Die ersten Tage gaben
wenig Hoffnung auf eine gedeihliche
Zukunft. Als aber am vierten Tage
die erste Oper. Rossini'S „Barbier",
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Stifft-Streel, Band 39
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Stifft-Streel
- Band
- 39
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 400
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon