Seite - 79 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Streeruwitz-Suszncki, Band 40
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Strohlendarf, Joseph 79 Strohlendorf (Familie)
im adeligen Casino weiß gemacht, daß
D o n i z e t t i eigentlich ein Wiener
Kind sei und Toni Zet t i heiße. Und
wieder ein anderes Mal gab er eine
Probe, wie geringe Kenntnisse nur man
früher zu besitzen brauchte, um nichts»
destoweniger salonfähig zu sein. So
trat er eines TageS in die 3oge deS
Barons Eskeles, der eben mit einem
anderen Banquier eine hochwichtige Ge>
schaftSangelegenheit besprach. Der alte
Mann kam dem Crösllspaare ziemlich
ungelegen, und man wußte nicht, wie
ihn loswerden, ohne ihn zu kränken.
Da begann Eskeles — es war eben
die Zeit des SonderbundSkrieges in der
Sckweiz — «Haben Sie schon gehört,
lieber S t r. o h l e n d c> r f. daß die
Schweizer ihren König fortgejagt ha«
ben?" — ^Ihren König, ruft Stroh-
lendorf . Ihren König forlgejagt!"
und schon ist er aus der 3oge, um
dib große Nachricht von dem „fort«
gejagten Könige der Schweizer" ins
Parterre zu tragen. So wurde die
Leichtgläubigkeit und Unwissenheit des
alten Mannes nicht selten benützt, ihm
einen Schabernack zu spielen. Seme
Erlebnisse möchten. zusammengestellt,
ein ganz drolliges Geschichtenbuch ge«
ben, in welchem der berühmte „Damen«
ritter". das letzte Wiener Original,
d»S noch die Zeiten der großen Kai»
serin und ihres unvergeßlichen Sohnes
gesehen, die Hauptrolle spielen, zugleich
aber ein Licht geworfen würde auf die
geringen Mittel, deren der damalige
hohe und niedere verehrliche Adel be»
dürfte, um in den Salons und in der
Gesellschaft immer noch eine anständige
Rolle zu spielen.
Consti tut ionel leOesterreichischeZei.
tung (Wien) i862, Nr. 4l, im Feuilleton.-
„Die schöne Frau Gräsin". Die St roh lendorf oder wie sie eigentlich
heißen sollen. Strahlendorf , sind eine
alte böhmische Familie, welche, aus dem
Mecklenburgischen stammend, nach Däne-
mark hinübetkam, wo ein Joachim Strah-
le ndorf aus Gravenau sich der besonderen
Gunst dts Königs F r i e d r i c h I I . von
Dänemark erfreute. Der Ähnherr der böh,
mischen Strahlen dorf oder Stroblen
dorf ist Leopold, ein Sohn Nlrichs auf
Prenoera in Mecklenburg; er war mit einer
Säurest» r Balt Hasars von D r r n v a c h
(auch Dörre dach). AdtS von Kulda. uer
mält. Alö Balthasar in Folge von Miß»
Helligkeiten ftiner Äotswürde entsetzt wurde,
führte L e o p o l d am Hofe des Kaisers
Rudolph I I . zu Prag die Sache seines
Schwagers mit solchem Erfolge, daß ihn
der Kaiser zum Neichshofrath und oann zum
Vice «Kanzler des römischen Reiches er-
nannte. Aus seiner oberwahnten Ehe hatte
er zwei Söhne Peter Heinrich und Wot.f-
gang Leopold. D«r Erstere wurde von
Kaisrr F e r d i n a n d I I . im Jahre 1624
zum Vice'Kanzler des römischen Reicbes er>
nannt, in den Freiherren stand erhoben
und mit dem goldenen Vließ geschmückt. El'
starb l637 unoermält. Nach anderen An-
gaben soll er verheiratet gewesen sein, adec
nur ein einziges Kind, eine Tochter Meta
C l a r a gehabt haben, welche mit einem
General in Tirol, Grafen Balderon ver«
ehelicht gewesen. Ilebrigens war er ein
eifriger Katholik und übergab dem Kaiser
Ferdinand I I . die ansehnliche Summe
von 36.000 Ducaten zur Fortführung des
Krieges gegen die Protestanten. Auch wird
unser Peter Heinrich in nähere Bezie»
hung zu dem Herzog von Friedland ge«
bracht. Er stand nämlich den Herzogen von
Mecklenburg feindselig gegenüber, weil diese
seiner Familie vormals das Amt Krioitz
und die Herrschaft Podl entzogen hatten.
Und so geschah eS, daß über seinen Antrag
in dem damaligen schwedisch < deutschen
Kriege der Kaiser Ferdi nand I I . seinem
General W a l l e n st e i n das Herzogthum
Mecklenburg überließ. Ob nun diese Fa«
milie St ro lendorf oder Strohlen-
dorf gänzlich erloschen, und ob unser P e,
ter Heinrich der letzte Abkömmling der-
selben gewesen, darüber fehlen alle An»
Haltspunkte, — In neuerer Z>?it kommt
ein Moriz Ritter von St roh lendorf
als Poet und Compostteur vor. Von ihm
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Band 40
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Streeruwitz-Suszncki
- Band
- 40
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 394
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon