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Bezug auf daS Zustandekommen der
Wiener Hochquellenleitung der Löwen
antheil gebührt. Es ist hier nicht der
Ort, die einzelnen Phasen seiner rastlosen
Thätigkeit nach dieser Seite zu beleuchten,
die Sitzungsprotokolle des Wiener Ge-
meinderatheS geben darüber die zuver»
lässigsten und reichsten Aufschlüsse, wie
auch nicht minder über die mancherlei
Hindernisse, welche ihm von einzelnen
Mitgliedern des Berathungskörpers und
selbst von Organen der Presse dabei in
den Weg gelegt wurden. Siegreich ging
er aus allen Anfechtungen hervor. Noch
wahrend seiner communalen Thätigkeit
hatte er die Genugthuung, sein Wirken
anerkannt und durch die Wahl zum Vice«
Präsidenten des Gemeinderathes gewür-
digt zu sehen, und spater, als er bereits
aus demselben ausgetreten, am 16. Fe>
bruar 4874, wurde ihm wie dem Grafen
Ernst Hoy os 'Spr in ;en stein, als
dem bei der Lösung der Wasserversor»
gungsfragc durch Uebellaffung der ihm
gehörigen und in nächster Nähe seines
Schlosses Stixenstein gelegenen Quel-
len zunächst Betheiligten, durch den
Bürgermeister Cajetan Felder in feier»
licher Weise das Diplom eines Ehren«
bürgers der Stadt Wien überreicht. Im
Jahre 4870 trat er auch in den nieder«
österreichischen Landtag und im Jahre
4873 in daS Abgeordnetenhaus des öster-
reichischen Reichsrathes. Die bei der
Wahl in den ersteren Vertretungskörper
in den Volksmund gerathenen „silbernen,
Löffel" des Abgeordneten Sueß wurden
zum geflügelten Worte, als unmittelbar
vor dem Krach l873 die Verwaltungs-
raths'Sinecuren wie eine Seuche über die
Bevölkerung WienS hereinbrachen. Der
Sachverhalt ist aber einfach folgender.
Als nämlich im Juni 1870 im Leopold-
städter Bezirke die Wahlbesprechungen für den Landtag stattfanden, bei deren
einer auch Professor Sueß als Kandidat
auftrat, richtete ein Wähler an denselben
die Frage, ob er es mit seiner Stellung als
Abgeordneter vereinbar fände, eine Ver»
waltungsraths < Sinecure anzunehmen?
Hierauf entgegnete Sueß: „Es käme
dies gerade so heraus, als wenn ihn der
Fragesteller zur Tafel laden, sich aber
gleichzeitig einen Revers ausstellen ließe,
daß er ihm keinen silbernen Löffel
stehlen werde". Professor S ueß ist
seinem Ausspruche von damals treu ge-
blieben, wie es andere Abgeordnete damit
gehalten und so figürlich „silberne Löffel
von der reichen Tafel der Austria" ge»
stöhlen haben, lebt noch in Allcr Gedacht-
niß. Schon in seiner ersten ReichSraths»
rede, welche er am.6. März 1874 in der
Debatte über die confessionellen Gesetze
hielt, bewahrte er sich als Parlaments»
redner ersten Ranges, der mit derReoner«
gäbe an und für sich über ein sehr respec«
tables historisches Wissen gebietet und
die seltene Gewandtheit besitzt, die That-
sachen der geschichtlichen Vergangenheit
der Gegenwart zu allgemeinem Nutz und
Frommen enlgegenzuhalten. Besonders
glücklich war er in der Auswahl der
Beispiele, die er immer auS den Schätzen
der gegnerischen Partei hervorholte. So
nahm er dieselben zum Beweise der Noth«
wendigkeit, den päpstlichen Uebergriffen
entschiedene Abwehr entgegenzustellen,
auS dem Schoose des gläubigsten Katho-
licismus selbst und ermähnte uns, doch
ja nicht katholischer sein zu wollen als
die gekrönten Partisane des Katholicis-
mus. „Denn Ferdinand I.". fuhr
Sueß in seiner Rede fort, „war gewiß
ein guter streng katholischer Monarch von
spanischer Erziehung. Als aber Papst
Pau l IV. mit einer jener Anforderungen
an ihn herantrat, die. beiläufig bemerkc,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Band 40
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Streeruwitz-Suszncki
- Band
- 40
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 394
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon