Seite - 10 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Szedler-Taasse, Band 42
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da nach Holland und über Bonn und
Jena nach Leipzig, wo er die Vorlesun»
gen Hermann'S besuchte. Als aber
dieser bald darauf starb, kehrte Sze«
käc S. der sich indessen die philosophische
Doctorwürde erworben hatte, in seine
Heimat zurück, um die Erzieherstelle in
der Familie N ikol ics wieder zu über«
nehmen. Auf den Besitzungen derselben
in Rudna und TemeSvä.r widmete er die
Muße seines Trzieheramtes besonders
der Uebersetzung der serbischen Volks»
lieber und Heldensagen. Diese und auch
eigene lyrische Dicktungen und Epi»
gramme veröffentlichte er in Journalen,
und sie erregten in solchem Grade die
Aufmerksamkeit der ungarischen Aka-
demie der Wissenschaften, daß dieselbe
den 27jährigen Poeten am 10. Sey»
tember 1836 zum correspondirenden
Mitgliede erwählte. Wenn auch seine
Pflichten als Erzieher nichts weniger
denn schwer auf ihm lasteten und ihm in
der Familie, in welcher zu wirken er be>
rufen war. Alles mit Achtung und Ver>
trauen entgegenkam, so war seine Stel>
lung doch nickt eine derartige, daß er
sich hatte versucht fühlen können, seine
Laufbahn auf dieselbe zu begrenzen.
Bald sollte eine Wendung in seinem
Geschick eintreten. I m Jahre 1837
trennten sich die magyarischen Mitglieder
der Pesther evangelischen Gemeinde von
ihren anderssprachigen Glaubensgenossen
und gründeten eine selbständige Ge-
meinde. Als es zur Predigerwahl kam,
entschied sich die Mehrzahl für Szä-
käcs, und an dem Tage, an welchem
die evangelische Gemeinde das fünfzig-
jährige Jubiläum ihres Bestandes feierte,
am 11. November 1837. trat er auch sein
neues Kirchenamt in Pesth an. Seine
auf dem Erzieherpoften geschulte Redner-
gäbe kam ihm auch in seiner neuen Sphäre wirksam zu Statten, und bald
verbreitete sich der Ruf seiner ausgezeich»
neten Kanzelberedtsamkeit. Schon im
folgenden Jahre betraute ihn der Mon«
tandiftrict mit dem Superintendent!«!.
Schriftführeramte, welches er durch zehn
Jahre, bis 1848, ununterbrochen führte.
I n diese Zeit fällt seine Reise nach Ita-
lien, die er bis Neapel ausdehnte; auf
der Rückkehr durch die Schweiz wohnte
er in Frankfurt a. M. der Generalver«
sammlung des daselbst sich conftituiren»
den Gustav Adolph-Vereines bei. in
welchem er durch eine in Sandhof ge»
haltene Rede die Aussöhnung der feind«
lich sich gegenüberstehenden Rationalisten
und Pietisten bewirkte und so wesentlich
dazu beitrug, daß daS durch den Zwie-
spalt derselben gefährdete Unternehmen
trotz alledem zu Stande kam. Zu pada»
gogischen Zwecken, welche dem lang«
jährigen praktischen Erzieher stets nahe
lagen, besuchte er im Jahre 1846 die
Salzman n'sche Schulanstalt in Sehne-
pfenthal. Die Wirren des Jahres 1848
gingen auch an ihm nicht spurlos vor»
über; als Patriot trat er für die In-
teressen der Bewegungspartei entschieden
ein. und als Priester kämpfte er für die
Autonomie seiner Glaubensgenossen mit
Wort und Schrift. Diese seine decidirte
Haltung würde für ihn vielleicht ver-
hangnißvoll geworden sein, wenn nicht
der Senior der evangelisch . deutschen
Schwestergemeinde M. Lang, sozusagen
der Hofgeistliche der verewigten, noch
heute im Herzen der Ungarn lebenden
Erzherzogin M a r i a D o r o t h e a
sVd. VI I , S. 43. Nr. 229). Gemalin des
Erzherzogs Palatin J o s e p h , durch
seinen Einfluß bei dieser hochstnnigen
Fürstin alles Unheil, von welchem sein
AmtScollege bedroht war, abzuwenden
gewußt hätte. Im Uebrigen entfaltete
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Szedler-Taasse, Band 42
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Szedler-Taasse
- Band
- 42
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 356
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon