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zu haben, mußte er sofort die Residenz
verlassen und nach Ungarn zurückkehren.
So begann er denn im Jahre 1810 in
einem Laden der Schlangengasse .^u
Pesth als einfacher Silberarbeiter seine
bescheidene Thätigkeit. In die Zunft auf-
genommen, gründete er sich. indem er
sich verheiratete, einen eigenen Haus-
stand. Aber auch hierin war das Glück
ihm nicht günstig, denn schon nach wem»
gen Jahren entriß ihm der Tod Weib
und Kind. Auch fand er nicht oft Ge>
legenheit zur Ausführung größerer Werke,
denn solche wurden nur selten bestellt
und dann auch nicht mit Preisen bezahlt,
welche einigermaßen den Verfertiger für
die darangewendete Mühe entschädigt
hätten. Trotz alledem ließ er in seinem
Eifer nicht nach und schuf das Größte,
was in seiner Kunst zu leisten war.
Denn neben kleineren Sacken, wie Kir«
chenparamente und dergleichen, gingen
von Zeit zu Zeit aus seinen Händen
Werke hervor, die ihn den ersten Mei.
stern seines Faches würdig zur Seite
stellen. Als der berühmte Bildhauer
Kl ieber bei seiner Anwesenheit in
Pesth ein metallgetriebenes Bild von
Szentpäteri zu Gesicht bekam, wollte
er gar nicht glauben, daß der Verfertiger
desselben ein Zeitgenosse und gar ein
Ungar sei. Er hielt es zunächst für ein
antikes Werk oder, wenn es das nicht
wäre, meinte er. dürfte der Schöpfer
nur in Florenz oder Rom zu sucken sein.
Man belehrte den Künstler alsbald eines
Besseren, indem man ihn zu Szen t-
p ö t e r i selbst führte. Die Zahl der
bedeutenderen Werke, welche aus unseres
Meisters Künstlerhand hervorgegangen,
ist eine verhaltmßmaßig geringe, denn
erstens fehlten ihm die Mittel, um auf
eigene Hand sick auf die Ausführung kost«
spieliger Werke einzulassen, und dann nimmt ein derartiges Werk ja immer lan«
gere Zeit, oft Jahre in Andruck, und sin.
det
sich nur selten und sehr schwer ein Ab<
nehmer dafür. Die berühmtesten Werke
Szentpo teri's sind: „Alexander uan
Mareiwnien Mrt 5eiu Heer iider den Oranirns
und greiit im Perser nn". Der Künstler
arbeitete dies Werk noch einem Gemälde
vonLeBrun. Das Basrelief, 12 Zoll
ho<5, 23 Zoll lang und 20 Mark Silber
an Gewicht, enthält im Vordergrunde
46 menschliche Figuren, iß Pftrde und
einen Elephanten, im Hintergrunde
l98 menschliche Figuren, 3? Pferde und
12 Elephanten, im Ganzen 2l7 Figuren.
Ein Pendant hiezu. ein ails Kupfer ge-
triebenes Tableau, befindet sich in der
kaiserlichen Schatzkammer;u Wien: —
„Nie Schlacht bei ZlrüblÜa gegen Varill5"',
dieses Stück befand sich 1832 auf der
Londoner Weltausstellung, wurde da<
selbst von einem Kunsthändler um 4000 st-
gekauft und von diesem an einen kunst»
Nebenden 3ord um 20.AW fl. weitem
verkauft; — „Nie Geiangennehuinng des
Rünig3 P°ru5", mit mehr denn 210 große
ren und kleineren Figuren. Im Jahre
1853 richtete Szentv«ter i an die
Redaction der „Pesth.Ofener Zeitung"
einen Brief, in welchem er beklagt, daß
die Noth ihn zwinge, an die theilweise
Tinschmelzung dieses Werkes zu gehen.
Tr wolle es in drei Theile scheiden, das
eine Stück der Wiener, das andere dec
Berliner Innung um ebensoviel Silber
überlassen, das dritte aber ein schmelzen
und mit dem Erlöse daraus in seiner
bedrängten Lage sich selbst helfen. Es
scheint jedoch mit dem Werke zu diesem
Aeußersten nickt gekommen zu sein, da
sick dasselbe im Jahre 1862 in der Pri-
vatwohnung des Direclors des Pefther
Nationalmuseums befand; — „Vie ungll-
rizcheil stände allt dem denkmärdigtn
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Szedler-Taasse, Band 42
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Szedler-Taasse
- Band
- 42
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 356
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon