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ni) Marie
mit dem ungehobelten St azi cs-St e>
ger zusammen assiren sollte, nämlich in
der Oper „Die Hugenotten", in welcher
dieser den Robert sang und Tag l i on i
die Helene tanzte. Steger's Benehmen
ließ schon auf den Proben das Schlimm.
. fte besorgen und gipfelte bei der Auf«
führung vor dem Publicum in einer
Ungezogenheit, die ganz seiner rohen
Natur würdig war. I n dem Momente,
in welchem er Helene umarmen und
küssen soll, steht der croatische Tenor
unbeweglich wie eine Latte, endlich als
sie ihm so nahe ist, daß er fie umfangen
soll, hebt er die Arme wie ein Telegraph
alter Form seine Schenkel, nimmt dann
die Tänzerin mit der gleichgiltigsten
Miene von der Nelt um die Mitte und
schaut gemüthlich blöde ins Orchester.
Als nun das Publicnm in ein frenetisches
Lachen ausbrach, das der Ungezogenheit
des Croaten galt, ließ der Beschämte die
Tänzerin mitten in der Umarmung los,
so daß diese nur durch ihre Gewandtheit
vor dem Niederstürzen sich rettete, und
rannte hinter die Coulissen, wo er eine
Scene aufspielte, die zwar nichl in dem
Texte, wohl aber mit seinem ungeschlach-
ten Wesen in vollem Einklänge stand.
Mar ie Tag l ion i tanzte dann noch
oft in Wien. ohne, wie damals bei
Steger's Rohheit, ausrufen zu müssen:
yy«. in'6iQ0Ot6". In der Zeit vom
1. Octobei 1853 bis zum Schlüsse des
Jahres 1863 hatte sie im Ganzen an
1497 Abenden getanzt, von welcher
Gesammtsumme allein 1093 dienstliche
Leistungen für die königliche General-
Intendantur in Berlin (Opernhaus.
Schauspielhaus und königliches Theater
in Polsdam) entfallen. I n den 1497
Vorstellungen spielte sie 877 mimische
Rollen. Am 14. April 4866 nahm sie
in einer Vorstellung, welche ans versckie- 3 Tagliom' Karl
denen Scenen mehrerer von ihrem Vater
verfaßten Ballere zusammengesetzt war,
in denen sie am meisten Beifall geerntet,
Abschied von den Brettern. Während der
Aufführung, zu welcher sogar ihr Groß«
Vater Ph i l ipp aus Arese in Ober«
italien sich eingefundm hatte, empfingen
der König und die Königin die Tänzerin,
welche zum Abschiede kostbare Geschenke
von beiden Majestäten, dem Kronprinzen,
dem Prinzen Kar l u. s. w. erhielt.
Schon zu Beginn der Fünfziger»Iahre
hatte sich der Bruder des damals regie»
renden Großherzogs von Schwerin ernst»
lich um ihre Hand beworben und erst in
letzter Stunde kam eS von der beabfich»
tigten Verbindung ab. AlS sie dann
nach vieljahrigem Wirken an der Ber-
liner Hofoper inS Privatleben sich zurück-
zog. that sie dies nur, um ihre Hand
dem Sprößlinge einer der ersten Familien
Oesterreichs zu reichen, denn am 24. Sep-
tember 1866 vermalte sie sich mit Io«
seph Fürsten Wiudischgräh (geb.
23. Juni 183l). seit 1. November 1877
Gmeral-Major und Brigadier zu Ka-
schau. — Ihre jüngere Schwester
Auguste widmete sich dem recitirenden
Schauspiele. Im Jänner 1837 trat die-
selbe im Wiener Hofburgtheater in den
Stücken.DieersteLiebschaft" und .Wühn
und Wahnsinn" auf, später wurde sie
Mitglied deS königlichen Schauspiels in
Berlin, aber schon nach einiger Zeit zog
sie sich von der Bühne ganz zurück. —
Ein Bruder Augustens und Ma-
r iens. Karl) ergriff die diplomatische
Carriöre. war mehrere Jahre bei der
preußischen Gesandtschaft in Paris ange«
stellt, staro aber als IegationSrath in
noch jungen Jahren.
Wiener Illustrirtes Eiirablatt. 1873.
Nr. 2l. — Illustrirte Zeitung (Leipzig.
I. I . Weber) Bd. I.XV, ts?5. S. 365. —
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Band 43
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Tabacchi-Terkla
- Band
- 43
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1881
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 320
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon