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welcher er namentlich durch sein Talent I
und seine Liebe für die Musik die Auf.
merksamkeit des Lehrers auf sich zog. Er
erhielt nun von demselben auch Unter-
richt im Violin« und Orgelspiel und
lernte nebenbei noch die Blasinftrumente
behandeln. I m Alter von zwölf Jahren
stand er seinem Wohlthäter schon in der
Schule und auf dem Mufikchor der
Kirche hilfreich zur Seite. Durch das
Orgelspiel zunächst auf die Grundlagen
des Generalbasses und der Harmonie«
lehre geführt, versuchte er. so gut es
ging, Lieder in Musik zu ' setzen und
machte sich endlich gar an die Compo«
sition kleiner Kirchenstücke. Nun kam er
nach Camenz, wo ihm der Stiftsorganist
Mücke sowohl im Clavierspiel als im
Generalbasse Unterricht ertheilte. Nach
einem halben Jahre kehrte er aber heim,
gab Unterricht auf verschiedenen Instru»
menten und bildete nebenbei eine kleine
Musikgesellschaft, die sich bald großer
Beliebtheit erfreute und nun auch die
Compofitionen ihres Stifters, meistens
Harmoniestücke, vortrug. Eine Messe,
an welcher er bald darauf schrieb, gelang
ihm so gut. daß er sich an die Compo«
sition einer zweiten wagte, welche in der
Pfarrkirche bei Gelegenheit eines Kirchen»
festes aufgeführt wurde. Dort erregte
sie die Aufmerksamkeit des Landessyn«
dicus Fritsch, welcher von der rich.
tigen Ansicht geleitet, daß ein so aus«
gesprochenes Muslktalent auf einen geeig«
neteren Boden verpflanzt werden rnüfse,
den jungen Muficus bald zu einer Reise
nach Prag überredete, wohin er ihm
auch Empfehlungsbriefe mitgab, durch
die es Taux in der That gelang, im
Jahre 1834 Aufnahme im Conservato-
rium zu finden. Obgleich der angehende
Künstler keinen, geregelten und systema»
tischen Unterricht durchgemacht hatte, so war doch seine durch praktische Uebungen
vielseitig erworbene Vorbildung eine
solche, daß man ibm in dem berühmten
Musikinstitute den ElementarcurS nach«
sah und ihm sofort den Eintritt in den
höheren Lehrcurg gestattete. Als Solo-
instrument erwählte er sich daS Wald«
Horn, auf dem er unter Professor Ja«
natka >M. X, S. 63) die künstlerische
Ausbildung erhielt. Außerdem hörte er
bei Professor Beu tel die Vortrage aus
der Aesthetik nnd Geschichte der Ton«
kunst, studirte unter Dionys Weber,
der dem tüchtigen und strebsamen Mu»
stcus seine volle Gunst zuwandte, den
Generalbaß. Nach Vollendung des drei-
jahrigen Curses trat er sofort ins prak«
tische Leben und nahm im Herbst 1837
eine Anstellung als zweiter Violinspieler
bei dem Orchester des Gratzer Theaters,
das damals unter Leitung des Directors
Pel let stand. Sein Wunsch, als Hor«
nist im Orchester zu wirken, ging erst in
Erfüllung, als der daselbst angestellte Hor-
nist einem Rufe nach Stuttgart folgte.
Diese Stellung, so bescheiden sie war.
gewahrte ihm ein sicheres Einkommen,
so daß er sich ohne Sorgen im Piano«
spiele ausbilden konnte. 1838 trat er
als Compostteur auf. indem er in einem
Zwischenacte seine Ouvertüre in D für
größeres Orchester zur Aufführung
brachte. Als dann Pel let zu Ostern
1839 das Linzer Theater übernahm,
folgte ihm Taux mit zehn anderen
Collegen aus dem Präger Conservato«
rium. Pellet übertrug ihm nun die
zweite Capellmeisterstelle und die Direc»
tion der Posse, während Schieber»
mayr >^Bd. X.X1X, S. 268) als erster
Kapellmeister und Operndirigent fun«
girte-, da aber Letzterer nicht selten vec«
hindert war, trat T a u r an dessen
Stelle, und er glaubte nun auch. und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Band 43
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Tabacchi-Terkla
- Band
- 43
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1881
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 320
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon