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Tempsky 27? Tendier
sehen, ja als persönlichen Freund von
Männern wie Palacky wissen, hat er
doch nie das Deutschthum verleugnet und
sich weder in seiner deutschen Gesinnung
noch in seiner großösterreichischen politi-
schen Richtung irre machen lassen. Seit
1863 ist er Mitglied, seit 1868 Direc-
tionsrath der böhmischen Sparcasse, ist
Präsident der böhmischen Escomptebank,
Verwaltungsrath der .BuFishrader Eisen-
bahn, Schriftführer des österreichischen
Buchhandlervereins und Mitglied vieler
humanitärer und wissenschaftlicher Ver-
eine. Neben seinem Berufe trieb er
auch eifrig Botanik. Er ist ein Schüler
Aug. Corda's M . I I , S. 442^>, mit
welchem für die Wissenschaft zu früh ver-
storbenen Naturforscher er befreundet war
und durch den er mit dessen Schülern
Dormitzer, Fieber u. A. bekannt
wurde. Später trat er in Verkehr mit
Professor Sachs, Professor 3 e o n-
h a r d y , Alex. B r a u n , dann mit
N ä g e l i in München, mit Op iz ,
F reye r , P u r k y n e, M a i l l e in
Paris u. A. Sein trefflich geordnetes
Herbar zählt etwa 20.000 Species.
Corda hat in seinen „Beitragen zur
Flora der Vorwelt" (1845) ein von
Tempsky aufgefundenes, zur Familie
der Farnkräuter gehöriges fossiles Pflan-
zengenus nach ihm i'öinpsk^H genannt
und die Arten desselben beschrieben.
Tempsky's reiches Herbar wie seine
Bibliothek stehen jedem wissenschaftlich
Arbeitenden offen und werden von Bota-
nikern in Prag häusig, mitunter auch von
Auswärtigen benützt. I n Würdigung
seiner mannigfachen Verdienste um För-
derung der Wissenschaft und des Gemein-
wesens wurde er am 2?. August 1872
mit dem Ritterkreuze des Franz Joseph-
Ordens ausgezeichnet. Im I . 1842 ver-
malte er sich zum ersten Male, zum zwei< ten Male 1839 mit der Tochter Marie
! des Buchhändlers Karl Andrs. Seine
vier Töchter sind bereits verheiratet. Zwei
seiner Schwiegersöhne unterstützen ihn in
seinem Geschäfte, der dritte ist Verlags'
buchhändler in Berlin, der vierte, vr. Ed.
Herbst, Sohn deS berühmten Führers
der deutschen Partei im Abgeordneten-
hause des österreichischen Reichsrathes,
fungirt am obersten Gerichtshofe in Wien.
Porträt. Facsimile des Namenszuges „F.
Tempsky". Gez. von I Ü V Lithogc. Anstalt!
von Appel und Comp. (Wien. gr. 8".).
Tendier, Matthias (Mechaniker,
geb. zu Krieglach in Steiermark am
13. Februar 1753, gest. zu Linz am
28. Juni 1825). I n der Tischlerei von
seinem Vater, der insbesondere in ein-
gelegten und Mosaikarbeiten Vortreffliches
leistete, auf das beste unterrichtet, über-
siedelte der Sohn 1777 nach Vorau, wo
er sich seßhaft machte und durch Selbst-
studium in seinem Handwerke sich so ver-
vollkommnete, daß er die geschmackvoll-
sten Arbeiten mit Vergoldungen und dem
saubersten Schnitzwerk lieferte, in den
langen Winterabenden, wie er selbst be-
richtet, an der Gaukeltasche mannigfache
Unterhaltung findend. Während er aber
für die auf dem Lande so beliebten
Krippendarstellungen der Geburt des
Heilands viele Figuren, und zwar mit
immer größerer Kunstfertigkeit schnitzte,
gerieth er auf den Gedanken, dieselben
beweglich zu bilden, und machte nun zu
seiner eigenen Vervollkommnung immer
neue Versuche in dieser Erfindung. Im
Jahre 1789 übersiedelte er mit seiner
Familie in das benachbarte Eisenerz und
setzte daselbst sein Handwerk, aber zugleich
auch seine Versuche und Studien in der
Figurenbewegung fort. So war er schon
in den Jahren ziemlich vorgerückt — er
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Band 43
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Tabacchi-Terkla
- Band
- 43
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1881
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 320
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon