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Tettenborn Tettendorn
unter seinen Befehl bekam. I n der wenige
Tage danach folgenden Schlacht von
Znaim, welche, als der Sieg schon zu
Oesterreichs Fahnen sich neigte, durch
den inzwischen abgeschlossenen Waffen»
stillstand abgebrochen wurde, that sich
Tettenborn von neuem hervor, auch
wurde er vom Erzherzog Kar l , der ihm
seine volle Huld zuwandte, in Sachen
des Waffenstillstandes zu verschiedenen
Sendungen an Napoleon und Ber-
thier verwendet, wodurch der Friede
unter vortheilhaften Bedingungen für
Oesterreich zu Stande kam. Mit dem
Ritterkreuze des eben gestifteten Leopold-
ordens ausgezeichnet, begleitete er den
Fürsten Schwarzenberg in derselben
Eigenschaft, wie früher nach St. Peters-
burg, nach Paris. Von dem Vertrauen
des Fürsten beehrt, entwickelte er daselbst
eine sehr erfolgreiche Thätigkeit. Obwohl
Napoleon instinctiv keine Sympathien
für den jungen aber selbständigen und
jeder Kriecherei abholden Kriegshelden
hegte, so ließ er ihn doch gelten. Bei dem
durch seinen Ausgang unglücklich be-
rühmten Feste des Fürsten Schwarzen-
berg vergaß sich mancher Franzose so
weit, eine Verrätherische Absicht von Seite
der österreichischen Officiere gegen Napo-
leon vorauszusetzen. Als nun ein fran-
zösischer Oberst auch Tettenborn mit
einer solchen zweideutigen Aeußerung an-
redete, konnte sich dieser in seiner Ent-
rüstung nicht halten und warf den dreisten
Sprecher rücklings zu Boden. Daß der z
Franzosenkaiser dieses Vorgehen weiter,
nicht übel nahm, bewies der Umstand, !
daß Tettenborn zugleich mit mehreren
anderen österreichischen Ofsicieren, welche
sich wie er während des Brandes durch
opfervolle Anstrengung bei den Rettungs-
arbeiten hervorgethan, den Orden der
Ehrenlegion erhielt. Trotz alledem war ihm Napoleon doch nicht freundlich ge«
sinnt. Als dieser den Befehl erließ, daß
an seinem Hofe alle Militärs, welche bis«
her in ihrer dienstmäßigen Uniform da«
selbst erschienen waren, ohne Unterschied
sich in französischer Hoftracht vorzustellen
hätten, wollte Tettenborn, der früher
Major beim 9. UhlaneN'Regiment gewesen
und dann in gleicher Eigenschaft zu Ra«
detzky.Huszaren Nr. 5 übersetzt worden
war, mit der Uniform nicht auch seinen
Schnurrbart opfern und erschien in der
neu vorgeschriebenen Kleidung mit dem«
selben. Napoleon darüber ärgerlich,
redete ihn höhnisch mit den Worten an:
„Ein Schnurrbart ist doch recht lächerlich
!bei solcher Kleidung!"', allein Tetten»
! born erwiderte, ohne sich weiter zu be»
^ sinnen: „Vielmehr solche Kleidung bei
! einem Schnurrbart!" und der kleine (5or.se
steckte diese Replik ein. Mehrere Male
! machte unser Botschaftscavalier in wich-
tigen Angelegenheiten die Reise nach
Wien und wieder nach Paris zurück. Er
überbrachte die Nachricht von der Geburt
des Königs von Rom nach Wien, indem
! er mit einer Bravour ohne Gleichen den
französischen Courier, der einen Vor«
sprung von l20 Stunden hatte, trotz
eines Sturzes, der ihn etliche Stunden
aufhielt, weitaus überholte, die ganze
Strecke in vier Tagen, zehn Stunden
zurücklegend. Als dann Napoleon die
Rüstungen gegen Rußland betrieb, sagte
Tettenborn die durch die verwandt«
schaftlichen Bande, welche Frankreich und
Oesterreich verknüpften, bedingte poli'
tische Stellung des letzteren nicht zu, und
so verlockend für ihn der Umstand sein
mochte, daß sein hoher Gönner Fürst
Schwarzenberg mit dem Oberbefehl
der Napoleon von Oesterreich zuge»
sicherten Hilfstruppen betraut werden
sollte, fühlte er. sich doch als Ausländer
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Terlago-Thürmer, Band 44
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Terlago-Thürmer
- Band
- 44
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 360
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon