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Thugut Khugut
Penkler M . XXI, S.432) als dritter Joseph s Rücken und zu dessen höchstem
Dolmetsch nach Constantinopel, wurde
aber schon im folgenden Jahre nach Wien
zurückberufen und zum Hofsecretär in der
k. k. geheimen Hof- und Staatskanzlei
ernannt. Später nach längerem Aufent-
halte in Hermannstadt, erhielt er den
Geschaftsträgervosten in Constantinopel,
welcher inzwischen vom Hofkriegsrathe
getrennt und der k. k. geheimen Hof- und
Staatskanzlei untergeordnet worden war.
Bei der Pforte rückte er im Jahre 1770
zum Residenten, 1771 zum Hofrathe, Zorne — wie die „Lebensbilder aus dem
Befreiungskriege" melden. Im Jahre
1776 fand die Grenzberichtigung mit der
Pforte statt. Nun erbat er seine Ab'
berufung von dem Posten, auf welchem
er über zwei Jahrzehnte in verschiedenen
Diensteskategorien gewirkt hatte, und auf
welche Zeit er selbst in spateren Jahren
mit berechtigtem Stolze zurückblicken
konnte, denn im Orient war er auf
seinem rechten Platze gewesen. Dann
unternahm er auf eigene Kosten Reisen
Internuntius und bevollmächtigten Mi-; auf den Inseln und Küsten des Archipels
nister vor. Nun in eine höhere Sphäre! und machte nach seiner über Trieft er-
versetzt, lenkte er bald die Aufmerksamkeit ^ folgten Rückkehr nach Wien eine diplo-
auf seme Geschäftsführung. Nach dem zu ^ malische Reise durch Frankreich und
Gmrgewo abgeschlossenen Waffenstill-! Italien. 1778 bei Beginn des bayrischen
stände zwischen der russischen und tür- ^ Erbfolgekrieges wurde er von der Kaiserin
, kischen Armee ging er 1772 als Bevoll-i Mar ia Theresia in geheimer Mission
mächtigter auf den zu Fokscban, dann zu! ins Lager Friedrichs I I . gesckickt. Er
Bukarest abgehaltenen Congreß, bei! brackte neue Theilungsvorsckläge, Bayern
welchem Oesterreich und Preußen als Ver-^ betreffend, von denen König Fried'
mittler erschienen. Obschon aber der rich I I . nichts wissen wollte. Damals er-
Waffenstillstand am 9. November des- ! lebte der Freiherr eine Niederlage, die er
selben Jahres bis zum 20. Mär; 1773 ' zeitlebens nicht verwinden konnte. Er
verlängert worden war, brachen doch die > hatte die Karte Bayerns ins Zelt mit-
Feindseligkeiten zwischen beiden Mächten ! genommen und als er sie aufgerollt, den
wieder aus und endeten erst mit dem ! Bindfaden, mit welchem sie zusammen-
Frieden von Kaynardschi im Juli 1774. ! gebunden war, auf den Tisch gelegt.
I n diesem Jahre belohnte die Kaiserin ! Thu gut, von dessen Vorschlägen der
Mar ia Theresia „aus höchst eigener ^ König absolut nickts wiffen wollte, rollte
Bewegung" Thugut's bisherige Ver-! die Karte wieder zusammen und war,
dcenste mit der Verleihung des Freiherrn- ! gedemüthigt durch die unverhofft erlittene
standes. 1773 nahm er Theil au den ! Niederlage, eben im Begriffe, sich ,zu ent-
wichtigen Verhandlungen, welche von! fernen. Als er bereits die Zeltöffnung
Seite der Pforte die Abtretung der Bu-! überschritten hatte, wurde er von dem
kowina an Oesterreich, wodurch die Ver- ^ Könige, der bisher ziemlich unsanft gegen
bindung Galiziens mit Siebenbürgen! ihn gewesen, mit sanfter Stimme zurück-
hergestellt wurde, zur Folge hatten. Im , gerufen: „Uon^ur äe IKnFut : ' ' Da
August des nämlichen Jahres erhielt er! gewann Thugut's Miene die vorige
das Ritter- und vier Worden darauf das
Commandeurkreuz des königlich unga-
rischen St. Stephansordens — hinter siegesgewisse Heiterkeit, denn er war
überzeugt, daß seine Vorschläge gesiegt
hätten, und der König sich denn doch auf
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Band 45
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Thugut-Török
- Band
- 45
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 324
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon