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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Thugut-Török, Band 45
Seite - 195 -
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Titl 193 Titl welch beide Werke er diesem hohen Wür- denträger der Kirche dedicirte. Die Messe wurde auch in Prag und Wien unter Mitwirkung ausgezeichneter Künstler mit solchem Beifall aufgenommen, daß sich das Wiener Conservatorium für Musik eine Abschrift erbat und den Tonsetzer mit einer sehr schmeichelhaften Dank» adresse beehrte. Mit diesen immerhin ehrenvollen Huldigungen und Anerken« nungen gingen leider die materiellen Er- folge nicht Hand in Hand, und der in dürftigen Umständen lebende T i t l hatte mit einer ziemlich sorgenvollen Lage zu kämpfen. Indessen fanden seine bei En- ders in Prag periodisch erscheinenden Lieder, welche man Schubert's Ar- beiten, dessen Manen sie gewidmet waren, gleichzusetzen nicht anstand, gleichfalls sehr freundliche Aufnahme; sie sind auch in der That rein und klar in Erfindung und Durchführung gehalten, voll Melo- die, tadellos im Styl und zählen zu des Künstlers besten Arbeiten. Außerdem er- schienen damals von seinen Clavier- compofitionen ein Rondeau in <3, eine Polonaise in As und eine Faschingscaprice in ^., die sich durch leichten, melodiösen und gefälligen Gang auszeichnen. Zu jener Zeit lebte T i t l in Olmütz, wo er sich mit Unterrichtgeben beschäftigte, nebenbei aber einen ihm eigenthümlichen Kunstgriff, aus den Knoten seines Sack- tuches musikalische Gedanken herauszu- lesen, fleißig in Anwendung brachte, das heißt sehr viel Sachen componirte, von denen mehrere Männerquartette und ein! zum Lieblingsliede der Studentencon» ventikel erhobenes „Gondellied" zu er- wähnen sind. Wie in früheren Jahren sein vorerwähnter Sacktuchknopf, so wurde in seinen späteren Jahren wieder der weiße Handschuh, mit dem er — ohne ihn zu wechseln — jahrelang ! dirigirte, berühmt, oder besser gesagt, l berüchtigt. Von Olmütz folgte er 1833 ! einem Rufe nach Prag als Militär-Capell° I meister bei dem Infanterie - Regnnente ! Latour. Daselbst verlegte er sich vorab auf die Tanzmusik und wurde, wie einer seiner Biographen schreibt, der Regene- rator der damals graffirenden Polka, und feine „Wastelpolka" wie das eben er« ! wähnte „Gondellied" machte in der That , die Reise um die Welt und stand dann jahrelang auf den Walzen der Orgel» spieler, die irgendwo die Straßen einer Großstadt unsicher machten. Nach mehr- jähriger Thätigkeit als Militär-Capell- meister kam er 1840 als Capellmeister an das Iosephstädter Theater in Wien. I n dieser Stellung hatte er die Aufgabe, zu einer Unzahl nicht immer stylgerechter Possen die Musik zu schreiben, und er that es nicht selten mit besonderem Glücke, wie dies seine Musik zum „Zauberschleier" beweist, der über zweihundert Auffüh» rungen hintereinander und dann wieder zweihundert erlebte ^vergleiche Told's Biographie im nächstfolgenden Bandes - außerdem componirte er aber viele Lieder, die sich, wie seine früheren, freundlichster Aufnahme erfreuten. Nach einer durch die Sturm- und Drangperiode des Jahres 1848 aufgezwungenen Pause wurde er 1830 Kapellmeister an dem k. k. Hof» burgtheater in Wien, in welcher Stellung er über zwanzig Jahre verblieb, bis er, nachdem Dingelstedt das Burgtheater« orchefter reorganisirt und Julius Sulzer an dessen Spitze berufen hatte, im Jahre 1870 mit halbem Gehalte in den Ruhe- stand trat. In seiner letzten Stellung hat T i l l nicht weniger als 3l Tragödien- und DrameN'Ouverturen, zu 32 Stücken auch noch melodramatische Musik, zu 20 ande» reu Entreacts und Actschlüsse geschrieben, eine Masse von Orchestereinlagen, Mär«
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Thugut-Török, Band 45
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Thugut-Török
Band
45
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1882
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
324
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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