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) Franz Xaver
„Die Braut von Kynast" in gar wunder-
licher Weise gestaltete. War es der gluck-
liche Erfolg, den die im Ganzen ziemlich
mittelmäßige Arbeit davontrug, war es
der völlige Mangel an Stücken, wie sie
das Wiener Publicum eben liebte, kurz
mit einem Male machte Told die dra-
matische Muse zu seiner ausschließlichen
Sclavin und stellte nun dem Publicum
auf den Wiener Vorstadtbühnen die man-
nigfaltigen Kinder seiner Muse: Schau-
spiele, Melodramen, Possen, Zauber- und
Spectakelstücke vor, von denen einige gar
nicht üble Geschöpfe wären, wenn er in
der Ausarbeitung ihnen nur mehr Sorg-
falt angedeihen ließe. Aber die Art und
Weise ihrer Mache berechtigt zu der
Vermuthung, daß er bei vielen nur Pathe
gestanden, denn sie zeigen sich nach sorg-
fältiger Prüfung in Form und Styl oft
so grundverschieden, daß man sich Zwang
anlegen müßte, allen die gleiche Vater»
schaft zuzuerkennen. Manche sind von
ziemlich roher, manche von geglätteter
Arbeit, einige dürftig, einige inhaltarm,
andere wieder spannend und reich an Er-
findung. Diese innere Ungleichheit seines
Schaffens hat aber den einfachsten und
wohl annehmbarsten Grklärungsgrund
darin, daß weder sein Geist noch seine
Feder an allen Erzeugnissen, die sich
unter seinem Namen geben, mitgewirkt
haben. Das Glück, das einige seiner
Stücke hatten, bestimmte junge Talente,
denen theils die Gelegenheit fehlte oder
andere Rücksichten es verboten, sich in
die Oeffentlichkeit zu wagen: Told,
der natürlich dann auch den meisten
materiellen Vortheil daraus zog, zum
Adoptivvater ihrer Geisteskinder zu
wählen. Den größten Treffer aber machte
er mit seiner. Feerie „Der Zauber-
schleier", welche am 11. Februar 1842
unter P o k o r n y's Direction im Iosevhstädter Theater zuerst gegeben,
i dann über 400 Aufführungen, davon
200 in einem Jahre und von diesen
i wieder 100 nacheinander erlebte. Das
^ Stück selbst konnte als ein Meister-
! stück der Bearbeitung nicht gelten, der
i Verfasser — wenn es Told selbst war
! — hatte es ziemlich roh scenirt, den Duft
! des Wunderbaren, der um das eigentliche
Märchen spielt, mit etwas derber Hand
weggestreift und dafür dem Maschinisten
es überlassen, seine Wunder zu zeigen,
! was dieser auch wirklich that. Eine schöne
i Wandeldecoration, die eine Gruppe von
' Bildern aus Oesterreichs herrlicher Alpen
welt entfaltete, gleichsam Blume auf
Blume aus einem reichen Kranze fallen
lich, und Emil T i t l's sVand XI.V.
S. 193^ melodiöse Musik dazu schufen
das unerhörte Glück des „Zauber-
schleiers", zu welchem die im Ganzen
leidliche Aufführung nur nebenher etwas
beitrug. Fräulein Iofephine' Planer,
nachmals verehelichte Koch, hatte die
wunderbare Geduld und Ausdauer, zwei-
hundertmal nacheinander die Rolle der
Fee Zelia zu spielen. Die hundertste
Aufführung feierte Pokorny, da es
denn doch nicht anging, die Büste des
Autors in der Vorhalle seines Theaters
aufzustellen, dadurch, daß er im Sträußel-
saale des Iosephstädter Theatergeoaudes
den in der Erinnerung noch manchen
Wieners lebenden „Zauberschleier"-Ball
veranstaltete, zu welchem keine einzige
Karte verkauft wurde, auf dem viel-
mehr die Spitzen der Beamtenwelt, die
ersten Künstler und Künstlerinen sämmt-
licher Wiener Theater, alle Redacteure
und Mitarbeiter der Wiener Journale
als Eingeladene erschienen, und zwar
im Ganzen an 600 Personen. L an-
ner und sein Orchester spielten auf.
Auf Seit.: 9 u. f., wo Told's schrift-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Toffoli-Traubenburg, Band 46
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Toffoli-Traubenburg
- Band
- 46
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 330
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon