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Tomassni Tomassni
nicht nur selbst in sie, sondern riech sie
auch seinen jugendlichen Collegen auf
das ernstlichste an. Durcb dieses Ge-
baren aber brachte er seine Lehrer
gegen sicb auf, welche ihn bei seinen
(5ltem als einen Verführer der Jugend
und als einen Anhänger falscher An-
sickten verleumdeten, worüber es im
Vatechaufe zu unangenehmen Scenen
kam, die endlich in Tomasoni den
Entschluß reiften, sich den Verfolgungen
in Schule und Haus einfach dadurch zu
entziehen, daß er den Studien entsagte
und den Soldatenstand zum Lebens-
beruf erwählte. Im Waffendienste be-
nutzte er alle Muße zu seiner Weiter-
bildung- er erlernte fremde Sprachen,
übte sich im Reiten und Fechten und be-
trieb mit ganz besonderem Eifer mathe-
matische Studien, die er in seinem
Stande vorzüglich verwerthen konnte.
Mit achtzehn Jahren zum Fähnrich be-
fördert, zog er ins Feld gegen Frank-
reich. Die Compagnie, bei welcher er
diente, verlor in einem feindlichen Ueber«
fall alle Officiere,' er übernahm das
Commando und brachte die Compagnie,
nebst einem feindlichen Stabsofsicier,
den er gefangen genommen hatte, glück-
lich nach Eger. Für sein tüchtiges Ver-
halten wurde er zum Oberlieutenant be-
fördert. Nun aber wollte es das Unglück,
daß er stch in ein Madchen verliebte, für
welches auch sein vorgesetzter Comman-
dant in Liebe entbrannte. Die Widerwär-
tigkeiten dieser Nebenbuhlerschaft ließen
nicht lange auf sich warten und ver-
leideren ihm endlich seine Stellung der«
maßen, daß er, um sich weiteren Chicanen
und Verfolgungen zu entziehen, seine
Entlassung erbat. Damit war indeß seine
Neigung für den Soldatenstand nicht
erstorben, und nachdem er seinen Ab»
schied aus dem kaiserlichen Heere erhalten hatte, bewarb er sich um den Eintritt in
fremde Kriegsdienste, in denen ihm
wiederholt Gelegenheit ward, sich durch
seine Tapferkeit auszuzeichnen. Als im
Jahre 174? die österreichische Besatzung
aus Genua vertrieben wurde, trat er in
den Sold dieser Republik, welche ihm die
Besorgung ihres Geschützes übertrug,
wobei er sich als tüchtiger Fachmann be-
währte. Nach Beendigung des Krieges
wollte ihm das müßige Soldatenleben
im Frieden nicht behagen, er begehrte
seine Entlassung und für seine Dienste
reichlich belohnt, kehrte er in seine Vater-
stadt Prag zurück/ Daselbst unterzog er
! sich den Prüfungen als Geometer und
^ trat dann die Stelle eines königlichen
, Landmessers an, wodurch seine Pläne bei
vorfallenden Grenzstreitigkeiten so zu
sagen amtlichen Charakter erhielten, in-
! dem auf ihrer Grundlage die Entschei-
< düng erfolgte. Im Jahre 1736 ging er
i nach Wien, und dort gelangte er durch
^ seine tüchtigen Kenntnisse zur Professur
der Mathematik an der Savoyischen
Ritterakademie. Schnell verbreitete sich
sein Ruf als Mathematiker, und Männer,
die in Amt und Ansehen standen, wurden
seine Schüler. Gleichzeitig versah er auch
das Lehramt der bürgerlichen Baukunst,
Optik und Perspective an der k. k. Maler-
und Bildhauer-Akademie in Wien. Als
ehemaliger Soldat trieb er die Studien
über Festungsbau und Feldbefestigung
mit großem Eifer fort, machte verschiedene
Modelle aus Thon oder Holz und erfand
eine sinnreiche Vorrichtung, mittels deren
die Infanterie einer Armee sammt ihren
Waffen leicht über einen Fluß setzen
konnte. I n Gegenwart mehrerer Gene-
rale und anderer Fachmänner wurde die
Probe mit glücklichem Erfolg auf der
Donau ausgeführt. Die Vorrichtung
selbst wird noch heute im kaiserlichen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Toffoli-Traubenburg, Band 46
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Toffoli-Traubenburg
- Band
- 46
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 330
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon