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) Wenzel Wladiwoj 8^) Tomek^ Wenzel Wladiwoj
schichte an der Prager Universität, 1861
Gemeindeältester, dann Deputirter des
böhmischen Landtags, welcher ihn in das
Abgeordnetenhans des österreichischen
Reichsrathes entsendete. I n diesem blieb
er nun bis zum Juli 1862, im böhmischen
Landtag aber bis Ende 1866, wo er in
erster Reihe zu den Vertretern des eben
erst erfundenen böhmischen Staatsrechts
gehörte. Auch war er auf dem Landtage
unter den Rednern nie bemerkt worden.
Dagegen unterzog er sich mit allem Eifer
eines Patrioten den stilleren Arbeiten im
Club und in den Commissionen. Aus
seiner Feder ging zunächst das Gesetz
über die Gleichberechtigung auf der Prager
Universität hervor, welches im Jahre
1866 mit einigen geringen Abänderungen
vom Landtage angenommen wurde. Nach
Ablauf der ersten Periode des Reichs-
rathes betheiligte sich Tomek als Ver-
trauensmann der öechischen Abgeordneten
an der Aufstellung der neuen Candidaten
für die nächste Wahlperiode, lehnte aber
für sich jede Wahl ab, entschlossen, nur
noch seinen wissenschaftlichen Arbeiten
sich zu widmen, unter denen seine dritte
völlig neue Umarbeitung der „Geschichte
Böhmens" zu erwähnen ist, welche im
Jahre 1863 auch in deutscher Bearbei-
tung erscbien. Während er mit den Vor«
arbeiten zum zweiten Theile seiner „Ge-
schichte Prags" beschäftigt war, stellte sich
ihm die Nothwendigkeit heraus, derselben
ein anderes Werk, nämlich die „Grund-
lagen der alten Topographie Prags",vor-
angehen zu lassen, und so veröffentlichte
er denn die ^2ä.kl.Hä)' st^relio niistopisu
I>rg.25köko". 1876 folgte der dritte
Band seiner „Gesckichte Prags". Wäh-
rend die ersten zwei außer der Geschichte
der Stadt auck jene der deutschen Nn-
wandernng in Böhmen bis zum vier-
zehnten Jahrhunderte und der mit ihr im Zusammenhang stehenden Entwicklung
von Gewerbe und Handel enthalten,
schildert der dritte Band die Zeit vom
Regierungsantritte Wenzels IV. bis
zu dessen Tode (1378—1419). Die Ge
schichte Prags darin nur ganz neben-
sächlich behandelnd, betrachtet er es als
seine Hauptaufgabe, einen Abriß der Ge«
schichte unter Wenzel IV., soweit sie
Böhmen betrifft, zu geben und daran die
Geschichte der Ursachen und Folgen von
Husens Wirksamkeit zu knüpfen. Daß
unter solchen Umständen das Ende des
Werkes nicht abzusehen, versteht sich
von selbst, wie auch, daß der Titel
einer Geschichte von Prag ein ganz un-
richtiger ist. Jedoch soll bis zur Stunde
schon der fünfte Band erschienen sein.
Tomek bekleidet zur Zeit die Würden
eines k. k. Regierungsrathes, eines Mit-
gliedes des Prager Stadtverordneten-
Collegiums, des Professors der österrei-
chischen Staatengeschichte an der Präger
Universität, des Präses-Stellvertreters
der wissenschaftlichen Gymnasial - Prü-
fungscommission, auch ist am 21. Juli
1876 seine Wahl zum correspondirenden
Mitglied der philosophisch - historischen
Classe der kaiserlichen Akademie der Wis-
senschaften in Wien genehmigt worden.
Seine Frau, L u d m i l l a ' geborene
D ä n o v , mit welcher er sich im Jahre
1847 vermalte, wurde ihm 1868 durch
den Tod entrissen. Tomek zählt gegen-
wärtig zu den gründlichsten Historikern
in Böhmen, daß er als solcher auf
öechischem Standpunkte steht, wird man
ihm nicht verargen dürfen. Seine Ge-
schichte Prags ist eine unerschöpflicbe
Fundgrube für die Romanschriftsteller,
was sich auch mehrere der jüngeren be-
reits zu Nutze gemacbt haben.
Comck's Schriften in chronologischer Folge.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Toffoli-Traubenburg, Band 46
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Toffoli-Traubenburg
- Band
- 46
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 330
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon